Gemeinsame Stellungnahme von Landrat Wolff und der Geschäftsführung der ALB FILS KLINIKEN zum Artikel „Signal des Kreiswechsels kam an“ sowie zum Artikel „Deutliche Worte von Stefan Geis“ und zum Kommentar „Der Anfang ist gemacht“ von Ilia Siegemund vom 23. März 2022 in der Geislinger Zeitung

Landrat Wolff und die Geschäftsführung der ABL FILS KLINIKEN nehmen umfassend Stellung zu den oben erwähnten Artikeln der Sonderbeilage der GZ vom 23.3.2022.  

  • Die von Dr. Stefan Geis, Degginger Gemeinderat und Hausarzt, geforderte vollumfängliche ambulante Versorgung wird mit dem Zukunftskonzept der ALB FILS KLINIKEN erfüllt. Hinzu kommen die vom Kreistag beschlossenen Angebote wie die Kurzzeitpflege und die 24/7 Notfallambulanz inklusive Überwachungsbetten. Darüber hinaus wird von dem durch den Landkreis beauftragten Projektentwickler Drees & Sommer derzeit unter anderem die Etablierung eines Hospizes an der Helfenstein Klinik geprüft.
  • Eine vollumfängliche stationäre Versorgung in der Helfenstein Klinik war bereits vor der Umstrukturierung nicht gegeben. Geburten sowie Notfälle wie Herzinfarkt, Polytrauma oder der Schlaganfall wurden bereits zuvor ausschließlich in Göppingen oder anderen großen Kliniken mit Maximalversorgungscharakter behandelt.
  • Die Aussage, der ehemalige Medizinische Geschäftsführer, Prof. Dr, Jörg Martin, habe eine Klinik in der Landkreismitte als sinnvollste Lösung bezeichnet, trifft nicht zu. Korrekt ist, dass Prof. Martin einen Neubau der Klinik am Eichert in Göppingen favorisierte (und damit keine Kernsanierung), u.a., weil der überwiegende Teil der Bevölkerung des Landkreises Göppingen im westlichen Teil des Landkreises lebt und an der Klinik am Eichert eine funktionierende Infrastruktur besteht. (z.B. Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bergfeld, Rettungsdienst des DRK Kreisverbandes in unmittelbarer Nachbarschaft, Fernwärme und die ruhige Lage durch den angrenzenden Eichertwald).
  • Die Aussage, der Kaufmännische Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN, habe eine Klinik in der Kreismitte als die betriebswirtschaftlich sinnvollste Lösung bezeichnet, trifft ebenfalls nicht zu. Dies bezog sich auf eine  Nachfrage in einer öffentlichen Veranstaltung, dass grundsätzlich ein Zentralklinikum, unabhängig vom Standort und der strukturellen Gegebenheiten, i.d.R. betriebswirtschaftlich sinnvoller ist, als zwei Krankenhausstandorte.
  • Die angebliche Aussage des Regierungspräsidiums, dass eine Klinik in der Kreismitte favorisiert werde, ist der Landkreisverwaltung und der Geschäftsführung der ALB FILS KLINIKEN  nicht bekannt.
  • Korrekt ist, dass Ministerpräsident Kretschmann die Zwei-Standorte-Strategie kritisch angesprochen hatte. Die Umstrukturierung der Helfenstein Klinik trägt diesem Gedanken zwar nun Rechnung, ist aber dennoch den bereits eingangs erwähnten verschärften Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen geschuldet und hat ihren Ursprung nicht in der Empfehlung des Ministerpräsidenten.
  • Die Aussage, dass die beiden Klinikstandorte weder spezialisiert, noch gestärkt wurden, trifft nicht zu. In Geislingen wurde die Endoprothetik ausgebaut. Fakt ist jedoch auch, dass außer dem Chefarzt des Orthopädisch-Unfallchirurgischen-Zentrums (OUZ) Prof. Schmidt über Jahre bis heute als einziger Arzt die für ein zertifiziertes Endoprothetikzentrum notwendige Qualifikation hat – daher war und ist eine hochgradige Spezialisierung für die HKG mit Zertifikat nicht möglich gewesen. Ebenso wurde die Palliativstation und die SAPV ausschließlich an der Helfenstein Klinik etabliert. Auch wurden zwei Heimbeatmungswohngemeinschaften eingerichtet und zwei Praxen des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) der ALB FILS KLINIKEN an der Helfenstein Klinik eröffnet. Durch die Errichtung des Ärztehauses an der Helfenstein Klinik wurde bereits in 2013 die Stärkung der ambulanten Versorgung höchst erfolgreich forciert.
  • Die Aussage, dass die Geschäftsführung der ALB FILS KLINIKEN den Standort Geislingen Standort sukzessive geschwächt und strategisch das Ziel verfolgt habe, die Geislinger Klinik zu schließen, ist daher entschieden zurück zu weisen.
  • Die Schließung der Geislinger Schule für Pflegeberufe war ausschließlich dem Umstand geschuldet, dass die Klassengröße bzw. die Anzahl der SchülerInnen rückläufig war. Die Anzahl der SchülerInnen rechtfertigte bei Weitem nicht die Aufrechterhaltung zweier Schuladministrationen in Göppingen und in Geislingen bzw. zweier schulischer Infrastrukturen. Ähnlich verhielt es sich mit der Kindertagesstätte. Hier waren vor Schließung zuletzt nur noch vier Kinder von klinikeigenen Mitarbeitern untergebracht. Bei einem jährlichen Defizit der Kita und dem klaren Konsolidierungsauftrag „schwarze Null“ war eine Aufrechterhaltung der Kita auch seitens des Aufsichtsrates nicht zu rechtfertigen.
  • Entschieden zurückzuweisen ist auch die Aussage von Herrn Dr. Geis, dass es dem Landrat 2012 bei der Entscheidung über den Klinikneubau am Mut für einen Standort in der Mitte des Landkreises gefehlt habe und, dass seine Haltung mit seiner Wiederwahl (die erst 5 Jahre später anstand!) im Zusammenhang stünde. Alleine die damalige Erkenntnislage und die sorgfältige Abwägung der Argumente waren für ihn meinungsbildend. Der Landrat weist darauf hin, dass mit solch unwahren Behauptungen, wie auch mit der Aussage, der Erhalt beider Kliniken sei vom Kreistag 2012 „garantiert“ worden, die ohnehin schwierige Diskussion unnötig verschärft werde.
  • Zum Vorwurf mangelnder Präsenz in Deggingen im Kommentar der GZ weist der Landrat darauf hin, dass er eine Vielfalt unterschiedlichster Termine in Deggingen in den vergangenen Jahren wahrgenommen hat (insgesamt mindestens 17 Termine, je ein bis drei Termine pro Amtsjahr). Der Vorwurf mangelnder Präsenz und Bürgernähe ist daher nicht gerechtfertigt.

 

Hintergrundinformationen:

  • Der in den letzten Jahren vorangeschrittene Strukturwandel im deutschen Krankenhauswesen und die sich verschärfenden bundesweiten Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem veranlassten den Aufsichtsrat der ALB FILS KLINIKEN im Februar 2019 eine Überprüfung des Medizinkonzeptes der ALB FILS KLINIKEN aus dem Jahr 2015 zu beauftragen. Anlass dafür waren unter anderem die sich zuspitzende Entwicklung des Fachkräftemangels, die Einführung der Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung, das MDK-Reformgesetz, die zunehmenden Zertifizierungsnotwendigkeiten, die ausufernde Reglementierung im Krankenhauswesen und die geplante Reform der Notfallversorgung. Nicht zuletzt ließ die fortschreitende Ambulantisierung erkennen, dass die Annahmen des damaligen Medizinkonzeptes bereits 2019 vielfach überholt waren. Daher war die vom Kreistag im Mai 2021 beschlossene Umstrukturierung und die Umsetzung des Zukunftskonzeptes für die ALB FILS KLINIKEN unabdingbar.

 

PM ALB FILS KLINIKEN GmbH

 

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