Das neue städtische Förderprogramm „Göppinger Schulen für die EINE WELT“ setzt dort an, wo der Lehrplan aufhört: im außerschulischen Bereich. Schüler*innen können dort ihr im Unterricht angeeignetes Wissen und ihre Kompetenzen rund um das Thema nachhaltige Entwicklung konkret anwenden und so zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Stadt beitragen. Angeknüpft wird an die Leitperspektive BNE.
BNE steht dabei für „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ im Bildungsplan des Landes und befähigt Schüler*innen, als Konsument*innen, im Beruf, durch zivilgesellschaftliches Engagement und politisches Handeln einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten zu können. Es geht daher nicht allein darum, auf die existenten Problemlagen reagieren zu können, sondern vor allem darum, vorausschauend mit Zukunft umzugehen sowie an innovativen Lebens- und Gesellschaftsentwürfen mitzuwirken, die einen zukunftsweisenden und verantwortlichen Übergang in eine nachhaltige Welt möglich machen. Alle Göppinger Schulen, die sich im Schulalltag über den Unterricht hinaus für Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 2030 und ihrer 17 Nachhaltigkeitsziele für eine bessere Welt einsetzen, sind zur Beteiligung am BNE-Schulnetzwerk eingeladen. Das Angebot richtet sich an alle Schulen, egal ob in städtischer oder nicht-städtischer Trägerschaft. Das Netzwerk wird eingebunden in die Koordination für kommunale Entwicklungspolitik (Agenda 2030), die ausdrücklich die Zusammenarbeit mit lokalen Bildungseinrichtungen vorsieht, erläuterte Isabel Glaser, städtische Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik, den vorberatenden Ausschüssen sowie dem Gemeinderat. Darüber hinaus können sie bei Interesse dem BNE-Netzwerk des Landes Baden-Württemberg beitreten.
Halbjährliche Treffen des Göppinger BNE-Netzwerks finden auf Einladung der Stadt Göppingen/Göppinger Agenda 2030 bereits seit dem Frühjahr 2021 statt. Vertreter*innen von über 20 Schulen, darunter vier nicht-städtischen, nehmen die Treffen zum Austausch sowie der Besprechung gemeinsamer Aktionen wahr. Eine Bestandsaufnahme von Nachhaltigkeits-Aktivitäten wurde erhoben und unter anderem wurde der Wunsch nach inhaltlicher, organisatorischer und finanzieller Unterstützung geäußert. Daraus entstand die Idee für das Förderprogramm „Göppinger Schulen für die EINE WELT“, so Glaser. Als Belohnung für ihr Engagement und zur Umsetzung neuer Aktivitäten erhält jede Schule jährlich eine Prämie von bis zu 1.000 Euro, die bei einer feierlichen Veranstaltung vor den Sommerferien überreicht wird. Die Höhe der Prämie wird anhand eines Fragebogens ermittelt, der die durchgeführten Aktivitäten erfasst. Die Aktivitäten haben einen Bezug zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit und ihren Themenfeldern:
* Soziales: Anti-Diskriminierung, Demokratie, Gesundheit & Ernährung, Nord-Süd-Kontakt, Städtische Kooperationen
* Ökologie: Energie & Klima, Natur, Zero Waste-Schule/Müll
* Wirtschaft: FairTrade, Nachhaltige Mobilität, Nachhaltige Jobs.
Ziel des BNE-Netzwerks und des damit verbunden Förderprogramms ist es, bei Schüler*innen, Lehrenden und Eltern das Verständnis für sozial-ökologische Herausforderungen der Zeit zu fördern, um informierte Entscheidungen treffen und verantwortungsbewusst handeln zu können. Es steht so im Einklang mit dem Kernanliegen der BNE-Leitperspektive des Bildungsplans. Das städtische Förderprogramm setzt jedoch dort an, wo der Lehrplan aufhört: im außerschulischen Bereich, dort, wo die Schüler*innen ihr im Unterricht angeeignetes Wissen in konkretem Handeln anwenden können und so zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Stadt beitragen zu können. Die Stadt Göppingen sendet damit öffentlich eine klare Botschaft aus: Sie unterstützt die Schulen im Stadtgebiet bei ihren Aktivitäten, sich in einem Netzwerk auszutauschen sowie über den Unterricht hinaus aktiv zu werden. Denn Bildung für Nachhaltige Entwicklung als ein Ziel der Agenda 2030 geht die gesamte Stadtgesellschaft an, nicht nur die primären Bildungseinrichtungen.
Schule als Lebensort
Erste Bürgermeisterin Almut Cobet erhofft sich von dieser innovativen Nachfolge des aktuell ausgelaufenen Energie- und Wassersparprogramm eine deutlich intensivere Wirkung als sie das frühere Programm zum Schluss noch hatte. Stadträtin Hilde Huber (SPD) betonte den Praxis- und Lebensbezug zu den Schüler/-innen und beglückwünschte die Schulen für die Durchführungsmöglichkeit: „Das Programm ist brandaktuell und hoch notwendig; es gibt Lebensorientierung und macht Konkretes deutlich.“ Stadträtin Susanne Weiß (FDP+FW) sah den Vorteil darin, dass das Programm auf Dinge runtergebrochen ist, die die Jugendlichen selber verändern können. Ähnlich sah es Stadträtin Sarah Schweizer (CDU): „Die Möglichkeit, etwas selber umsetzen zu können, ist sehr gut und weckt Motivation.“ Nur Stadtrat Joachim Hülscher (AfD) lehnte das Programm ab, da die Ziele alle aus einer Richtung kommen und es wichtiger ist, MINT-Defizite zu beheben. Bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde das Programm schließlich vom Gemeinderat mit breiter Mehrheit angenommen, denn, so Stadträtin Elke Caesar (Grüne): „Schulen sind Lebensort für alle Bereiche, nicht nur Lernort für Lesen, Schreiben, Rechnen.“
PM Stadtverwaltung Göppingen