Beim diesjährigen Gewerkschaftstag des DJV Baden-Württemberg ist die „Karlsruher Erklärung zur Sicherung des Journalismus: Arbeit erhalten, Vielfalt schützen, Medienkompetenz stärken“ verabschiedet worden. Der Regionalverband Esslingen – Göppingen ist mit einem Antrag erfolgreich.
„Journalismus ist wichtig für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie. Nur durch unabhängige Medien kann die Bevölkerung sich ausgewogen informieren und wichtige gesellschaftliche Themen auch kontrovers diskutieren. Diese wichtige Funktion ist nur mit geregelten Arbeitsbedingungen zu erfüllen. Dafür hat eine Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen sowie freien Journalist*innen zu sorgen, in der verbindliche Tarifverträge und faire Honorare ausgehandelt werden“, heißt es in der von den
38 anwesenden Delegierten einstimmig verabschiedeten Resolution.
Die Delegierten wenden sich darin gegen den Ausstieg vieler Verlage aus der Tarifbindung, die sich so ihrer Verantwortung entziehen, faire Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Um die gegenwärtige Situation der Journalistinnen und Journalisten zu verbessern, regt der DJV in Baden-Württemberg außerdem einen Runden Tisch mit Verlagen und Medienunternehmen, aber auch der Politik an.
Außerdem fordert der DJV alle Medienunternehmen in Baden-Württemberg dazu auf, dem Kodex für Medienhäuser zum Schutz von Journalist*innen beizutreten, der von Gewerkschaften und Organisationen gemeinsam entwickelt worden ist.
Auch die Medienbildung in den Schulen wird in der Resolution besonders gewürdigt und regt „die flächendeckende Einführung eines entsprechenden Schulfachs durch die Landesregierung“ an. „Solange es dieses Fach in Baden-Württemberg nicht gibt, sollte Medienkompetenz zumindest in anderen Schulfächern angemessen unterrichtet werden und/oder durch Projekte unter Einbeziehung journalistischer Profis an die Schulen gebracht werden“, heißt es im Text der Resolution.
Beim diesjährigen Gewerkschaftstag war bereits am Freitag der neue Landesvorstand des DJV Baden-Württemberg gewählt worden. Mit überwältigender Mehrheit wurde der bisherige Landesvorsitzende Markus Pfalzgraf (fester freier Redakteur, ARD/SWR) (Foto) für zwei weitere Jahre gewählt. Seine Stellvertreterin ist die bisherige Beisitzerin Christine Bilger (Redakteurin, Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten), Geraldine Friedrich (freie Journalistin) wurde als Schatzmeisterin wiedergewählt. Erste Beisitzerin ist Anne Leipold (freie Journalistin), Emanuel Hege (Redakteur, Schwäbische Zeitung) wurde zum zweiten
Beisitzer gewählt. Damit wurde der DJV-Landesvorstand noch einmal deutlich verjüngt.
Am Samstag bot das „Medien Zukunft Festival“ (MZF) journalistischen Profis wie Berufsanfänger*innen in Workshops die Möglichkeit, sich zu aktuellen Themen fortzubilden und sich zu vernetzen. Es fand bisher an unterschiedlichen Orten und in diesem Jahr erstmals in Kombination mit dem Gewerkschaftstag statt.
In einer Keynote beleuchteten die Rednerinnen Sarah Zaheer und Natalia Grote vom Kohero- Magazin die oft mangelhafte Diversität im Journalismus, die schon mit zu wenig Vielfalt in Redaktionen beginnt. Ein Thema, dem sich auch der DJV Baden-Württemberg mit dem Vorsitzenden Markus Pfalzgraf in den nächsten Jahren besonders widmen will.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion sprachen die Gäste Katja Bauroth (Schwetzinger Zeitung), Grit Baldauf (Freie Presse, Chemnitz), Prof. Dr. Lars Rinsdorf (Hochschule der Medien, Stuttgart) und Michael Lünstroth (karla-Magazin, Konstanz) über die Krise im Lokaljournalismus und diskutierten verschiedene Lösungsansätze. Damit hat der diesjährige Gewerkschaftstag gegenwärtige Themen- und Problemstellungen im Journalismus und zukünftige Perspektiven benannt.
In der Fortsetzng des Gewerkschaftstag wurden am Sonntag zahlreiche Anträge vom Landesvorstand, den Regionalverbänden und Fachausschussen beraten.
Unter anderem fand ein Antrag des Regionalverbandes Esslingen – Göppingen eine deutliche Mehrheit. Hierin wird der Landesvorstand gebeten, bei einem geeigneten Lehrstuhl der Hochschule der Medien Stuttgart noch im Jahr 2022 eine Bachelor- oder Masterarbeit anzuregen und diese zu unterstützen, welche sich mit der Motivationslage bezüglich des berufsständischen Engagements bei Journalistinnen und Journalisten wissenschaftlich auseinandersetzt.
Foto von Christoph Hohlbein
PM Deutscher Journalisten-Verband Baden-Württemberg e.V. und Joachim Abel