CDU-Landtagsabgeordnete Sarah Schweizer widmet ihre diesjährige Sommertour dem Lebensraum Wald und der Nutzung des Rohstoffes Holz.

Zwölf Stationen in zehn Tagen: Die Landtagsabgeordnete und forstpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion Sarah Schweizer verschaffte sich auf ihrer Sommerreise durch den Wahlkreis ein Bild von der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und der Nutzung und Verarbeitung des Wertstoffes Holz im Raum Göppingen. Vom Forstbetrieb über das Sägewerk bis hin zur Zimmerei und dem Möbelhaus machte sie sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf die Spuren der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung heimischer Holzprodukte.

„Der Wald als Lebensraum tausender Tier- und Pflanzenarten ist Co2-Speicher, sorgt für frische Luft, sauberes Wasser, guten Boden und liefert Holz als nachhaltigen Rohstoff für den Hausbau, für die Energiegewinnung oder zur Textilherstellung – seit Jahrtausenden ist Holz der wichtigste und vielseitigste nachwachsende Rohstoff des Menschen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, das Bewusstsein für die Bedeutung unseres heimischen Waldes, welcher fast 40 Prozent der Landesfläche ausmacht, als Ressource zu stärken. Gleichzeitig möchte ich mit meiner diesjährigen Sommertour auf die vielfältige Verarbeitung von Holz in ganz unterschiedlichen Berufen und Wirtschaftsbereichen aufmerksam machen“, so Schweizer.

Zum Start der Tour besucht Schweizer die Göppinger Wälder mit der Staatsforstverwaltung von ForstBW und Forstamtsleiter Thomas Maier. Als Anstalt des öffentlichen Rechts und größter Forstbetrieb des Landes, trägt ForstBW Verantwortung für die Bewirtschaftung von 23,6 % der Landeswaldfläche. Fichtenmonokulturen, die in anderen Landesteilen großflächig dem Borkenkäfer zum Opfer fallen, sucht man im Kreis Göppingen glücklicherweise vergeblich. Hier wird schon lange auf einen gesunden Mischwald gesetzt.

Trotzdem die Natur einfach sich selbst überlassen? Für Forstamtsleiter Thomas Maier keine Option. Mit dem Umbau zu klimaresilienten Mischwäldern, sowie der Bewältigung der Schäden von Extremwetterereignissen im Wald, stehen Waldbesitzer und Forstbetriebe vor einer Jahrhundertaufgabe, wie Forstamtsleiter Thomas Maier vom Landratsamt Göppingen betont: „Wenn wir heute nicht eingreifen, verlieren wir Baumarten, die in 100 Jahren unabdingbar sind.“ Dass dabei auch der Artenschutz nicht zu kurz kommt, zeigt das aktuelle Gelbbauchunkenprojekt von ForstBW im Kreis, bei dem Fahrspuren von Forstmaschinen zu kleinen Biotopen verwandelt werden. Und das ist keine Ausnahme: Im hiesigen Staatswald sind fast 30 Prozent der Fläche FFH-Gebiet und 20 Prozent Vogelschutzgebiet.

Mit dem Klimawandel steigt aber auch die Waldbrandgefahr. Bei der Freiwilligen Feuerwehr Ebersbach informierte sich die Abgeordnete bei Stadtbrandmeister Christian Bruchner und Bürgermeister Eberhard Keller über Konzepte und Zusammenarbeit zur Bekämpfung im Ernstfall. Allein im letzten Jahr gab es im Land 123 Brände mit 24,8 ha verbrannter Fläche. Mit einem speziellen Löschbottich mit 9.000 Liter Fassungsvermögen und der mittlerweile 73. Waldbrandübung, sieht man sich in Ebersbach jedoch gut vorbereitet, wovon auch das ganze Umland profitiert.

Die Schritte der ersten Holzverarbeitung schaute sich Schweizer beim Sägewerk der Familie Hildner in Adelberg an, wo das geerntete Nadelholz der heimischen Wälder verarbeitet wird. Das Holz, das Hildner mit seinen hochmodernen computergesteuerten Maschinen bearbeitet, kommt fast ausschließlich aus einem Umkreis von etwa 40 Kilometern. Hauptabnehmer des Konstruktionsholzes, Bauschnittholzes oder der Bretter seien dann wiederum die Zimmereien im Umkreis. Alles, was nicht direkt weiterverarbeitet werden kann, wird zu Paletten oder Pellets. „Ein geschlossener Kreislauf – und nichts bleibt ungenutzt“, resümiert die Abgeordnete erfreut. Sorgen bereitet Wolfgang Hildner aktuell jedoch neben dem sich abzeichnenden Nachfrage-Rückgang im Baugewerbe auch die Gewinnung von Mitarbeitern im Sägewerk.

Auch bei Holzbau Straub in Wangen kommt vor allem Holz aus der Region zum Einsatz – zu 95% Fichtenholz, da sich die vergleichsweise leichte, stabile und preisgünstige Holzart so gut wie keine andere für Dachkonstruktionen, Balkone oder Wintergärten eignet. Erfreulich sei, dass sich das Zimmerhandwerk seit einigen Jahren wieder größerer Beliebtheit erfreue, wie auch die Entwicklung der Ausbildungszahlen belegt. Stellvertretend für die vielen, oft familiengeführten Holzverarbeitungsunternehmen im Raum Göppingen, besuchte Sarah Schweizer unter anderem weiter die Schreinerei Schurr in Göppingen-Hohenstaufen, welche hochwertige Vollholzmöbel wie Regale, Schreibtische, Konferenztische, Empfangstheken und Einbauschränke – hingegen vorzugsweise aus Eiche – individuell fertigt.

Den modernen Holzbau konnte die Abgeordnete wiederum in Reichenbach an der Fils besichtigen. Hier entstehen am Schafhaus auf Initiative eines Investors 41 nahezu energieautarke Massivholz-Häuser. Baden-Württemberg ist mit einem Anteil der Holzbauweise von 32,4 % der genehmigten Wohngebäude bundesweit führend. Zum Einsatz kommen dabei rund 4000 Kubikmeter CLT-Holzsperrplatten. „Aufgrund ihrer hohen Tragfähigkeit stellen die CLT-Holzsperrplatten eine nachhaltige Alternative zu Stahl und Beton beim Wohnungsbau dar“, freut sich Sarah Schweizer beim Vor-Ort-Termin mit Immobilienentwickler Dieter Munk.

Ein großer Player auf dem Holzmarkt ist der Göppinger Einrichtungsriese Möbel Rieger, der in seinen sieben Möbelhäusern in Baden-Württemberg und Thüringen rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2013 wird das Unternehmen in dritter Generation von Benno Rieger geführt. In der Unternehmenszentrale in Göppingen berichtet Geschäftsführer Jacques Kanceljak von einem angespannten Marktumfeld infolge der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine. Gleichzeitig setze der Online-Handel den stationären Möbelfachhandel zunehmend unter Druck. Im Angebot von Möbel Rieger wecken vor allem die hochwertigen Vollholzmöbel namhafter Hersteller das Interesse der Abgeordneten. Hier steht „Made in Germany“ weiter hoch im Kurs. Zu etwa 75% lasse sich Möbel Rieger von Deutschen Herstellern beliefern, so Kanceljak.

Ganz neue Wege bei der Holznutzung geht das auf Initiative der Landesregierung am Standort Göppingen neu eröffnete Technikum Laubholz. Seit Ende 2022 dreht sich auf dem ehemaligen Schuler-Areal alles um innovative und hochwertige Anwendungen für Laubholz. Zusammen mit Forstminister Peter Hauk nahm Sarah Schweizer an der Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus Buchenholz teil. In einem neuartigen, patentierten Verfahren werden hierbei Textilfilamente der Hochleistungsfaser aus Buchenzellstoff gewonnen. Das benötigte Wasser wird wiedergewonnen und erneut eingesetzt. Über die Chancen des Verfahrens zeigt sich Sarah Schweizer begeistert: Von technischen Textilien für die Mobilitätsbranche über medizinische Anwendungen und Hygieneartikel bis hin zur Bekleidungsindustrie seien den Einsatzmöglichkeiten der Buchenholz-Fasern kaum Grenzen gesetzt.

Nicht alles Holz, was im Wald geerntet wird, kann jedoch vollständig für die Möbelproduktion oder den Hausbau genutzt werden. Sägeabfälle oder Schadholz sind dafür ein wichtiger Rohstoff zur Energiegewinnung. Heizen mit Holz ist nachhaltig, denn dabei wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie zuvor auch vom Baum aufgenommen wurde – und dank ständiger Aufforstung auch wieder neu gebunden wird. Deshalb hat Holz an der Wärme aus erneuerbaren Quellen in Deutschland auch einen Anteil von fast 70 %! Und dank kurzer Transportwege bleibt die Wertschöpfung auch direkt in der Region – wie bei Familie Schwegler in Börtlingen, die aus den aussortierten Stämmen hochwertigstes Brennholz macht, klar wird.

Und Betriebe wie Sanitär Breusch in Eislingen sorgen dann dafür, dass die passende Pelletheizung in die Haushalte kommt. Gerade das Potential von Pelletheizungen, wie sie auch in den Betriebsräumen von Sanitär Breusch zum Einsatz kommen, sei bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so der Innungsobermeister. Ein weitgehendes Verbot für den Einbau von Holzheizungen in Neubauten, wie von der Ampel-Regierung im ursprünglichen Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes vorgesehen, sei daher sowohl ökonomisch als auch ökologisch widersinnig, sind sich Schweizer und Breusch einig.

Die letzte Station führt Schweizer zur Christbaumplantage der Familie Müller auf der Mittelmühle am Herrenbachstausee bei Adelberg. Hier erfährt Schweizer, dass die Mittelmühle zu den wenigen Produzenten von Weihnachtsbäumen zählt, die über eine eigene Baumschule verfügen. Vor allem die Betriebsphilosophie von Harald und Sabine Müller, die sich einem naturnahen ökologischen Anbau verpflichtet fühlen, überzeugt die Göppinger Landtagsabgeordnete. So kommen zum Freihalten der Kulturen von Gras und Unkräutern seit mehr als zehn Jahren britische Shropshireschafe zum Einsatz – die einzige Schafrasse, die keine Nadelbäume frisst.

Beim abschließenden Grillfest auf dem Waldeckhof mit Spezialitäten aus der Region, zieht Sarah Schweizer ein nachdenkliches Fazit ihrer Holztour: „Holz als Rohstoff ist nachhaltig, regional und klimaschonend. Mit dem konsequenten Waldumbau im Rahmen unserer Waldstrategie 2050 stellen wir im Land die Weichen, damit Holz aus unseren heimischen Wäldern auch zukünftigen Generationen in ausreichendem Maß zur Verfügung steht. Dabei handelt es sich um eine Mammutaufgabe, die nur im engen Schulterschluss aller Beteiligten gelingen kann. Gleichzeitig beweisen unsere Handwerksbetriebe, dass traditionelle Handwerkstechniken und moderne Technologien bei der Verarbeitung von Holz Hand in Hand gehen. Doch damit hochwertige Holzprodukte aus Baden-Württemberg auch in Zukunft ihren Weg zum Verbraucher finden, sind unsere Betriebe auf mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen angewiesen. Da läuft leider grade vieles in die falsche Richtung!

 

PM Sarah Schweizer, MdL

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