Für stabileres Stromnetz muss Trafostation in Uhingen weichen

Die Netze BW GmbH ersetzt den markanten Turm im Wohngebiet Weilenberger Hof durch ein kleineres Gebäude. Mit der darin verbauten modernen Technik soll die Stromversorgung verbessert werden. Allerdings kann das bisherige Gebäude nicht zum Erhalt der Artenvielfalt genutzt werden, wie die einstige Trafostation bei der Kläranlage.

Weniger Stromausfälle und mehr Kapazität für neue Techniken wie Photovoltaik-Anlagen oder sogenannte Wallboxen, um Elektrofahrzeuge zuhause aufladen zu können: Das soll mit dem Bau einer neuen Trafostation im Wohngebiet Weilenberger Hof erfolgen. Dafür lässt die Netze BW die mehr als 70 Jahre alte Turmstation im Bereich Eulenhofweg/Bergstraße entfernen. Das Gebäude als Nisthilfe für Fledermäuse und Vögel zu nutzen, wie dies bei der Trafostation an der Fils bei der Kläranlage der Fall ist, wird jedoch nicht möglich sein.

Die Netze BW GmbH, die in Uhingen das Stromnetz als Pächterin für die Neckar Netze GmbH & Co. KG betreibt, plant nämlich, an gleicher Stelle eine moderne Kompaktstation aufzustellen. Deshalb kann der in die Jahre gekommene Turm nicht mehr erhalten bleiben – er würde schlichtweg im Weg stehen. „Ich fände es sehr schade, dieses Gebäude zu entfernen“, erklärt Dr. Dirk Lederbogen. Der Biologielehrer ist Stadtrat in Uhingen, Vorsitzender des Naturschutzbunds Göppingen und Umgebung und engagiert sich in der Lokalen Agenda 21 der Stadt Uhingen. Diese hatte vor einigen Jahren, zusammen mit der Stadtverwaltung, ein nicht mehr benötigtes  Trafohäuschen an der Fils neben der Kläranlage umgewidmet, um dem Artensterben entgegenzuwirken. „Unter Dächern von Trafohäuschen trifft man gerne Kohl- und Blaumeise, Hausrotschwanz, Haussperling, Rauchschwalbe, Mauersegler, Dohle, Turmfalke, Schleiereule sowie Fledermäuse an. Mögliche Wintergäste sind Reptilien und Amphibien“, weiß der Experte. In einer begrünten Fassade oder in Wildbienenhotels können auch Insekten wohnen. So ein Wohnquartier für viele Tiere könnte in seinen Augen das Türmle an der Bergstraße/Eulenhofweg sein, da es seiner Meinung nach in noch baulich ordentlichem Zustand sei. Auch Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger bedauert es, dass dieses Gebäude nicht für den Erhalt der Artenvielfalt erhalten und genutzt werden kann. Auch wenn die Betreuung des Turms bei der Kläranlage durch die Stadt mit einem gewissen Aufwand verbunden sei, „ist es uns wichtig, unseren Teil zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen“. Es gebe aber leider Situationen, da seien der Stadt die Hände gebunden. Und Dirk Lederbogen ergänzt:  „Es bedarf allerdings auch naturschutzbegeisterten Leuten, die bei solchen Projekten aktiv mit anpacken.“

Und beim umgewidmeten Trafoturm bei der Kläranlage vor einigen Jahren musste angepackt werden. Für das Gebäude wurden unter Anleitung von Dr. Dirk Lederbogen  durch seine Schüler Nistkästen für Fledermäuse, Turmfalken, Mehrschwalben, Staren, Sperling Schleiereulen sowie Hausrotschwänze gefertigt. „Das Trafohäuschen bei der Kläranlage ist durch Nisthilfen an der Fassade von Fledermäusen, Singvögeln und Turmfalken gut angenommen“, zeigt sich der Tier- und Naturexperte zufrieden. Das Innere sei derzeit unbewohnt, nachdem ein Zugang wegen einer Taubeninvasion verschlossen werden musste. „Ursprünglich war das Ziel, die Schleiereule im Turm anzusiedeln, was uns bislang leider nicht gelang“, räumt Dirk Lederbogen ein. Auch die vor etwa sechs Jahren montierten Mehlschwalbennester unter dem Dach wurden bislang nicht angenommen. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass diese Nisthilfen irgendwann auch genutzt werden. Zudem dankt er der Stadtverwaltung für die bisherige Unterstützung: „Die Stadt Uhingen hat den NABU Göppingen finanziell und ideell stets unterstützt, das Trafohäuschen bei der Kläranlage für Naturschutzzwecke zu nutzen. Damit hat die Gemeinde zum Erhalt der Artenvielfalt beigetragen.“

Doch wieso will die Netze BW GmbH die Trafostation im Wohngebiet Weilenberger Hof durch einen Neubau ersetzen? Mit der neuen Trafostation soll das Stromnetz erneuert und verstärkt werden. Das dient der Versorgungssicherheit vor Ort, informiert das Unternehmen. Die neue Station fällt wesentlich kleiner aus als der bestehende Turm und soll nur noch etwa 1,5 Meter hoch sowie 2,9 Mal 2,2 Meter groß sein. Es handelt sich hierbei um einen kompakten Betonkörper, der am Stück angeliefert wird. Darin sollen moderne Betriebsmittel verbaut werden, die die Ausfallsicherheit erhöhen. Zudem können dann auch mehr Wallboxen und Einspeiser wie PV-Anlagen als bisher daran angeschlossen werden. „Damit wird das Stromnetz für die Anforderungen der Energiewende, gerüstet“, betont  die Netzbetreiberin.

Die neue Trafostation soll die Turmstation am gleichen Standort ersetzen. Hierfür sind vorbereitende Arbeiten notwendig. Bevor die neue Kompaktstation aufgestellt und in das vorhandene Stromnetz integriert werden kann, muss erst das steile Gelände gegen ein Abrutschen gesichert werden. Die Netzbetreiberin errichtet dazu eine naturnahe Stützmauer mit Jurasteinen.

Während der Bauzeit erfolgt die Stromversorgung über eine provisorische Station, die dort auf dem Grünstreifen neben der Straße eingerichtet wird. Für die Anbindung der provisorischen – und dann auch der endgültigen Umspannstation – werden die Erdkabel im offenen Graben zu den jeweiligen Aufstellorten geführt. Baubedingt muss die Straße hier für den Verkehr gesperrt werden. Eine Umleitung ist eingerichtet. Die Netze BW bittet  um Verständnis für die Beeinträchtigung.

Wenn alles planmäßig verläuft und das Wetter mitspielt, wird die Maßnahme Ende November abgeschlossen sein.

 

PM Stadt Uhingen

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