Die Kulturszene in Göppingen soll sich stärker vernetzen, das Potenzial der Hochschule nutzen – und ihr fehlen Räume! Vor allem der letzte Punkt zog sich wie ein roter Faden durch den Akteursworkshop im Rahmen der neuen Kulturkonzeption.
Erste Bürgermeisterin Almut Cobet sprach in ihrer Begrüßung von einem spannenden Prozess, dessen Ergebnisse in den „Wegekompass Göppingen 2035“ einfließen werden. Es gelte, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die vielfältige Kultur und das kulturelle Leben in Göppingen stärken. Dabei müssten die großen Themen der Zeit wie Digitalisierung, aber auch kulturelle Teilhabe und Vermittlung, nachhaltig berücksichtigt werden.
Der Frage „Wie soll die Göppinger Kulturlandschaft in Zukunft aussehen?“ geht die Stadtverwaltung, unterstützt durch die Agentur Kulturgold, mit der Erarbeitung einer Konzeption „Göppinger Kultur 2030+“ aktuell nach (GEPPO berichtete mehrfach). Nach einer ersten Phase der Bestandsaufnahme – durch eine offene Online-Umfrage und Expert*innen-Interviews – startete vor wenigen Tagen die Konzeptphase. Zu einem Auftaktworkshop waren die verschiedensten kulturellen Akteur*innen eingeladen. Über 60 Personen trafen sich in der Stadthalle, um in fünf Gruppen verschiedene Handlungsfelder zu bearbeiten. In allen Themenbereichen ging es zunächst um eine Stärken-Schwächen-Analyse und darauf aufbauend um konkrete Verbesserungsvorschläge. Aus der Vielzahl der Ideen kürten die jeweiligen Arbeitsgruppen ihre „Top Drei“ und stellten diese anschließend dem gesamten Plenum wieder vor.
Die Arbeitsgruppe 1 „Kulturelle Impulse setzen und Profil schärfen“ ging unter Moderation von Dr. Yvonne Pröbstle von der Agentur Kulturgold der Frage nach, welche Kulturstadt Göppingen sein will. „Selbstbewusst und stolz auf das, was vorhanden ist“ lautete eine Zielsetzung; (nicht nur) junge Menschen durch eine Bündelung und Professionalisierung der Kommunikation, Stichwort Social Media, zu erreichen, ist eine weitere Anforderung. Auf Platz eins landete der Appell, das Boehringer-Areal als eine Chance zu sehen, um Räume für Kunst und Kultur zu schaffen. Aber auch der Marktplatz solle stärker für die Kultur einschließlich „Subkultur“ genutzt werden; Geschichte müsse zeitgemäß präsentiert werden.
Sabine Marinescu (Agentur Kulturgold) legte mit ihrer Arbeitsgruppe den Fokus auf die Göppinger Kulturförderung der Zukunft. Sie müsse mehr Raumangebote schaffen; Raumbedarf bestehe für Auftritte, zum Proben, aber auch zum Lagern für Büroarbeiten. Des Weiteren müsse die Kulturverwaltung Jugendliche und junge Menschen stärker vernetzen und eine Plattform zwischen den Schulen, der Hochschule und anderen Bildungseinrichtungen aufbauen. Hilfe beim Veranstaltungsmanagement, auch mittels einer umfassenden Plattform mit Veranstaltungskalender und „Suche-Biete-Börse“, stand auf der Zukunftsvision ganz oben. Darüber hinaus wurde die Frage gestellt, wie man jungen Menschen die Möglichkeit gibt, selbst kulturell aktiv zu werden.
Den stärksten Zulauf verzeichnete die Arbeitsgruppe 3 „Kulturelle Bildung und Teilhabe stärken“ mit Silvan Ögretmen von der Kunsthalle Göppingen. Die Antworten auf die Kurzformel „Für und mit wem leisten wir künftig Kulturarbeit in Göppingen?“ waren breit gefächert. Gewünscht wurde ein niederschwelliges Angebot, das flexibel ohne feste Mitgliedschaft nutzbar ist. Außerdem müssten mehr Angebote zu den (jungen) Menschen gebracht werden und nicht die (jungen) Menschen zu den Angeboten. Platz 1 errang auch in dieser Arbeitsgruppe der Ruf nach mehr Räumen – wie zum Beispiel einem Jugend-Kunst-und-Kultur-Haus.
Die von Olaf Hinrichsen (Stadtverwaltung) moderierte Arbeitsgruppe 4 „Kommunikation und Sichtbarkeit“ diskutierte, wie künftig mehr Menschen vom Göppinger Kulturangebot erfahren. Die Vorschläge reichten von Botschafter*innen der verschiedenen Sparten für die persönliche Ansprache („Mund-zu-Mund-Propaganda“ auch in den sozialen Medien) bis zu Videowänden im Innenstadtbereich mit prägnanten Kulturhinweisen, aber auch Fotosequenzen erfolgreicher Veranstaltungen und Darbietungen Göppinger Künstler*innen. Platz 2 errang ein ersehntes Kulturquartier Boehringer. Spitzenreiter war aber der Wunsch nach einer übersichtlichen, optisch ansprechenden Kulturhomepage und -App – inklusive Verlinkung und Hinweise auf bestehende Portale.
Ein „Open Space-Format“ mit Teresa Geiger (Kulturgold) bot als Arbeitsgruppe 5 die Möglichkeit, weitere Themen und Handlungsfelder in die Diskussion einzubringen. Angesprochen wurde die kulturelle und verkehrliche Anbindung der Hochschule an die Stadt; das auf dem Campus schlummernde kulturelle Potenzial müsse stärker genutzt werden. Ein weiteres Thema war die stärkere Vernetzung der Kultur in all ihren Facetten. Spitzenreiter war wiederum der Wunsch nach Räumen, konkret nach einem soziokulturellen Zentrum.
Wie es weitergeht
In Themenworkshops werden die vielen Vorschläge weiter ausgearbeitet und in konkrete, umsetzbare Maßnahmen übergeleitet. Für den 30. Mai ist ein großer Abschluss-Workshop vorgesehen, kündigte Isabelle Grupp, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur, an. Denn bereits im Herbst sollen der Kultur- und Sportausschuss sowie der Gemeinderat über die Konzeption „Göppinger Kultur 2030+“ beraten und beschließen können.
PM Stadtverwaltung Göppingen