Die Aufgabe ist bekannt: Die Menschheit muss den Ausstoß von CO₁ verringern, um den Klimawandel zu bremsen. Um den Weg wird gerungen, dabei liegt uns ein vielversprechender Lösungsansatz quasi zu Füßen: Humus, die nährstoffreiche Deckschicht des Bodens, die im Wesentlichen aus abgestorbenen organischen Materialien besteht. Gerald Dunst, einer der Mitbegründer und treibenden Kräfte der österreichischen Ökoregion Kaindorf, referierte am 2. Februar im Sparkassenforum in Göppingen.
Genau wie Regenwälder oder Ozeane ist auch Boden ein großer Kohlenstoff- Speicher, wobei vor allem Humus in der Lage ist, große Mengen CO₁ zu binden. Das bedeutet, je mehr Humus auf landwirtschaftlichen genutzten Flächen, in öffentlichen Grünanlagen oder auch in Privatgärten aufgebaut wird, desto
weniger CO₁ gelangt in die Atmosphäre. Humus kann somit einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung leisten. Außerdem schützt eine möglichst dicke Humusschicht auch vor den Folgen langer Dürrezeiten, da 15 Kilo Humus bis zu 75 Liter Wasser speichern können.
Dass es möglich ist, Humusaufbau gezielt zu betreiben, beweist die Ökoregion Kaindorf in Österreich seit 2007. Engagierte Bürger aus sieben Gemeinden in der Steiermark haben sich damals zu einem Verein zusammengeschlossen, um ein Vorbild für ökologische Kreislaufwirtschaft und Versorgung mit erneuerbarer Energie zu werden. Rund 380 Projekte von energiesparenden Straßenlaternen bis zur kompletten Umstellung der Ökoregion auf grünen Strom wurden bisher angestoßen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Humus-Aufbauprogramm, an dem sich mittlerweile an die 400 landwirtschaftliche Betriebe in ganz Österreich beteiligen. Über Klimazertifikate erhalten die Betriebe Honorare für erfolgreichen Humusaufbau.
Fast 150 Gäste, darunter Vertreter der örtlichen Umweltverbände, aber auch viele Landwirte und Gärtner, verfolgten die Ausführungen. Und gerade die Landwirte waren begeistert von den Ausführungen. Viele von ihnen trugen sich nach der Veranstaltung in eine Liste ein, um unter Federführung der Energieagentur Göppingen auch im Landkreis Göppingen ein ähnliches Humus-Projekt wie in Österreich zu starten.
Überzeugt hatten sie vor allem zwei Gründe: 1. auf einem fruchtbaren, sprich humosem Boden, wächs einfach mehr und 2. da Humus CO2 speichert, kann diese CO2-Menge über sogenannte CO2-Zertifikate verkauft werden. 1% mehr Humus kann 1.500 EUR/Hektar bringen. Under Preis, also die Einahmen für die Landwirte können noch steigen, da die CO2-Zertifikate im Preis steigen.
Im Boden intensiver Landwirtschaft ist kaum noch Humus vorhanden. Oft nur 2% oder weniger. Eine Erhöhung auf 5% (+ 1% im Jahr) und mehr sind möglich. Gründüngung, Winterbegrünung, Mischkulturen statt Monokulturen, Untersaaten beim Mais, Direktsaat mit minimalen Eingriff in den Boden, Flächenfräsen mit nur 3 cm Arbeitstiefe gegen den Bewuchs, sowie regelmäßige Kompostgaben, können den Humusgehalt schon in wenigen Jahren erhöhen und dann auch halten. Weiterhin gibt es einige Bodenhilfmittel, die das Bodenleben aktivieren.
Dabei sparte Gerald Dunst nicht mit markigen Worten: „dem Regenwurm schmeckt die Gülle genausowenig wie dem Menschen“, „der Boden darf niemals das Sonnenlicht sehen“, Schnecken fressen nur, was für den Menschen nicht gut ist“.
Und ja, und manchmal muss man auch Unkräuter chemisch bekämpfen, aber bitte nicht mit Glyphosat. Gülle sollte man immer in Fest- unf Flüssigphase separieren. Dann den Feststoff kompostieren und die flüssige Phase so aufbereiten, dass man sie umweltverträglich in Gewässer einleiten kann.
Wenn Landwirte oder Gärtner Interesse an dem Humusprojekt haben, können sie sich an die Energieagentur Göppingen wenden.
Joachim Abel