Meinung: Lieber die gefräßige Taube als zwei genügsame Spatzen

Wikipedia: Ein Krankenhaus (als organisatorischer Teilbereich auch Klinik oder Klinikum) ist eine medizinische Einrichtung. Dort werden durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder körperliche Schäden festgestellt und durch eine Behandlung geheilt oder gelindert. Auch die Geburtshilfe und die Sterbebegleitung gehören zu den Aufgaben eines Krankenhauses.

Rechtlich wird in Deutschland unter einem Krankenhaus ein Betrieb im Sinne des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) verstanden, in dem die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können.

So weit so gut. Der Landkreis Göppingen hatte bis vor Kurzen zwei Kreiskrankenhäuser in denen oben beschriebene Leistungen zum Wohle der Patienten erbracht wurden. Dabei war das Krankenhaus in Geislingen, die Helfenstein Klinik, so etwas wie die „Schwarzwaldklinik“ aus dem Fernsehen. Hier standen die Menschen im Mittelpunkt, auf der einen Seite die Mediziner*Innen und Pleger*Innen, auf der anderen Seite die Patient*Innen. Alle waren zufrieden. Das Fachpersonal arbeitete gerne in der überschaubaren Klinik und die Patient*Innen waren zufrieeden mit den ortsnah erbrachten Leistungen.

Anders in Göppingen. Hier wollte man schon immer mehr sein als nur ein Kreiskrankenhaus. Man wollte groß sein, modern, den Univerisitättskliniken gleich. Es wurde invesiert in einen völlig überdimensionierten Klinikneubau auf der „Grünen Wiese“, erreichbar eigentlich nur mit dem Auto. Es wurde Technik angeschaft, die beworben wurde als „Einzigartig“ oder „Nur an wenigen Kliniken in Deutschland verfügbar“. Immer wieder wurde Pressevertretern diese Innovationen vorgestellt, die es nicht einmal an den Großkliniken in Ulm gab.

Das Krankenhaus in Geislingen wurde nur quasi abgewickelt, der überdimensionierte Bau in Göppingen bald abgerissen. Beides, weil der durch den Landkreis auszugleichende Verlust von wenigen Millionen Euro jährlich dem Kreistag als zu hoch erschien. Die „Schwarze Null“ musste her, am besten noch ein kleiner Gewinn. Schließlich gibt es auch Klinikkonzerne, die Gewinn erwirtschaften.

Vorher wurde ja noch alles unternommen, um die Kosten zu drücken, was darin gipfelte, das Klinikpersonal „ausgegliedert“ wurde. Woraufhin dieses Personal abwanderte und es jetzt das Problem des „Fachkräftemangels“ gab.

Um dem Herr zu werden, wurde beschlossen, die Klinik in Geislingen als Teil der Alb Fils Kliniken zu schließen und in Göppingen neben dem alten Klinikum einen Neubau hochzuziehen. Diesmal mit weniger Betten (also auch weniger Pflegepersonal) aber mit mehr Technik. Hiermit sollte bei weniger Personalaufwand und mehr technisch aufwendigen Behandlungen endlich die „Schwarze Null“ her.

Die Verantwortlichen in der Landkreisverwaltung, des Kreistages, aber auch der Klinikleitung waren so überzeugt von ihrem Plan, dass Warnungen ignoriert wurden.

1. Der Klinikneubau wird teurer als geplant.

2. Das Personal aus Geislingen geht nicht automatisch nach Göppingen.

3. Die teure Technik ist in Göppingen nicht auslastbar.

4. Der ÖPNV ermöglicht es Patienten und Besuchern der Klinik in Göppingen nicht, schnell und kostengünstig zu der außerhalb vom Sttadtzentrum gelegene Klinik zu erreichen.

5. Haus- und Fachärzte im Raum Geislingen verlieren ihren medizinischen Background, d. h. dieÜberweisung in die Klinik und die Nachbetreuung von Patient*Innen nach einem Klinikaufenthalt. Niedergelassene Ärzte ziehen lieber in die Nähe von Kliniken, weshalb Praxen im Raum Geislingen zunehmend keine Nachfolger finden.

Das hat zur Folge dass:

1. Der Verlust der neuen Klinik Am Eichert weiter steigen wird. Im Plan sind für 2023 15 Mill. Euro.

2. Die neue Klinik am Eichert ist kein angesehener Arbeitsplatz für Pflegepersonal mehr. Zu technisch, zu wenig Patientenkontakt, keine angemessene Bezahlung, schlechter ÖPNV.

3. Patienten aus dem Raum Geislingen können auch gleich nach Ulm gehen, sie fehlen also bei der Auslastung der teuren Technik in Göppingen.

4. Der Bettenabbau in Geislingen und Göppingen führt in Notsituationen dazu (Corona), dass für Patienten kein Zimmer zur Verfügung steht.

5. Der Wegfall von Haus- und Fachärzten im Raum Geislungen führt zu langen Wartezeiten bei Behandlungen. In akuten Fällen müssen Patienten zu Fachärzten im Raum Göppingen ausweichen.

Besser wäre gewesen:

1. Beide Klinikstandorte mit einer guten Basisversorgung zu erhalten.

2. Patienten zu Spezialbehandlungen an spezialisierte Klinken zu überweisen statt jede teure Technik vorzuhalten

3. Für Personal und Patient*Innen ein gutes Umfeld zur Verfügung zu stellen, dies ist auch entscheidend für eine schnelle Genesung und für eine enge Bindung zur Klinik.

 

Joachim Abel

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