Gestern (12. Oktober 2023) fand im Oberen Filstal der jährliche Landschaftspflegetag des Regierungspräsidiums Stuttgart statt. Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Stuttgart pflegten gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde Deggingen sowie Kolleginnen und Kollegen des Umweltministeriums Baden-Württemberg, des Landschaftserhaltungsverbands und der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Göppingen eine Wacholderheide, dieses Mal im Naturschutzgebiet Nordalbhänge bei Deggingen. Auch Deggingens Bürgermeister Markus Schweizer war vor Ort und half beim Einsatz mit.
In ihrer Begrüßung sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Die beeindruckende Landschaft im Oberen Filstal mit ihren Wacholderheiden und dem Reichtum an Pflanzen und Tieren ist nicht selbstverständlich. Es braucht dazu eine naturverträgliche landwirtschaftliche Nutzung, wie etwa die angepasste Beweidung mit Schafen und Ziegen, eine sanfte Naherholung und gezielte Landschaftspflegeeinsätze. Unser heutiger Arbeitseinsatz ist praktischer Naturschutz im besten Sinn, bei dem wir auch die Arbeit der Schäfereien und Landschaftspflegebetriebe unterstützen und würdigen. Mein Dank gilt allen Engagierten, die dazu beitragen, dieses einzigartige Landschaftsbild und den Lebensraum einer besonderen Fauna und Flora zu bewahren.“
Auch Deggingens Bürgermeister Markus Schweizer lobte den Einsatz für den Naturschutz: „Im Namen der Gemeinde Deggingen bedanke ich mich herzlich für die fleißigen amtlichen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die mit ihrem Einsatz entscheidend zur Landschaftspflege am Nordalbhang beigetragen haben. Besonders beeindruckt hat mich, dass vom Sachbearbeiter, über Amtsleiterin bis hin zur Regierungspräsidentin alle mitangepackt haben.“
Der Pflegeeinsatz galt einer Wacholderheide im Gewann Sommerberg, die zuzuwachsen drohte. Selbst die Wacholderbüsche – die namengebenden Gehölze – standen stellenweise zu dicht. Zu viele Gehölze ersticken und verdrängen auf Dauer die lichthungrigen Pflanzen und Tiere der Wacholderheide. Deshalb müssen sie regelmäßig entfernt oder ausgelichtet werden. Das übernimmt hier seit Jahrzehnten der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart. Auch dieses Jahr hatte er vorgearbeitet, mit Freischneider und Motorsäge Gehölze gerodet, mit dem Motormäher verfilztes Gras abgemäht und so für ausreichend Material für den Abtransport durch die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesorgt.
Steil und anstrengend – so lautete das Resümee des Landschaftspflegetags. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben trotzdem gerne den Schreibtisch gegen Arbeitshandschuhe und Rechen getauscht, um in der Natur zu arbeiten. Durch den Einsatz wird die Fläche für die natürlichste Art der Landschaftspflege vorbereitet: die Beweidung durch Schafe und Ziegen. Schließlich konnte man sich auch einen persönlichen Eindruck vom Nutzen dieser Pflegemaßnahmen verschaffen: Ein paar Schmetterlinge und Heuschrecken waren noch unterwegs, und vielfältige Heidepflanzen, wie Silberdistel und Fransen-Enzian, gab es auch zu sehen.
Hintergrundinformationen:
Die „Nordalbhänge“ sind eines der größten Naturschutzgebiete im oberen Filstal. Das Schutzgebiet ist 95 Hektar groß und zieht sich nördlich von Deggingen um die Berghalbinsel der „Nordalb“. Die nach Süden gerichteten Hänge weisen viele trocken-warme Biotope auf: Wacholderheiden, Kalk-Magerrasen, Kalkfelsen, Schutthalden, Eichen-Trockenwälder und Seggen-Buchenwälder. Im Naturschutzgebiet kommen zahlreiche seltene und schutzbedürftige Pflanzen- und Tierarten vor, zum Beispiel die Orchideenart Helm-Knabenkraut, der Frühlings-Enzian, die Rotflügelige Schnarrschrecke oder die Käferart Alpenbock. Wegen dieser Besonderheiten hat das Regierungspräsidium Stuttgart 1983 das Naturschutzgebiet verkündet. Das Regierungspräsidium ist als höhere Naturschutzbehörde für die Naturschutzgebiete zuständig. Ein eigener Landschaftspflegetrupp kümmert sich um die maschinelle Pflege. Aufgrund ihrer ökologisch wertvollen Lebensräume und mehrerer europaweit geschützter Tierarten sind die „Nordalbhänge“ auch Teil des europaweiten Naturschutznetzes Natura 2000.
Publikationen:
Zum Naturschutzgebiet Nordalbhänge und zur Landschaftspflege im Oberen Filstal sind über das Regierungspräsidium Stuttgart zwei kostenlose Publikationen erhältlich: das Faltblatt „Naturschutzgebiet Nordalbhänge“ und die Broschüre „Landschaftspflegeprojekt Filsalb – ein Gewinn für Naturschutz, Landwirtschaft und Naherholung“ mit der Faltblattbeilage „Entdeckertouren auf der Filsalb“. Eine digitale Version der Faltblätter und der Broschüre ist auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Stuttgart unter Über uns > Abteilungen > Abteilung 5 – Umwelt > Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege > Naturschutzgebiete > Weitere Informationen > Falt- und Informationsblätter sowie auf der Internetseite der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg abrufbar.
Foto: Der Landschaftspflegetrupp entfernt zu dicht stehende Wacholder. Foto: Bettina Marx/RPS
PM Regierungspräsidium Stuttgart
