Nachdem die Stuttgarter Straße (L 1192) innerhalb von Uhingen in unterschiedlichen Abschnitten gesperrt war, ist sie unter geringen Einschränkungen wieder passierbar. Wer aus dem Nassachtal kommt, muss dagegen noch für wenige Tage einen Umweg in Kauf nehmen. Hätte das Regierungspräsidium auf die Sanierung verzichtet, hätte das weitreichende Folgen gehabt.
Die Sanierung der Landesstraße 1192 treibt seit einigen Wochen viele Menschen aus Uhingen und den Nachbarkommunen um. Denn der sonst für sie kürzeste Weg in Geschäfte, zur Arbeit oder anderen Zielen wird wegen der Sperrung erschwert. Allerdings handelt es sich bei den notwendigen Arbeiten um keine schlecht geplante Maßnahme, wie von manchen Zeitgenossen suggeriert wird. Die Sanierung ist schlichtweg notwendig, da die L 1192 auf knapp zwei Kilometern Länge in einem so derart schlechten Zustand ist, das Handlungsbedarf geboten ist. Die innerörtlichen Baumaßnahmen aber, die den Alltag einiger Menschen besonders beeinträchtigt haben dürften, sind schon abgeschlossen.
Hätte das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS), in dessen Zuständigkeit die Straße und somit Sanierung fällt, die Arbeiten aufgeschoben, so hätte das weitreichende Folgen gehabt: „Größere Schäden, umfangreichere Sanierungsmaßnahmen, wesentlich höhere Kosten und deutliche längere Sperrungen“, zählt Sabawun Khostwal vom Baureferat Göppingen des RPS auf. Die Sanierung würde also nicht etwa 1,2 Millionen Euro an Steuergeldern kosten, sondern mehr – und auch müsste die Straße viel länger gesperrt werden. „Das dürfte wohl kaum im Interesse der Bürger liegen“, ergänzt auch Uhingens Ordnungsamtsleiter Michael Eberhard.
Dass die Bauarbeiten seit Mitte Oktober und noch bis Ende November andauern, hat aber noch einen weiteren Grund. Denn eigentlich wirkt es so, als wären die Arbeiten auf gerader Strecke der L 1192 schon längst abgeschlossen; sogar die Fahrbahnmarkierungen auf der neuen Asphaltdecke sind aufgebracht und der Verkehr rollt wieder zwischen Uhingen und dem benachbarten Ebersbach. „In Uhingen werden aber zwei Maßnahmen umgesetzt“, macht Sabawun Khostwal deutlich: Neben Straßenbauarbeiten erfolgen aufwendige Tiefbauarbeiten für die Umgestaltung der Ampel des Knotenpunktes L 1192/L 1152 (Nassachtaler Straße). „Dadurch werden aufeinanderfolgende Sperrungen innerhalb kürzerer Zeit vermieden“, betont der Experte vom Baureferat des RP Stuttgart. Die Arbeiten können quasi in einem Aufwasch erledigt werden.
Dass die Arbeiten im Kreuzungsbereich umfangreich sind, zeigt sich auch anhand der geplanten Dauer: Sie stellen den längsten Bauabschnitt dar. Während die anderen Abschnitte nur etwa eine Woche angedauert haben und die jeweiligen Sperrungen dementsprechend auch so lange abschnittsweise erfolgt sind, soll der vierte Abschnitt bis Samstag, 18. November, andauern (Beginn war am 30. Oktober). In dieser Zeit ist der Kreuzungsbereich für den Verkehr komplett gesperrt, wobei die Fahrt zwischen Uhingen und Ebersbach möglich ist. Wer vom Nassachtal kommt, wird in beide Fahrtrichtungen entsprechend der jeweiligen Abschnitte über die B 10 umgeleitet.
Vorwurf der schlechten Planung
Vor allem in den ersten drei Bauabschnitten, als die Fahrt auf der Stuttgarter Straße (L 1192) in Uhingen und somit die Anbindung zum Gewerbegebiet „Unterer Wasen“ und Gewerbetreibenden entlang der Straße nur unter Umwegen möglich war, wurde Kritik laut. Von schlechter Planung war die Rede – vor allem bei selbsternannten Experten für solche großen Straßenbaumaßnahmen. Hat denn das zuständige RP wirklich schlecht geplant? „Die Maßnahme wurde mit einem sehr engen Zeitfenster geplant und die Abschnitte wurden so gewählt, dass den Anliegern stets die Zufahrt aus einer Richtung möglich ist“, betont Sabawun Khostwal. „Die Planung der Maßnahme wurde nach der Vergabe sogar überarbeitet, sodass eine weitere Woche Bauzeit eingespart wurde.“ Durch die äußerst enge Bauzeit und die Möglichkeit aus einer Richtung zufahren zu können, seien die Auswirkungen auf die Anlieger so gering wie möglich gehalten. „Wir haben Verständnis, dass die Sperrungen zu Problemen im Alltag geführt haben – wenn auch nur zeitlich begrenzt“, ergänzt auch Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger. Allerdings: „Wir haben das Glück, dass parallel die B 10 an Uhingen vorbeiführt und der überörtliche Verkehr sowie Schwerlastverkehr größtenteils aus den Nebenstraßen und somit aus dem Ort herausgehalten werden konnte.“ Zudem verweist der Bürgermeister darauf, dass ohne B10 eine Umfahrung der Baustelle nur auf einer weiträumigen Umleitungsstrecke möglich gewesen wäre. Und vor allem die Belastung durch den Schwerlastverkehr kann einer Straße zusetzen. Grundsätzlich geht das Regierungspräsidium beim Einbau einer neuen Asphaltdeckschicht von einer Liegedauer von 15 Jahren aus. „Dies hängt allerdings von mehreren Faktoren ab, vor allem von der Belastung durch den Schwerverkehr“, erklärt Sabawun Khostwal.
Zwar gibt es innerörtliche Schleichwege, die vor allem ortskundige Menschen kennen – und zum Leidwesen der Anwohner entlang dieser Routen auch nutzen. „Hätten wir sie als offizielle Umleitungsstrecken empfohlen, wären dort noch viel mehr Fahrzeuge als ohnehin schon unterwegs“, betont Ordnungsamtsleiter Michael Eberhard und verweist auf Beschwerden von Anwohnern, die sich am gestiegenen Verkehrsaufkommen gestört haben und noch immer stören. Die Ausweichrouten für den Verkehr zu sperren, das wäre aber ebenfalls nicht in Frage gekommen, da sonst Anwohner oder Angestellte nicht zu ihren Wohnungen oder zur Arbeitsstelle kommen könnten. Eine Sperrung mit dem Zusatz „Anlieger frei“ zu veranlassen, wie aus Teilen der Bevölkerung gewünscht, wäre in der Umsetzung kaum zu stemmen – und nicht rechtens: „Jeder, der einen Schleichweg nutzen will, würde sich als Anlieger bezeichnen – obwohl das nicht korrekt ist“, ergänzt Ordnungsamtsleiter Michael Eberhard. Das sei auch mit einem erheblichen Aufwand verbunden: Wer kontrolliert täglich 24 Stunden und sieben Tage in der Woche, dass tatsächlich nur Anlieger unterwegs sind? Außerdem muss trotz der Baustelle gewährleistet sein, dass langsame Fahrzeuge wie etwa Traktoren oder Motorroller, die nicht die offizielle Umleitung (B10) nutzen dürfen, zwischen Uhingen und Ebersbach fahren können, betont Michael Eberhard weiter. Dennoch ist er froh, dass die Mehrheit der Menschen Verständnis für die Notwendigkeit der Sanierung der L 1192 zeigt, auf die die Stadt Uhingen übrigens keinen Einfluss hat.
Wenn die Arbeiten im Bereich des Knotenpunkts L 1192/L 1152 abgeschlossen sind, folgt der fünfte und letzte Bauabschnitt: Er schließt auf der L 1192 an den Kreuzungsbereich L 1192/L 1152 an und reicht in Ebersbach bis zur Zufahrt der Spedition Haller. Der fünfte Bauabschnitt beginnt voraussichtlich am Montag, 20. November, und soll bis Donnerstag, 30. November, abgeschlossen werden. Während dieser Zeit muss der Abschnitt aus Gründen der Verkehrs- und Arbeitssicherheit voll gesperrt werden. Gemeinsam mit dem vierten und fünften Abschnitt werden außerdem Teile des in diesem Bereich parallel zur L 1192 verlaufenden Geh- und Radwegs saniert. In diesem Abschnitt wird der Verkehr in Richtung Ebersbach am Knotenpunkt L 1192/L 1152 auf die B 10 geleitet und kann an der nächsten Ausleitung nach Ebersbach fahren.
Info: Das Regierungspräsidium Stuttgart lässt die L 1192 sanieren, da es sich um eine Landesstraße handelt. Die Kosten liegen bei etwa 1,2 Millionen Euro.
PM Stadt Uhingen