Die Gelbbauchunke braucht viele Kleingewässer

Trotz ordnungsgemäßer forstwirtschaftlicher Nutzung können die Gelbbauchunke und deren Lebensräume beeinträchtigt werden. Daher wurden jetzt Schutzmaßnahmen für den Staatswald erarbeitet, welche  der ABS sehr begrüßt. Doch leider sind diese Maßnahmen für die stark bedrohte Art nicht ausreichend.
Den meisten Menschen ist sie heutzutage unbekannt: Die Gelbbauchunke. Ein kleiner, possierlicher Froschlurch von dreieinhalb bis fünf Zentimetern, der auf der Oberseite in lehmbraun gut getarnt ist. Ihre Bauchseite jedoch ist strahlend gelb mit einer individuellen schwarzen Musterung, um Fressfeinden ihre Ungenießbarkeit zu signalisieren. Auch die Pupillen der Gelbbauchunke zeichnen sie aus: herzförmig. Die Art, mittlerweile stark gefährdet und europarechtlich streng geschützt, ist häufig nur noch in Abbaustellen, lichten Wäldern oder auf Truppenübungsplätzen anzutreffen. Sie profitiert von der Befahrung mit schweren Maschinen, wodurch sich kleine Gewässer und Wagenspuren bilden. In diesen frisch entstandenen Gewässer, die arm an Fressfeinden sind, laichen die erwachsenen Tiere zwischen April und August mehrmals ab. Solche auch wieder austrocknenden Kleingewässer erwärmen sich meist schnell, sodass sich die Kaulquappen zügig zu Landlebewesen entwickeln können. Weitere Informationen zur Gelbbauchunke finden Sie unter http://www.herpetofauna-bw.de/gelbbauchunke/ und https://www.youtube.com/watch?v=x5xUVbDMTqk&t=29s
Um die Gelbbauchunke im Wald zu schützen und zu fördern, ist es notwendig, die von den Forstarbeiten entstandenen Rückegassen zu erhalten, denn auch hier bilden sich durch die schweren Fahrzeuge Wagenspuren, die sich nach Regen als Kleingewässer für Gelbbauchunken und andere Tiere eignen. Es ist aber auch notwendig, neben diesen Kleingewässern aktiv weitere Gewässer im Umfeld anzulegen. Der Landesbetrieb ForstBW hat zusammen mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) ein entsprechendes Schutzkonzept erarbeitet und nun veröffentlicht.
Der Amphibien-Reptilien-Biotop-Schutz Baden-Württemberg e.V. (ABS) begrüßt ein solches Konzept sehr, hält die vorgeschlagene Anzahl an Kleingewässern je Hektar allerdings für unzureichend, um den dauerhaften Erhalt der Unken im Wald zu gewährleisten. Für einen nachhaltigen und angemessenen Schutz der Gelbbauchunke ist pro 25 ha ein Komplex aus Kleingewässern notwendig, da diese Pionierart lediglich einen Bewegungsradius von durchschnittlich 500 Metern besitzt. Ein Gewässer-Komplex sollte aus zehn Kleingewässern bestehen, von denen die meisten im Herbst austrocknen können, damit sich dauerhaft keine Fressfeinde ansiedeln können. Auch eine jährliche bis zweijährige Neuanlage ist möglich, um frisch entstandene Gewässer zur Verfügung zu stellen. In Entfernung von 20 Metern zu diesen temporären Gewässern sollten auch dauerhafte, größere Gewässer für den Aufenthalt in Trockenzeiten zur Verfügung stehen. Diese Kleingewässer dienen in Trockenzeiten vielen Wildtieren wie den Vögeln als Wassertränke.
Neben der Anlage und Pflege von Gewässer-Komplexen sind jedoch auch intakte Landlebensräume für das Überleben der Art notwendig. Hierfür eignen sich Maßnahmen wie Wiedervernässung, Verschluss von Drainagegräben, Gewässerrenaturierungen, Auflichten von Waldsäumen und Schaffung von Lichtwäldern. Auch Totholz als Versteck- und Überwinterungsplatz sollte liegen gelassen werden.
Das Schutzkonzept von Forst BW ist sehr zu begrüßender und ein erster Schritt, um die Gelbbauchunkenpopulationen zu fördern. Wir hoffen, dass in privaten und gemeindeeigenen Waldgebieten dieser Schritt als Mindestmaßnahme mitgetragen wird.
Um die Existenz der Unke in unseren Wirtschaftswäldern sicherzustellen, sind deutlich mehr Maßnahmen erforderlich, als sie dem Schutzkonzept von ForstBW zu entnehmen sind. Daher plädieren wir für einen umfassenden Gelbbauchunken-Schutz, der genügend Kleingewässer-Komplexe sowie einen intakten Landlebensraum zur Verfügung stellen kann. Um dieses Ziel erreichen zu können, bietet der ABS dem Landesbetrieb ForstBW und den Verantwortlichen in privaten und gemeindeeigenen Waldgebieten  umfangreiche Unterstützung in Form von Beratung (z.B. Erstellung und Verortung von Kleingewässern) sowie Aufklärung der Bevölkerung an.
Fotos von Alexander Pieh und Hubert-Laufer
PM Amphibien-Reptilien-Biotop-Schutz Baden-Württemberg e.V. (ABS)

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