Im Notfall Hilfe rufen – nicht alle können dies über das Telefon. Eine bundeseinheitliche App schafft Abhilfe für Menschen mit einer Behinderung.
Ein Feuer, ein Unfall, ein gesundheitlicher Notfall, ein Verbrechen – jetzt schnell Hilfe rufen über die Notrufnummer 112 ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Aber eben nicht für alle. Insbesondere Menschen mit einer Hör- oder Sprachbehinderung können nicht einfach zum Telefon greifen. Ihnen stand bislang ein entsprechendes Faxgerät zur Verfügung. Jetzt können sie auf NORA, die bundesweit einheitliche Notruf-App zurückgreifen. „Sie wurde in Kooperation aller Bundesländer unter Federführung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums entwickelt und ging nach einer längeren Testphase im vergangenen September an den Start“, informiert Peter Welsch, der Leiter der Integrierten Leitstelle des Landkreises (ILS). Einen wahren Run erlebte sie bereits am zweiten Tag, als bundesweit die Notruf-Nummer 112 ausgefallen war und ungezählte Menschen die App herunterluden und aufriefen. „Die Server waren für diesen Ansturm nicht ausreichend dimensioniert“, so Andreas Bachmann, der Leiter des DRK-Rettungsdienstes. Zwischenzeitlich sind alle anfänglichen Schwierigkeiten behoben und die App steht nicht mehr allen offen. Sie funktioniert nur nach einer Registrierung. „Registrieren können sich nur Menschen mit einem entsprechenden Nachweis.“ Peter Welsch demonstriert an seinem Smartphone, wie einfach die App zu bedienen ist. Die App fragt verschiedene Parameter ab und leitet dann den Notruf an die nächstgelegene und zuständige Einsatzzentrale weiter. Die Disponentin oder der Disponent dort muss nun weitere Informationen abfragen, wie in einem Chat. „Das ist aufwändig und kostet auch viel Zeit“, ist die Erfahrung von Peter Welsch. Deshalb sei der Notruf über das Telefon immer die bessere Lösung. „Ein erfahrener und qualifizierter Disponent kann in einem Telefongespräch viele Informationen gleichzeitig bekommen, die er im Chat erst abfragen muss.“ Gleichwohl sei die App für all die Menschen, die ein Handikap haben, eine sinnvolle, schnelle und zuverlässige Möglichkeit, „einen Notfall zu melden“.
Die Mitarbeitenden der Leitstellen waren zunächst intensiv geschult worden. Sie haben durch die App zusätzlichen Aufwand in mehrfacher Hinsicht: Sie müssen alle Daten eines so ausgelösten Notfalleinsatzes manuell in ihre Leitstellensysteme übertragen. „Es wird daran gearbeitet, dies zu automatisieren.“ Einen ersten Einsatz, alarmiert durch NORA, gab es bereits im Landkreis. Die Leitstelle hatte von einem brennenden Fahrzeug erfahren und die Feuerwehr alarmiert.
PM DRK-Kreisverband Göppingen