Textilflechterei Hähnle muss Betrieb einstellen

Der Geschäftsbetrieb der Textilflechterei Hähnle in Ottenbach ist eingestellt. Laut Insolvenzverwalter Rainer Tillmann lassen die Rahmenbedingungen eine Fortführung des über 40 Jahre alten Unternehmens nicht mehr zu. Am 1. März wurde deshalb das Insolvenzverfahren eröffnet, das der Geschäftsführer im Januar beim Amtsgericht Göppingen beantragt hatte.

Rechtsanwalt Rainer Tillmann, der das Ottenbacher Unternehmen seit dem Insolvenzantrag mit dem Geschäftsführer vorläufig fortgeführt hat, verschaffte sich zunächst einen Überblick über die wirtschaftliche Lage des Betriebs, der zum Schluss noch 13 Mitarbeiter, darunter viele in Teilzeit, hatte. Tillmann anerkennt, dass der Unternehmer den Betrieb seit der Übernahme von seinem Vater im Jahr 1995 mit einem hohen Maß an Einsatz, Pragmatismus und Erfindungsgabe trotz des kontinuierlich steigenden Preisdrucks fortführen konnte. Auch mit einer fortlaufenden Spezialisierung auf kleinteilige Produkte und geringere Chargen seien nachhaltige Überschüsse heute nicht mehr erzielbar, folgert Tillmann aus der wirtschaftlichen Analyse des Textilflechterei. Laut Tillmann war der Geschäftsführer entsprechend dem Votum seiner spezialisierten Berater daher gehalten, den Insolvenzantrag zu stellen. Das führe nun zur Einstellung des Geschäftsbetriebs und Entlassung aller Mitarbeiter.

Die Textilflechterei Hähnle war 1980 von Walter Hähnle gegründet worden und stellte zu Beginn Uhren-  und Badearmbänder aus Perlon sowie Sporenriemen her. Später kamen noch Geflechte für Fischernetze und Seile für Yachten hinzu. 1995 übernahm der älteste Sohn des Firmengründers den Betrieb. 2002 zog die Firma in ein neues, größeres Gebäude um. In den folgenden Jahren trat die dritte Generation, die Enkel Tobias und Christian des Firmengründers, in das Unternehmen ein wo nach Firmenangaben auf etwa 500 unterschiedlichsten Maschinen über 2000 verschiedene Artikel hergestellt wurden. Von der hauchdünnen Angelschnur aus Hightech-Material bis hin zur Zauberschnur aus Baumwolle für Kinderspielzeuge wurde geflochten, gestrickt, gewoben und gewirkt. Während der Corona-Pandemie wuchs die Nachfrage von Maskenherstellern nach elastischen Kordeln (Ohrschlaufen).  Über 50 Millionen Meter an elastischen Ohrschlaufen für die Maskenherstellung verließen das Ottenbacher Unternehmen, das nach der Pandemie-Zeit auch wegen hoher Energiekosten und dem durch die Inflation nachlassenden Konsum in Bedrängnis geriet.

Geschäftsführer Roland Hähnle bedankt sich auf diesem Weg bei seinen engagierten und immer motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Zusammenhalt in schwierigster Zeit, sie waren für ihn wie seine zweite Familie.

Der Insolvenzverwalter bietet gemeinnützigen Einrichtungen an, Bastelmaterial (Schnüre, Kordeln usw.) an Wochentagen vormittags bei dem Unternehmen im Brühl 4 in Ottenbach abzuholen.

Rüdiger Gramsch

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