Einhellige Forderung: Tempo bei den großen Infrastrukturprojekten! – A 8 und B 10 im Fokus von Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Bürgerinitiativen

Im Grunde wäre es so einfach: der enge Schulterschluss zwischen den Fachbehörden, der Politik auf allen Ebenen, Wirtschaft und Bevölkerung ist beeindruckend. Alle Beteiligten wünschen sich unisono den raschen Weiterbau der B 10 bis Geislingen/Ost und die Beseitigung des verkehrlichen Flaschenhalses am hoch belasteten Albaufstieg der A 8 zwischen Mühlhausen und Hohenstadt.

Alle 25 Teilnehmer haben bei einem hochkarätig besetzten Mobilitäts-Infrastrukturgipfel, der am vergangenen Samstag auf Einladung von Landrat Edgar Wolff im Göppinger Landratsamt stattfand, eindrucksvoll die hohe Bedeutung der beiden Projekte für die Raumschaft bekräftigt. Eine wichtige Botschaft war, dass alle an einem Strang ziehen, zumal die Finanzierung beider Projekte gesichert sei. Die Abgeordneten des Bundes, Heike Baehrens (SPD) und Hermann Färber (CDU) übten diesbezüglich parteiübergreifend den Schulterschluss. Die Wahlkreis-Abgeordnete Nicole Razavi, baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen (CDU) betonte, dass es nun an allen Beteiligten auch in den Verwaltungen liege, zur Beschleunigung der Verfahren beizutragen und nicht für unnötige weitere Verzögerungen zu sorgen.

Vor den Baubeginn hat der Gesetzgeber jedoch das dafür erforderliche Baurecht gesetzt, das in Form von Planfeststellungsverfahren die Durchführung von Infrastruktrurprojekten vorbereitet und dabei alle fachlichen Belange von der Verkehrswirksamkeit bis zur Umweltverträglichkeit einbezieht. Zuletzt waren vor allem die nach hinten verschobenen Zeitperspektiven bei beiden Projekten deutlich in die Kritik geraten.

Die Autobahngesellschaft des Bundes, vertreten durch Christine Baur-Fewson, Leiterin der Niederlassung Südwest, setzt auf realistische Planungen, auch mit Blick auf den Zeitstrahl. Nach aktuellem Stand werden bis zur Fertigstellung des Albaufstiegs der A8 im Jahr 2032 demnach noch gut zehn Jahre vergehen. Das Planfeststellungsverfahren befindet sich aktuell in der Finalisierung, die Anhörung zur 4. Planänderung läuft bereits. Die angeforderten Stellungnahmen auf Seiten der Städte und Gemeinden sowie der Träger öffentlicher Belange, zu denen unter anderen auch die Fachbehörden des Landkreises zählen, werden bis Ende des Monats erwartet. Der zuständige Kreistagsausschuss für Umwelt und Verkehr wird am 29.03.2022 über diese entscheiden. Dabei geht es vorwiegend um Verbesserungen im Detail, die der Maßnahme als Ganzes zugutekommen und damit auch die Akzeptanz vor Ort erhöhen. Die leidgeprüfte Bevölkerung und begleitende Bürgerinitiativen, die sich vehement für die Entlastung durch den Neubau einsetzen, hoffen, dass die Signale jetzt endgültig auf Grün geschaltet werden und vorbereitende Maßnahmen zügig begonnen werden. Die Bürgermeister der Region signalisierten im Grundsatz ihr “Ja” zur Planänderung. Der Planfeststellungsbeschluss könnte entsprechend noch in diesem Jahr erfolgen.

Zum offiziellen Spatenstich beim Albaufstieg wird es nach Abschuss des Planfeststellungsverfahrens und der Bauvorbereitung voraussichtlich 2024 kommen. Vorausgesetzt, auch die kritischen Stimmen fokussieren sich jetzt auf die massiven Vorteile der neuen Infrastruktur und machen ihren Frieden mit der inzwischen nochmals stark verbesserten Planung, auf die große Hoffnungen gesetzt werden.

Landrat Wolff setzt sich darüber hinaus dafür ein, die Interimsphase bis zur avisierten Fertigstellung 2032 aktiv zu gestalten, um die verkehrliche Situation in den Kommunen des oberen Filstals zu verbessern. “Wir brauchen begleitende, verkehrslenkende Maßnahmen. Ziel muss sein, die Fahrzeuge auch bei größeren Staulagen auf der Autobahn zu halten”. Dazu gebe es Möglichkeiten, führte der Chef der Kreisverwaltung aus. Die Autobahngesellschaft sagte zu, den Beispielen aus anderen Räumen folgend, ein begleitendes Konzept aufzusetzen, das zumindest in Teilen Abhilfe schaffen kann.

Beim Weiterbau der B 10 zwischen Gingen/Ost und Geislingen/Ost zeigt sich der Planungsfortschritt zwar noch nicht ganz so weit wie bei der Autobahn, aber auch hier sieht man den festen Willen aller Beteiligten, die Dinge zügig abzuarbeiten. Der Amtschef im Stuttgarter Verkehrsministerium, Berthold Frieß, und sein zuständiger Abteilungsleiter Andreas Hollatz, ließen keinen Zweifel an der Wichtigkeit der B10, die in der Priorisierung des Landes ganz oben stehe. Ministerialdirektor Frieß sagte: “Die Fertigstellung der B10 im Filstal bis Geislingen-Ost hat für das Land oberste Priorität.” Ziel sei es, die Planfestellung möglichst zügig einzuleiten, um auch in diesem hoch belasteten Abschnitt des Filstals schon bald Baurecht zu erhalten. “Erst wenn die neue B 10 hinter dem Schildwachttunnel endet, befindet sich die Lebensader im Filstal in einem zeitgemäßen Ausbaustandard, der den Wirtschaftsraum Geislingen als Ganzes stärkt und den Menschen in den Ortsdurchfahrten Lebensqualität zurückbringt” brachte Landrat Wolff das von allen Seiten unterstützte kreispolitische Anliegen auf den Punkt.

Am 28. April wird das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart mit einer Bürger-Information in Kuchen die Raumschaft auf den neuesten Stand der Entwurfsplanung bringen. Dort gab es zuletzt Überarbeitungen, die in der Bürgerinformationsveranstaltung öffentlich vorgestellt werden. Mit Spannung werden Aussagen zum Lärmschutz und der verkehrlichen Entwicklung auf Basis aktualisierter Gutachten wie auch neuester gesetzlicher Vorgaben erwartet. Nicht zuletzt aufgrund der Pandemielage musste die bereits für den vergangenen Herbst vorgesehene Präsenzveranstaltung auf das neue Datum verschoben werden.

Alle Beteiligten des Mobilitäts-Infrastrukturgipfels unterstützten zudem die Forderung, nicht nur die gemeinsame Planfeststellung beider Bauabschnitte des Weiterbaus der B 10 im Auge zu behalten, sondern vor allem auch für den zeitgleichen Bau Sorge zu tragen. Andernfalls seien über einen längeren Zeitraum massive verkehrliche Zusatzbelastungen im Stadtgebiet von Geislingen zu erwarten, die es zu vermeiden gelte. Stefan Heß, Abteilungspräsident im Regierungspräsidium Stuttgart wies auf baulogistische Synergien zwischen beiden Abschnitten hin, die ein solches Vorgehen schon aus Kostengründen nahe legten.

Der Gipfel im Landratsamt schloss mit einem Blick auf den gleichzeitigen Ausbau der umweltfreundlichen Mobilitätsträger. Jörg-Michael Wienecke, Leiter des Amts für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur berichtete, dass es  bei der kommunalen Planung der Radschnellverbindung im Filstal zwischen Ebersbach und Süßen inzwischen mit großen Schritten vorangehe. Im Sinne einer nachhaltig angelegten Verkehrswende, müsse auch in diesem Bereich konzentriert gearbeitet werden, um keine Zeit zu verlieren. Der Klimaschutz dulde in der Tat keinen Aufschub, betonte Landrat Edgar Wolff.

 

PM Landratsamt Göppingen Amt für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur

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