Den Tag der menschenwürdigen Arbeit nahm die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und das netzwerk arbeitSwelt zum Anlass, um mit einer Einladung an alle Interessierten, zum Mittagessen und Kaffee und Kuchen, mitten auf dem Marktplatz in Göppingen auf die wachsende Altersarmut hinzuweisen sowie über deren Alternativen mit dem Oberbürgermeister Alex Maier zu diskutieren.
Den Tag der Menschenwürdigen Arbeit wollten netzwerk arbeitSwelt und KAB nicht einfach verstreichen lassen. Am 08.10. luden die beiden sozialen Einrichtungen aus dem Landkreis Göppingen zu einem öffentlichen Mittagessen, sowie Kaffee und Kuchen, auf dem Marktplatz in Göppingen ein.
Dabei wollten die Veranstalter auf die Situation von immer mehr älteren Menschen, die in Altersarmut leben, aufmerksam machen. Eingeladen waren zu der kostenlosen Mahlzeit alle Interessierten, vor allem auch betroffene Menschen. „Wir wollten, bei einem schmackhaftem Essen, über die Altersarmut ins Gespräch kommen und endlich das Thema Altersarmut in den Mittelpunkt der Gesellschaft, in diesem Fall mitten auf den Marktplatz, stellen“, so Betriebsseelsorger Norbert Köngeter vom netzwerk arbeitSwelt.
Allen politischen Regelungen zum Trotz steigt die Altersarmut weiter an. Immer wieder wurden die Renten angepasst und verändert, um die Rente zukunftssicher zu gestalten. „Egal wie die politischen Entscheidungen fallen, wir, die Bürgerinnen und Bürgern, löffeln die Suppe aus und was das Schlimmste ist, die Altersarmut steigt weiter an“, so die Veranstalter.
Als Bewegung für soziale Gerechtigkeit gestaltet die KAB und das netzwerk arbeitSwelt die Politik mit, damit sie den Menschen dient. Angesichts steigender Altersarmut, fordert die KAB und das netzwerk arbeitSwelt mehr Solidarität in der gesetzlichen Rentenversicherung. „Durch die Einführung einer Sockelrente, die weit höher als die Grundsicherung liegen muss und den Ausbau der gesetzlichen Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung, in die alle einzahlen, kann Altersarmut verhindert werden“, erklärt der KAB-Sekretär Ákos Csernai-Weimer bei der Kundgebung auf dem Marktplatz.
Der Mindestlohn wurde am 1. Oktober auf 12 Euro angehoben. „Ein paar Cent Erhöhung hilft doch keiner Socke, rief der KAB-Sekretär bei der Begrüßung der Menge zu.“ Also leben die Menschen mit Mindestlohn während der Erwerbsjahre in Armut und auch im Alter.
„Wir haben da mal gerechnet, so Csernai-Weimer weiter, 12 Euro Mindestlohn bedeuten ca. 2080,- Bruttolohn im Monat. Die Armutsgrenze in Deutschland liegt bei 2400 Euro. Also braucht es ein Mindestlohn von mindestens 14,43 um auf 2500 Euro zu kommen.“ Der Mindestlohn muss richtig hoch – High Heels-hoch sein.“
Alleinstehende Frauen, vor allem alleinstehende Mütter und geringqualifizierte Menschen, die lange Arbeitslosigkeitsphasen hinter sind haben sowie Menschen mit Migrationshintergrund befinden sich in großer Gefahr, von Altersarmut betroffen zu sein.
Bei Frauen liegt dieses Risiko viermal höher als beim Durchschnitt der Gesellschaft, das macht die Veranstalter richtig sauer.
Oberbürgermeister der Stadt Göppingen, Alex Maier stand für ein Interview zum Thema Altersarmut zur Verfügung. Er berichtete, dass das Thema Altersarmut ihm auch in Göppingen stark begegnet und beschäftigt. Besonders wichtig war ihm der Ansatz, dass die Gefahr der Altersarmut bereits bei den Familien und hier bei den Kindern beginnt. Hier wird die Stadt Göppingen besonders aktiv. Als Beispiel nannte er das neu eingerichtete Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut, das versucht, alle Beteiligten zu vernetzen, Kräfte zu bündeln, um Kinderarmut frühzeitig zu bekämpfen und damit den Grundstein für bessere Bildung und Lebensperspektiven zu schaffen.
Auf ein konkretes Beispiel, insbesondere älteren Menschen die digitale Welt nahe zu bringen, wies OB Maier besonders hin: So bieten die Azubis der Stadt einmal im Monat einen Nachmittag zur Beantwortung von Fragen zur konkreten Nutzung von digitalen Medien, vor allem Smartphones, für ältere Bewohner der Stadt an. Auch die Wohnungsnot war für den OB ein wichtiges Thema. Gemeinsam mit der städtischen Wohnbau versucht die Stadt Göppingen, alle Möglichkeiten zu nützen, um Wohnraum zu schaffen – besonders auch barrierefreien Wohnraum zu vertretbaren Preisen. Auch innovative Ansätze wie die Verpachtung von Plätzen für Tiny-Häuser könnten zumindest ein Ansatz sein, Wohnraum in angemessener Größe und zu zahlbaren Preisen zu realisieren. Darin sieht er auch eine seiner Aufgaben als OB: Menschen zusammenzuführen, Impulse zu setzen und die entsprechenden Rahmenbedingungen seitens der Stadt zu schaffen. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Veranstaltern für diese wichtige und gute Veranstaltung.
„Sensibilisieren – anmahnen – Perspektiven diskutieren, Altersarmut sichtbar machen und Unterstützung und Sympathie sammeln für das „Renten-Modell“ – der KAB, ist unser wichtigstes Anliegen im Rahmen der 36 Stunden Aktion, betonte Ákos Csernai-Weimer.“
PM Katholische Arbeitnehmer-Bewegung