Mit einem gut besuchten Wirtschaftsforum machte jetzt die Göppinger IHK-Bezirkskammer auf den Wirtschaftsstandort Kosovo aufmerksam. Über 40 Unternehmer waren teilweise aus ganz Deutschland angereist und informierten sich aus erster Hand. Organisiert wurde das Wirtschaftsforum in Kooperation mit Nora Hasani, der Geschäftsführerin der kosovarisch-deutschen Wirtschaftsvereinigung (KDWV) in Prishtina. Hasani vertritt ein Netzwerk von mehr als 200 Unternehmern und war mit einer 13köpfigen Delegation aus Prishtina nach Göppingen gekommen. Ebenfalls zu Gast war der neue Konsul der Republik Kosovo Hamdi Bērbatovci aus Stuttgart, den sowohl Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier als auch die IHK-Präsidentin Edith Strassacker besonders begrüßten.
Strassacker betonte, dass im Kreis Göppingen viele Menschen aus dem Kosovo in zahlreichen Mitgliedsunternehmen integriert seien. Angesichts der anstehenden Europawahlen wünschte sie sich, dass der Kosovo möglichst schnell Beitrittskandidat der EU werden sollte. „Um das Land und die Menschen dabei zu unterstützen, ist eine gute wirtschaftliche Entwicklung vermutlich einer der größten Hebel“, so die Präsidentin. Ein duales Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild könne dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch seien Partnerschaften zwischen Kommunen, wie die ersten Kontakte Göppingens mit der Stadt Gjakova im letzten Jahr gezeigt hätten, besonders wichtig.
In ihrem beeindruckenden Vortrag machte Nora Hasani anschließend deutlich, warum der Kosovo als Investitionsstandort bei deutschen Unternehmen so beliebt sei. Dazu zählten neben EU-konformen Gesetzen in englischer Sprache auch ein stabiles Banken- und Finanzsystem. Die geringen Energiepreise führen zu wettbewerbsfähigen Betriebskosten. Sehr niedrige Steuersätze, eine optimale geographische Lage sowie der offene Zugang zu den EU-Märkten und zu den Häfen in Albanien und Griechenland seien weitere wesentliche Investitionsmotive. Die Wirtschaft des Kosovo wuchs 2023, getrieben von öffentlichen Ausgaben und privatem Konsum, um 3,3 Prozent, wie der Kosovoexperte Felix Schwickert vom German Economic Team (GET) aus Berlin berichtete. Für 2024 und die kommenden Jahre werde ein stabiles Wachstum von ca. 4 Prozent erwartet. Die Wachstumserwartung für den Kosovo liege damit am oberen Ende des regionalen Vergleichs, so Schwickert. Zu den Herausforderungen für den Kosovo gehörten nach seiner Analyse das hohe Defizit in der Warenbilanz und die Nicht-Durchführung von geplanten, öffentlichen Investitionen. Im Bereich der Energie- und Klimapolitik habe das Land mit dem geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien große Ambitionen. Die kosovarische Delegation besuchte anschließend ein Göppinger Industrieunternehmen. „Das hat uns noch einmal verdeutlicht, wie wirtschaftlich stark die Region und vor allem Göppingen ist“, zeigte sich Hasani beeindruckt. Ein Göppinger Mittelständler, der den Kosovo im letzten Jahr besucht hatte, fasste seinen Eindruck von dem Land wie folgt zusammen: „Die Menschen und das Land sehnen sich förmlich nach wirtschaftlichem Erfolg und tun alles dafür. Und sie sind extrem nach Europa und Deutschland orientiert.“ Diesen Eindruck konnten andere anwesende Unternehmen und die IHK bestätigen. Eine Fortsetzung der Vernetzung soll jetzt folgen.
PM IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Göppingen