Die Leitung der IHK–Bezirkskammer wollte mit einem NWZ–Interview (Ausgabe vom 18. Februar 2023) die Diskussion um die autofreie Göppinger Innenstadt versachlichen. Nach Auffassung der Göppinger Kreisgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) ist das gründlich misslungen.
„Es ist erschreckend, wie die Göppinger IHK mit angeblichen Tatsachen umgeht und Pauschalurteile fällt“, so die VCD–Kreissprecherin Christa Mai. Die Argumentation von IHK–Geschäftsführer Gernot Imgart und Vizepräsident Sven Maier sei außerdem widersprüchlich.
Unverständlich ist laut VCD vor allem die Einordnung Göppingens als „Kleinstadt“, wodurch die mangelnde Erreichbarkeit mit Bussen und Bahnen begründet wird. Christa Mai: „Göppingen ist mit seinen knapp 60.000 Einwohnern weit davon entfernt, eine Kleinstadt zu sein. Diese hat nach der gängigen Klassifikation maximal 20.000 Einwohner.“ Es sei geradezu abenteuerlich, wie die IHK die Mittelstadt Göppingen mit ihrer großen
Vielfalt an Gastronomie, Handel und anderen Dienstleistungen kleinrede, um zu suggerieren, dass bis zu 75% der Göppinger Kunden alternativlos auf das Auto angewiesen wären und die weitere Verkehrsberuhigung dem Gewerbe der Innenstadt nur schade. Die Göppinger IHK–Spitze argumentiert außerdem, dass in Städten bis 50.000 Einwohner offenbar nach einer weiteren Handelsstudie das Auto das bevorzugte Verkehrsmittel ist. Im Umkehrschluss, so der VCD, könne das also auf Göppingen nicht zutreffen.
Christa Mai legt Wert darauf zu betonen, dass es dem VCD nicht um die Verteufelung des PKW–Verkehrs gehe. Der Vorschlag des Verkehrsclubs zur autofreien Altstadt sowie alle anderen Entwürfe zur weiteren Verkehrsberuhigung der Göppinger Innenstadt tangieren ohnehin keine einzige Zufahrt zu den Parkhäusern. „Göppingen hat eine ganze Menge Parkhäuser, in denen ich bequem mein Auto abstellen kann und von wo ich aus sehr bequem alle Läden und die Gastronomie zu Fuß erreichen kann.“
Letztlich würden beim VCD–Vorschlag der autofreien Altstadt relativ wenige Parkplätze wegfallen. Christa Mai: „Der ständige Suchverkehr der PKW–Lenker mit Luftbelastung, Lärm und dem Sicherheitsrisiko in den engen Straßen weicht zu Gunsten einer Wohlfühlatmosphäre für alle Besucher der Innenstadt. Das ist tatsächlich Nachhaltigkeit.“ Christa Mai führt weiter aus, dass beim Göppinger Busverkehr besonders die
Taktverdichtung geboten sei, um die Innenstadt im Sinne der nachhaltigen Mobilität noch besser zu erschließen. Doch weist der VCD die „tagesfüllenden Reisen“ in unserem angeblich so „ländlichen Raum“, wie sie Gernot Imgart und Sven Maier propagieren, als absurd zurück.
„Für einen IHK–Geschäftsführer und einen Vizepräsidenten der Bezirkskammer Göppingen ist solch ein pauschalisierendes Auftreten sicherlich fragwürdig“, so Christa Mai.
Link zur VCD–Online–Petition „Autofreie Hauptstraße“: openpetition.de/!yzmrq
PM VCD-Kreisgruppe Göppingen
