Das Christophsbad eröffnet am Donnerstag, 1. Oktober um 17 Uhr die Ausstellung Spuren der Demenz. Kerstin Starkert zeigt in der Galerie am Café Porträts von Patienten, die an einer Demenz erkrankt sind und die an ihrem kunsttherapeutischen Projekt in der Klinik für Gerontopsychiatrie teilgenommen haben. Den Porträts stellt sie Gemälde aus der Hand der Patienten gegenüber. Zur Vernissage intoniert Jens Veeser an Kontrabass und Hundepfeife ein Stück von Jean Goldenbaum. Es ist die Uraufführung von Flying in higher floors, in dem sich der Komponist mit dem Thema Demenz auseinandersetzt.
„Wege zum Erstaunen“ heißt das aktuelle Kulturprogramm des Christophsbads. Bei Kerstin Starkert sind es Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind: „Die bringen mich zum Erstaunen.“ Der angehenden Kunsttherapeutin und Künstlerin ist es ein Anliegen, diesen Menschen mehr Lebensqualität und Momente der Ausgeglichenheit zu ermöglichen. Das Mittel ihrer Wahl ist die Kunsttherapie. Von Januar bis Juni leitete sie ein Projekt in der Klinik für Gerontopsychiatrie des Christophsbads. Für die Dauer ihres Klinikaufenthalts besuchten die Patienten zweimal in der Woche die Kunsttherapie-Stunde von Kerstin Starkert. Schnell wurde deutlich, wie gut sich Menschen durch Kunsttherapie auf verschiedenen Ebenen ansprechen und aktivieren lassen. Die eigene Emotionalität ist auch im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz noch lange zugänglich. Ebenso die Fähigkeit, Gefühle wie Freude, Trauer, Zärtlichkeit oder Abneigung spontan und ungefiltert zu zeigen.
Hier erkennt Kerstin Starkert zugleich eine künstlerische Chance. Im Gegensatz zum Künstler müssen an Demenz erkrankte Menschen nicht versuchen, sich im künstlerischen Ausdruck von gedanklichen Konstrukten und Erwartungshaltungen zu befreien. Die Abstraktion kommt ganz allein und unbefangen und zeugt von der Kreativität, die in jedem Menschen tief verankert ist.
Die Ausstellung zeigt Bilder der Patienten. Doch Kerstin Starkert ließ sich nicht nur als Kunsttherapeutin auf die Patienten ein, sondern auch als Künstlerin. In bis zu zwölf Therapiestunden durfte sie einen einzelnen Patienten kennenlernen. Dabei entstanden kurze Porträtskizzen, die sie später in ihrem Atelier in Öl ausarbeitete. Starkert ging es um die künstlerische Verarbeitung der intensiven Eindrücke dieser Begegnungen.
Nach einer Begrüßung von Christophsbad-Geschäftsführer Bernhard Wehde führt Regine Gienger von der Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen in das Thema Kunst und Demenz ein. Ein weiterer Höhepunkt der Vernissage ist die Uraufführung von Flying in higher floors, ein Stück für Solo-Kontrabass und Hundepfeife, das der in Kirchheim lebende Deutschbrasilianer Professor Jean Goldenbaum eigens für die Ausstellung komponiert hat. Er widmet sich in seiner Musik Fragen der heutigen Zeit. In Flying in higher floors thematisiert er das Thema Demenz.
Die Ausstellung ist bis 28. November zu sehen.
PM