Leserbrief zur Personalsituation Kliniken

Ich finde die Resolution des Göppinger Kreistages zur Personalsituation an den AlbFils-Kliniken an den Bund geradezu peinlich.

Fachkräfte sind in nahezu allen Branchen rar. So auch im Gesundheitsbereich. Und die Randbedingungen mitsamt der Bezahlung ist für Pflegekräfte nicht immer ausreichend attraktiv, so dass es hier auch schon lange vor Corona eine hohe Aussteigerquote gab. Gilt überall in Deutschland. Speziell im Kreis Göppingen ist allerdings: Die Geschäftsführung hat Probleme mit selbst geschaffen, ausreichend Nachwuchs für den Beruf zu finden. In Geislingen wurde die Pflegeschule schon lange stillgelegt. Am Geislinger Krankenhaus gibt und gab es keine Kindertagesstätte. Interessenten für den Beruf aus dem Raum Geislingen/Oberes Filstal dürfen ab jetzt entweder Familie/Freunde/Vereine aufgeben und Richtung Eichert ziehen oder sich für ihre Heimat und Bindungen entscheiden und ein 3-Schicht-Pendlerleben führen. Da fangen die meisten doch lieber eine andere Ausbildung an, bzw. steigen aus. Im Alb-Donaukreis und im Kreis Esslingen gibt es übrigens jeweils 3 Krankenhäuser. Für den Kreis Göppingen reicht dem Kreistag ja eines. In unseren Nachbarkreisen kann fast jeder junge Mensch Wohnortnahe einen Arbeitsplatz in der Krankenpflege finden. Und die hiesige Geschäftsführung wundert sich, warum sie in der Personalrekrutierung das Nachsehen hat? Und das seit dem Kreistagbeschluss ca. 50 Beschäftigte aus Geislingen gekündigt haben, findet natürlich keine Erwähnung in der Resolution. Den hart arbeitenden Pflegekräften, die wohnortnahe beschäftigt waren, wurde ein Pendlerjob im 3-Schichtbetrieb in GP angeboten. Dass da eine Menge abspringen und die Situation selbstverschuldet verschärft wird, war hier in Geislingen allen klar, nur der Kreisrat hatte da andere Hoffnungen. Und wie lange die, die jetzt zum 3-Schichtpendeln gezwungen wurden, das durchhalten, wird man sehen. Da wird die Fluktuation wohl anhalten.

Ein weiterer Aspekt: Aus sicherer aber leider aus persönlichen Ängsten nicht zitierfähiger Quelle ist mir bekannt, dass der Schockraum durch aktive Verlegungen vom Eichert an die Helfensteinklinik und Schließungsvorarbeiten auch in den letzten Wochen bereits häufig abgemeldet war. Dadurch wurden bereits die durchschnittlichen Fahrzeiten der Notarztwagen massiv verlängert, weil diese sehr häufig an der eigentlich noch funktionierenden Helfensteinklinik vorbei fahren mussten. Aber seit dem 13.12. ist die längere Anfahrt für Verletzte aus dem östlichen Kreisgebiet ja der durch Landrat und Kreistag geplante Standard. Außerdem wurde mir die massive Beschwerde der Notärzte in Ulm zugetragen, das Schwerverletzte aus dem östlichen Kreisgebiet jetzt zunehmend in Ulm landen, weil die Anfahrt ins Eichert weiter sei und anscheinend der Kreis Göppingen auch nicht mehr so viele gleichzeitig versorgen kann.

Die Situation am Eichert mitsamt Schließung der Helfensteinklinik erinnert immer mehr an S21. Es wird ein Beschluss gefasst, trotz vieler Warnungen vor den Konsequenzen. Diese treten der Reihe nach alle ein. Aber weil alle Beteiligten „das Gesicht wahren“ wollen, wird auf Teufel komm raus, ohne jede Chance der Einsicht, der Weg durchgezogen. Eine Politik, die den Mensch in den Mittelpunkt des Handelns stellt, geht anders.

 

Eckhart Klein
Geislingen

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/lokalnachrichten/130068/

Schreibe einen Kommentar