An der Heerstraße modellieren schwere Baufahrzeuge das Gelände für das zirka 400.000 Euro teure Freizeit-Areal. Zum Baubeginn war sogar eine Fachfirma für Kampfmittelräumung auf dem Areal direkt neben dem TV Uhingen im Einsatz.
Es ist eines der vielen Projekte, die die Stadt Uhingen in diesem Jahr anpackt: der geplante Skatepark und Pumptrack beim TV Uhingen an der Heerstraße. Für 400.000 Euro entsteht dort auf städtischem Grund eine Freizeitanlage, auf der die Nutzer mit ihren Fahrrädern, Skateboards oder Inline-Skates fahren können.
Vor wenigen Tagen haben die Arbeiten begonnen. Doch nicht nur Bagger und Planierraupen sind vor Ort im Einsatz – auch Experten für Kampfmittelräumung. „Es gab eine Luftbildauswertung, die zwei Bombentrichter auf dem Gelände zeigte“, erklärt Simon Weislogel, der mit seinem Kollegen Heinz Bleich vom Stadtbauamt die Baumaßnahme leitet. Daraufhin musste eine Kampfmittelerkundung beauftragt und durchgeführt werden, um eine Baufreigabe für die Flächen und Bereiche zu erhalten. Bei einer Sondierung
der Fläche wurden hunderte sogenannter Anomalien entdeckt, welche auf ein Vorhandensein von Munition jeglicher Art schließen lassen. „Daher war vorsichtiges Vorgehen angesagt“, ergänzt Simon Weislogel. Theoretisch hätte sich also eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden neben dem TVU befinden können, die seit Jahrzehnten den Umwelteinflüssen ausgesetzt war. Und würden schwere Baufahrzeuge über die explosiven Sprengkörper fahren oder sie gar mit der Schaufel des Baggers oder der Planierraupe berühren, könnte das verheerende Folgen haben. Deshalb investierte die Stadt zusätzlich in eine sogenannte baubegleitende Kampfmitteluntersuchung. Beim Abheben der obersten Bodenschicht mit einem Bagger wurden dann aber zum Glück nur alte und verrostete Schrottsachen gefunden: Eisenträger, Reste eines Maschendrahtzauns, ein verbogener Kochtopf, Metallstangen oder ein Fahrradrahmen. „Deshalb konnte relativ schnell Entwarnung gegeben werden“, erklärt Simon Weislogel weiter.
Damit die neue Anlage erstellt werden kann, muss einiges an Erde bewegt werden. Denn für den Skatepark und Pumptrack (eine künstlich angelegte Mountainbike-Strecke) sowie den Lärmschutzwall muss zunächst das Gelände modelliert werden. Geplant ist eine zweigeteilte Anlage, die zusammen etwa 1600 Quadratmeter groß werden wird: ein Skatepark und ein Pumptrack, die das gesamte Areal in etwa zwei gleichgroße Fläche teilen. Beim Skatepark wird es diverse Hindernisse und Elemente geben, an denen die Nutzer ihre Tricks ausprobieren können – ähnlich der Anlage an der Römerstraße: Halfpipe/Bowl/Ledges in unterschiedlichen Höhen, Stairs, niedrige und hohe Rails und Rampen. Beim Pumptrack entstehen dagegen Starthügel, Lines mit Sprüngen, Kurven zur Hanglage sowie ein Sprung ohne Gap, den auch Anfänger befahren können. Sitzgelegenheiten und ein Parkplatz in unmittelbarer Nähe zur Anlage werden ebenfalls geschaffen.
„Grundsätzlich begrüßen wir den Skatepark und Pumptrack“, sagt Michael Hohensteiner, Bereichsleiter Abteilungen beim TVU, der begleitend in das Vorhaben einbezogen war. Das sei eine Bereicherung für die Jugend in Uhingen. „Wir sehen den Mehrwert für die Jugend der Stadt Uhingen.“ Nun hoffen die Verantwortlichen des TVU sowie die zirka 1500 Mitglieder auf ein gutes Miteinander zwischen den Nutzern des Skateparks und Pumptracks sowie eine angenehme Nachbarschaft ohne negative Begleiterscheinungen.
Dazu seien aber noch einige Punkte zu klären. Im Rahmen der Spielplatzkonzeption 2021 der Stadt brachte die Vereinsjugend des TV Uhingen den Vorschlag ein, neben der Sporthalle an der Heerstraße eine Bikeanlage zu installieren. Im Rahmen der Untersuchungen zum Spielplatzkonzept wurde auch der Standort des bestehenden Skateparks in der Römerstraße hinterfragt. Hier kam über die Jugendbeteiligung die Anregung, einen geeigneteren Standort zu suchen. Unter anderem wurden bei einem Skateprojekt des SOS-Kinderdorfs im Jugendhaus Uhingen Ideen für die Gestaltung der neuen Anlage gesammelt.
Einer, der sich damals ebenfalls in dem Projekt eingebracht hat, ist der Uhinger Christian Geiger. Der passionierte Skater mit jahrelanger Erfahrung auf dem Skateboard wurde dann in das Vorhaben einbezogen und engagierte sich seither bei der Planung. Seit er 15 Jahre alt ist, skatet der mittlerweile 42-Jährige und kann dadurch einiges an Erfahrung aufweisen. „Wenn die Anlagen und der Platz so gestaltet waren, dass wir uns wohl gefühlt haben, hat das Fahren immer mehr Spaß gemacht und man kommt auch immer wieder gerne dahin“, erklärt der Uhinger. Vom neuen Skatepark und Pumptrack erhofft sich Christian Geiger in erster Linie vor allem einen schönen Platz zum Aufhalten, auf dem die Skater ihrer Leidenschaft nachgehen und ihren Sport ausüben können. „Des Weiteren wünsche ich mir, dass der Platz von den Kindern und Jugendlichen so gut angenommen wird, dass sich eine kleine Community bildet und der Sport in Uhingen
dadurch mehr positive Aufmerksamkeit erhält“, fügt der Uhinger hinzu. Eine große Rolle spielt dabei auch die Erreichbarkeit des Areals. Die alte Skateanlage bei der Heerstraße sei nicht gut zu erreichen „und das Ambiente dort ist sehr rustikal“. Anders sieht es dagegen beim neuen Park aus, macht der leidenschaftliche Skater deutlich: „Er liegt fast zentral in Uhingen.“ Doch nicht nur das sei ein Vorteil, fügt Christian Geiger hinzu: „Der neue Park ist von der Gestaltung so ausgelegt, das er viele verschiedene Sportarten
ermöglicht.“
Dem allerdings gingen intensive Planungen seitens des Stadtbauamts und externer Experten sowie intensive Gespräche im Gemeinderat voraus. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wurden außerdem die Anregungen der Anlieger berücksichtigt. Man war sich darin einig, dass der neue Skatepark mit Pumptrack an der Heerstraße besser als die bestehende Anlage bei der Römerstraße ist, die mit Inbetriebnahme des neuen Freizeitangebots aufgelöst werden soll. Das liegt unter anderem daran, dass
die neue Anlage fußläufig, mit Roller oder Fahrrad leicht zu erreichen ist. Die Folge: eine höhere Attraktivität als Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das erfordert aber auch einen entsprechenden Schallschutz, um die Anwohner vor der zu erwartenden Geräuschkulisse abzuschirmen:
Ein etwa 70 Meter langer und vier Meter hoher Erdwall soll die Geräuschkulisse für die dahinterliegenden Gebäude reduzieren.
„Die Realisierung des Vorhabens und zugleich der Schutz der Anwohner sind uns wichtig“, erklärt Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger. „Ich denke, dass das eine gute Lösung ist.“ Man könne spielende Kinder und Jugendliche nicht an den Ortsrand drängen, damit es ruhig sei. Umgekehrt müsse aber Anwohnern auch zugestanden sein, Phasen der Ruhe zu haben. Die Planung wurde so abgestimmt, dass die Geräuschkulisse durch die Wahl fester Elemente weiter reduziert wird, um den Belangen der Anlieger aus dem Bebauungsplan entgegen zu kommen. „Ein Pumptrack ist an sich dasselbe wie ein Gehweg – eben nur mit ein paar Wellen“, erklärt Simon Weislogel. Und anders als dies früher oft der Fall sei, gebe es beim neuen
Skatepark keine Hohlkörper-Hindernisse. Es handele sich um eine moderne Betonlandschaft, bei der nicht mit einer immensen Geräuschentwicklung zu rechnen sei. „Eher gibt es mal ein freudiges ,Juchuu‘ eines Jugendlichen, dem ein Trick gelungen ist“, fügt Matthias Wittlinger mit einem Schmunzeln hinzu.
Allzu lange müssen die künftigen Nutzer aber nicht warten, bis die neue Attraktion in der Uhinger Freizeitgestaltung fertiggestellt ist. Läuft alles nach Zeitplan und vorausgesetzt das Wetter spielt mit, könnten Uhingens neuer Skatepark und Pumptrack womöglich schon zum Ende des Jahres genutzt werden. Mit dem Verband Region Stuttgart, der das Vorhaben bezuschusst, war sich die Stadtverwaltung darin einig, dass es keinen Spatenstich geben soll. Stattdessen ist eine feierliche Eröffnung im Frühjahr geplant, wenn das Risiko von Regen- und Schneeschauern geringer ist und dafür die Sonne vom Himmel strahlt. „Dann haben die Nutzer auch mehr davon als einfach im Matsch zu stehen“, ergänzt Uhingens Bürgermeister.
Zusätzlich zu vielen anderen Angeboten der Freizeitgestaltung wie dem Fitnesspfad im Nassachtal oder der neuen legalen Graffiti-Wand bei der Filsecker Straße verfüge die Stadt Uhingen dann über eine weitere Attraktion für junge Menschen, betont Matthias Wittlinger. Doch der Rathauschef weiß auch, dass so ein Großprojekt nur dank vieler Beteiligter möglich ist: Neben Stadtverwaltung und Gemeinderat zählt er den Turnverein Uhingen, die jugendlichen Ideengeber beim Skate-Projekt des SOS-Kinderdorfs, Christian Geiger, die Anwohner und die am Bau beteiligten Firmen auf. „Ich freue mich schon sehr darauf, zu sehen, was Dank dieses konstruktiven Miteinanders für die vorrangig jungen Bürgerinnen und Bürger in Uhingen geschaffen werden kann.“
Info: Für die Investition in den Skatepark und Pumptrack in Höhe von 400.000 Euro erhält die Stadt Uhingen einen Zuschuss vom Land Baden-Württemberg in Höhe von zirka 155.000 Euro.
PM Stadt Uhingen