Die Jugendarrestanstalt in Göppingen gilt als Vorzeigeprojekt, vor allem wegen der hochwertigen Gruppenarbeit und der fest installierten sozialen Trainingskurse. Die Jugendarrestanstalt bietet Platz für 31 Arrestanten, die als Jugendliche und Heranwachsende nach Jugendstrafrecht verurteilt wurden. Die Einrichtung liegt zentral am Schlossplatz und ist im ehemaligen Marstall aus dem 16. Jahrhundert untergebracht. Nach der umfangreichen Sanierung der Außenfassade steht nun die Renovierung der Arresträume an, wie Sarah Schweizer bei ihrem Besuch in der Arrestanstalt erfahren hat.
Allerdings ist der Zustand des Sportplatzes im Hof der Einrichtung dringend sanierungsbedürftig, wie die CDU-Landtagsabgeordnete Sarah Schweizer vor Ort feststellen konnte. Die Politikerin will sich nun darum kümmern, dass das Land entsprechende Mittel bereitstellt.
In den beiden Jugendarrestanstalten in Baden-Württemberg – neben der seit 1970 bestehenden Einrichtung in Göppingen, gibt es eine solche noch in Rastatt – findet kein Strafvollzug statt, vielmehr kommen die Arrestanten hierher, wenn Jugendrichter Chancen sehen, dass die jungen Menschen durch erzieherische Maßnahmen wieder auf den rechten Weg gebracht werden können. Dabei kommen die folgenden Arrestformen zur Anwendung: der Freizeitarrest am Wochenende, der Kurzarrest von bis zu vier Tagen und der Dauerarrest von einer bis vier Wochen. Der Jugendarrest gilt als ein Zuchtmittel des Jugendstrafrechts mit erzieherischem Charakter, das angewandt wird, wenn der Jugendrichter eine Jugendstrafe noch nicht für geboten hält.
Dienstleiter Rudi Zauner und Vollzugsleiter Dr. Hermann Steinle sind der übereinstimmenden Ansicht, dass sich der Jugendarrest in der Praxis bewährt habe. Vor allem bei den 14- bis 18-Jährigen seien die Erfolgsaussichten hoch, am besten bei einem Mindestaufenthalt von zwei Wochen.
„Das bestätigt, dass vor allem bei jungen Straftätern entscheidend ist, schnell und konsequent zu handeln. Die Jugendarrestanstalt in Göppingen sorgt dafür, dass Kriminalitätskarrieren frühzeitig beendet werden oder erst gar nicht entstehen“, so Schweizer.
Beim Arrestantritt müssen die Arrestanten ihre Handys abgeben, was nach Steinles Einschätzung für sie wohl die „schlimmste Strafe“ darstelle. Zudem besteht ein striktes Rauchverbot und es gibt keine TV-Unterhaltung. Dafür erfolgt eine enge Begleitung durch die Vollzugsbeamten. Im Arrest findet ein intensiver sozialer Trainingskurs statt, in dem die jungen Menschen ihr Verhalten reflektieren, um eine Veränderung herbeizuführen. Vom Ablauf solcher Trainingskurse konnte sich Schweizer bei ihrem Besuch der Jugendarrestanstalt selbst überzeugen. Zudem gibt es für die Arrestanten Sport- und Unterrichtsangebote sowie pädagogische Projekte in der Holzwerkstatt.
In der Jugendarrestanstalt gibt es neun Personalstellen für den allgemeinen Vollzugsdienst sowie eine Sozialarbeiterstelle, wie Dienstleiter Rudi Zauner im Gespräch mit der Abgeordneten Sarah Schweizer erklärte. Sie werden bei der Durchführung der zahlreichen Projekte von bis zu 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ergänzt, die vom Land Baden-Württemberg und vom Verein Jugendhilfe im Vollzug Göppingen e.V. finanziert werden.
Vollzugsleiter Steinle machte jedoch deutlich, dass all diese Angebote ohne Unterstützung durch den Verein Jugendhilfe im Vollzug Göppingen e.V. nicht möglich wären. Zuwendungen aus den von Gerichten verhängten Geldauflagen und Spenden sind die Finanzierungsquelle für den Verein.
Die Landtagsabgeordnete Sarah Schweizer zeigte sich tief beeindruckt von dem offenen Informationsaustauch und der erfolgreichen Arbeit der Jugendarrestanstalt. Mit der Einrichtung verfüge die Stadt über eine der Öffentlichkeit wenig bekannte Einrichtung, die für das Land von Bedeutung sei. Schließlich erstrecke sich der Einzugsbereich über die Landgerichtsbezirke Ellwangen, Hechingen, Ravensburg, Stuttgart und Ulm sowie teilweise über Heilbronn, Tübingen und Mosbach.
Foto: Neben Sarah Schweizer zu sehen: Herr Zauner der Dienstleiter, Herr Sivek der Sozialarbeiter und Herr Dr. Steinle der Direktor des Amtsgerichtes (von links).
PM Büro Sarah Schweizer, MdL