Heute Abend (16. September 2022) wurde Frank Dehmer feierlich in sein Amt als Oberbürgermeister der Stadt Geislingen an der Steige eingesetzt. Bei ihrer Ansprache gratulierte ihm die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay zu seinem Wahlsieg und wünschte Frank Dehmer einen gelungenen Start in eine weitere erfolgreiche Amtszeit.
Auszüge aus der Rede der Regierungspräsidentin:
Wir stehen vor außerordentlich herausfordernden Zeiten, in denen Sie, lieber Herr Dehmer, weiter als Oberbürgermeister für die Bürgerinnen und Bürger in Geislingen da sein werden.
Getreu dem Motto „Einer für Alle“ haben Sie sich für eine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister beworben. Und die Geislingerinnen und Geislinger haben Ihnen erneut ihr Vertrauen geschenkt und Ihnen ihre Stimme gegeben, sodass Sie auch für die nächsten acht Jahre die Geschicke der Stadt leiten werden. Dafür möchte ich Sie von Herzen persönlich als auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen des Regierungspräsidiums beglückwünschen.
Den Einstieg in diese zweite Amtszeit haben Sie sich vermutlich aber etwas anders vorgestellt. Einer Ihrer Amtskollegen hat es mir gegenüber letztens so formuliert: in der zweiten Amtszeit spürt man an einigen Stellen mehr Beinfreiheit. Heißt auch: womöglich noch mehr Raum fürs Gestalten, vielleicht auch für etwas mehr Kür – hinzu natürlich zu der Pflicht, die auch weiterhin täglich wichtige Aufgabe bleiben wird. Allerdings stammt diese Aussage von vor dem 24. Februar.
Der brutale Angriff Putins auf die Ukraine zwingt uns nun eine andere Agenda auf, bei der wir als Stadtgesellschaft – an deren Spitze Sie als Oberbürgermeister zusammen mit dem Gemeinderat –, die Verwaltung, alle Engagierten in den Vereinen und Verbänden, die Hauptamtlichen, die wirtschaftlich Tätigen vor Ort und allen voran die Bürgerinnen und Bürgern – gemeinsam und geeint – gefordert sind.
Ganz konkret brauchen gelebte Solidarität weiterhin die zig Tausend Menschen die seit Ausbruch des Krieges nach Baden-Württemberg fliehen. Nicht vergessen dabei dürfen wir die Menschen, die aus anderen Teilen der Welt bei uns Schutz suchen. Für die Versorgung der Geflüchteten sind alle politischen Ebenen gefordert: der Bund, das Land, die Stadt- und Landkreise und jede einzelne Kommune – logistisch, personell und finanziell.
Eine weitere enorme Herausforderung in der Folge des Krieges ist aktuell die Sicherung der Energieversorgung. Zwar sind zuerst der Bund, die Bundesnetzagentur, die Energieversorger und auch das Land hier gefordert, aber am Ende des Tages muss gerade auch vor Ort, hier in unseren Städten und Gemeinden, dort wo die Menschen wohnen, wo sie zu Hause sind, Daseinsvorsorge und Bevölkerungsschutz betrieben werden.
Diese Krisen sorgen und beunruhigen die Menschen in unserem Land. Nicht wenige haben Existenzängste.
Den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen und besonders hier vor Ort in den Kommunen, wo man ganz nah an den Menschen ist, kommt hier – neben dem Navigieren durch die Krisen und dem Erarbeiten von Lösungen heraus aus den Krisen – auch mit die Aufgabe zu, sich mit all den Engagierten aus der Zivilgesellschaft um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu kümmern. Wie passend ist da, lieber Herr Oberbürgermeister, Ihr oben zitierter Kompass, den Sie für Ihre Wiederwahl auf „Einer für Alle“ gestellt haben und mit dem Sie im Grunde diese Aufgabe des Zusammenhaltens in lediglich drei Worte gefasst bekommen haben.
Und bereits vor acht Jahren, als Sie erstmals für das Amt des Oberbürgermeisters kandidierten, haben Sie auf die Frage, warum Sie Geislingens Oberbürgermeister werden wollen, gesagt: „Mir geht’s um Geislingen“. Sie wollten sich für die Belange „Ihrer“ Stadt einsetzen, in der Sie geboren wurden, aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, in der Sie sich im Verein engagieren und die Sie nur für wenige Jahre aus beruflichen Gründen und zum Studium verlassen haben. Ihre Stadt für die Bürgerinnen und Bürger und für die nächsten Generationen in allen Bereichen zukunftsfähig gut aufzustellen war und ist Ihr Antrieb. Diese Motivation möge Sie auch in den momentan schweren Zeiten tragen und die oben beschriebenen Herausforderungen mutig angehen lassen. Denn gerade in Krisenzeiten braucht es Menschen in Verantwortung, die trotz aller Zwänge ihren Gestaltungswillen bewahren.
Während Ihrer ersten Amtszeit haben Sie in der Stadt bereits viel bewegen können.
Zum Beispiel den Ausbau der B10 zwischen Gingen Ost und Geislingen Ost. Dieses Großprojekt begleitet Sie zwar nicht erst seit Ihrem Amtsantritt vor acht Jahren, aber seitdem aus anderer Perspektive. Durch Ihre Wiederwahl können wir als RP den Ausbau, dieses außerordentlich wichtige Projekt für Geislingen, weiter mit Ihnen angehen. Wir sind hier gemeinsam nun auf einem guten Weg. Danke Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit bei diesem Projekt.
Außerdem ist Geislingen auch in Sachen Klimaschutz äußerst engagiert. Gemeinsam mit Donzdorf soll es ein gemeindeübergreifendes von Bund und Land gefördertes weltweit einmaliges Testfeld geben zur Entwicklung robusterer Windenergieanlagen für die Nutzung in bergigen Gelände und zur intensiven Erforschung der Belange des Natur- und Artenschutzes.
Darüber hinaus haben Sie Projekte wie den barrierefreien Ausbau des Bahnhofes, den Bau der Sport- und Kulturhalle in Aufhausen oder die Sanierung des Freibads angestoßen.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Dehmer, für all die bevorstehenden Aufgaben und für all die Dinge, die Sie gerne mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber hinaus noch gestalten möchten, wünsche ich Ihnen viel Akzeptanz, viel Erfolg, viel Fingerspitzengefühl, viel Freude, Rückhalt in der Bevölkerung und gute, ehrliche Ratgeberinnen und Ratgeber, wenn ein Pferd mal quer im Stall steht. Ich wünsche Ihnen die erforderliche Kraft zum Umsetzen gemeinsam mit einem Gemeinderat, bei dem Sie nie die Möglichkeit ziehen müssen, einem gefassten Beschluss zu widersprechen, sondern bei dessen Beratungen auch mal kontrovers, aber immer mit Respekt für die Position der oder des anderen der Stadt Bestes gesucht wird.
PM Regierungspräsidium Stuttgart