Mit der Auszeichnung zur Fairtrade-Town wird das Uhinger Engagement für eine bessere Welt belohnt

Die Stadt Uhingen trägt seit einigen Jahren dazu bei, dass die Lebensbedingungen in ärmeren Ländern dieser Welt besser werden: Dieses Engagement gipfelt nun in der Ernennung zur Fairtrade-Town – die 163. in Baden-Württemberg und die 860. in ganz Deutschland. „Uhingen spielt in der Champions-League mit  Amsterdam, Brüssel und anderen Metropolen“, lobte Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz. Nur: Allein schafft es die Stadt Uhingen nicht, die Welt ein bisschen besser zu machen, das wurde bei der offiziellen Auszeichnungsfeier deutlich. Die Stadt benötigt die Hilfe eines jeden Menschen. Wie das gelingen kann, zeigte sich beim anschließenden nachhaltigen Martini-Markt.

„Ich bin wahnsinnig stolz, dass wir in Uhingen diese Auszeichnung erhalten“, sagte Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger im Uditorium vor etwa 70 geladenen Gästen. Die Anwesenheit der vielen Menschen, darunter Gemeinderäte aller Fraktionen, untermauere auch die Bedeutung, sich gegen die Ausbeutung des Planeten zu stemmen. Doch der Titel, Fairtrade-Town, den Uhingen zunächst für zwei Jahre erhält, ist nicht nur eine Auszeichnung, um sich zu schmücken. Es ist auch eine Verpflichtung. „Das Fairtrade-Siegel ist ein wichtiger Baustein, um die globale Entwicklung zu beeinflussen.“

Das machte der Bürgermeister anhand von drei Schlagwörtern deutlich: Sozialer Verantwortung, Klimawandel und Flüchtlinge. „Als Familienvater und Bürgermeister bin ich überzeugt: Kein Mensch ist auf der Flucht, wenn er nicht fliehen muss“, sagte Matthias Wittlinger. Ziel müsse es daher sein, die Lebensgrundlage in den anderen, oft ärmeren, Ländern so zu beeinflussen, dass die Menschen vor Ort zufrieden seien und nicht ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben verlassen müssen. Dabei hilft die Fairtrade-Bewegung, die Produzenten (in anderen Ländern) faire Löhne für ihre nachhaltig erzeugten Waren zahlt. „Wir können ein bisschen von unserem Wohlstand abgeben, indem wir etwas mehr Geld für faire Produkte ausgeben“, sagte Matthias Wittlinger und erwähnte lobend das Jahre lange und über die Maßen engagierte Bemühen der Lokalen Agenda 21: „Sie war immer Impulsgeber und ihrer Zeit voraus.“ Es habe immer eine gewisse Zeit gedauert, bis die Ideen aus der Gruppe heraus auch im Alltag der Menschen angekommen seien.

Und auf das Engagement ging anschließend Roswitha Heinemann von der Lokalen Agenda 21 und von der Steuerungsgruppe Fairtrade-Town ein. Seit 1999, nachdem sie nach einem Beschluss des Gemeinderats gegründet worden war, füllt die Lokale Agenda 21 in Uhingen das Leitmotiv „Global denken – lokal handeln“ mit Leben. Tatkräftig unterstützt werden die Ehrenamtlichen dabei von der Stadtverwaltung in Person von Martina Bartos, die die Aktionen koordiniert. Ein Einkaufsführer; Unterstützung durch örtliche Händler und Gewerbetreibende, die nicht nur fair gehandelte Lebensmittel, sondern auch Kleidung, anbieten; das seit diesem Jahr stattfindende Café-Fair; Koch-Aktionen mit zumeist fairen Lebensmitteln im Jugendhaus; das Thema Fairtrade im Schulunterricht und das Bestreben der Hieberschule eine Fairtrade-School zu werden – Roswitha Heinemann nannte einige Aktivitäten, mit denen sich die Lokale Agenda 21 vor Ort in Uhingen für eine gerechtere Welt einsetzt. Und mit der Auszeichnung zur Fairtrade-Town, machte sie deutlich, ist kein Ende des Engagements in Sicht, sondern die Ernennung ist vielmehr Motivation: „Wir werden uns weiterhin für Fairtrade und für die Verbreitung des Gedankens einsetzen.“

Ende 2021 fand im Uditorium eine Auftaktveranstaltung zur Bewerbung als Fairtrade-Town statt. Dabei hatten sich neben den Mitgliedern der Lokalen Agenda 21 weitere Bürgerinnen und Bürger zur Mitwirkung an einer lokalen Steuergruppe bereit erklärt. Gemeinsam mit der Sprecherin Margarete Wais, unterstützt von Roswitha Heinemann, setzten seither die Beteiligten alles daran, die fünf weltweit einheitlichen Kriterien zu erfüllen: Unter anderem bei allen Sitzungen des Gemeinderats und seiner Ausschüsse sowie im Büro des Bürgermeisters Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel wie Tee, Saft oder Gebäck anzubieten; die Gründung einer lokalen Steuerungsgruppe zur Koordinierung der Aktivitäten vor Ort in den Bereichen Politik/Verwaltung, Handel und Zivilgesellschaft; Fairtrade-Produkte im Sortiment von mindestens vier Einzelhandelsgeschäften und mindestens zwei Gastronomen (mittlerweile führen zahlreiche Supermärkte, Handelsketten und unabhängige Lebensmittelgeschäfte Fairtrade-Produkte); Verwenden von Fairtrade-Produkten in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen inklusive Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“. Und zu guter Letzt, getreu dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“, musste mit einer kontinuierlichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein für eine globale Verantwortung und den fairen Handel  in der Bevölkerung gesteigert werden.

„Richtig beeindruckt“, sei er, gestand Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz. Doch nicht nur vom Bemühen der Stadt um das Siegel. „Uhingen ist eine familienfreundliche Stadt, wie ich bei einem Spaziergang erlebt habe“, stellte der Fairtrade-Botschafter fest. In einer launigen Rede lobte er das Engagement der vergangenen Jahre, das nun Früchte trägt. „Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen“, sagte er und mahnte auch, nicht nachzulassen. „Viele Kaffeetrinker haben zuhause teure Maschinen, aber billigen Kaffee“, berichtete Manfred Holz und warb dafür, etwas vom eigenen Wohlstand abgeben zu können: „Sorgen wir dafür, dass die, die uns den Tisch decken, selbst satt werden.“ Dass nicht einzig die Stadtverwaltung, sondern auch die Kunden in den Geschäften mit einer im Vergleich kleinen Tätigkeit wie einem Einkauf schon eine Veränderung bewirken können, machte er mit einer anderen wortgewitzten Aussage deutlich: „Die Moral endet nicht am Regal“, mahnte er.

Nach dem offiziellen Festakt, der musikalisch vom Posaunenchor Uhingen umrahmt wurde, zog es viele ins Jugend- und Bürgerhaus an der Kirchstraße 1 gegenüber des Rathauses, zu einem nachhaltigen Martini-Markt. Er fand erstmals – und anlässlich der Auszeichnung – statt und sorgte für Staunen. Nicht nur Fairtrade-Botschafter Manfred Holz etwa war ganz angetan vom Charme des mit Balken durchzogenen Gebäudes und dem vielfältigen Angebot nachhaltiger Waren, auch die zahlreichen Besucherinnen und Besucher lobten das Jugend- und Bürgerhaus mit all seinen Möglichkeiten. Und man konnte fündig werden: Bekleidung, Deko-Artikel und Karten, Spielsachen oder leckere Köstlichkeiten. Das Besondere am Martini-Markt-Sortiment waren die eigene Herstellung, die liebevolle Präsentation, der Ideenreichtum der Mitmacher und der nachhaltige Hintergrund. Unglaublich, welche Auswahl auf einem Meter Tisch präsentiert werden kann. Den Erlös einem guten Zweck zugutekommen zu lassen und zu teilen, wie es beispielsweise der Strickkreis Sparwiesen oder die Igelhilfe machten, folgte ganz dem Gedanken vom Heiligen Martin, der ja bekanntermaßen seinen Mantel mit einem armen Menschen teilte. Diese und andere Geschichten wurden in der kuscheligen Leseecke im Dachgeschoss vorgelesen.  Bei Bastelangeboten für Groß und Klein entstanden Adventskarten, Laternen oder Schmuck aus zuvor geschmolzenen Silberstückchen. Zur Stärkung gab es im Café Fair selbstgebackene  Kuchen bei gepflegter Kaffeehaus-Musik und im Jugendhaus alkoholfreien Punsch und Kürbissuppe. „Toll waren das Zusammenwirken der etwa 70 beteiligten Akteure und der große Zuspruch der Gäste an diesem anheimelnden Ort. Das hat Spaß gemacht und sorgte für eine gelungene Premiere“, sagte Ralf Ayrer, einer der Sprecher der Lokalen Agenda 21, zufrieden. Eine Fortsetzung ist angesichts dieses Auftakterfolgs nicht ausgeschlossen.

Nach der offiziellen Verleihung des Titels Fairtrade-Town folgte im Jugend- und Bürgerhaus der nachhaltige Martini-Markt mit einem vielfältigem Angebot. Fotos: Stadtverwaltung

 

PM Stadt Uhingen

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