Mut und Lust auf Zukunft machen / MIT: Wo steht die Wirtschaft im Kreis? – Referenten optimistisch

Mit Optimismus raus aus der Corona-Pandemie. So wollte der Kreisvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Göppingen, Ralf Semmler, den Tenor der Kreismitgliederversammlung verstehen, zu der Referenten eingeladen waren, die Mut und Lust auf Zukunft machen wollten. Gut 40 Mitglieder der MIT waren in den Veranstaltungsaal der Firma Lambert im Göppinger Werbepark gekommen.

Die Kuchener Firma Innofluid ist auf der Höhe der Zeit. Der Maschinenbauer ist auch Spezialist für hochwertige Filteranlagen und hat in der Coronazeit Luftfiltergeräte entwickelt, die jetzt händeringend auch für Klassenzimmer gesucht werden. Dass es nicht so einfach ist, sich mit hochwertigen Geräten gegen die Billigkonkurrenz aus Asien durchzusetzen, machte Geschäftsführer Ralf Krieger deutlich. Dennoch ist er zuversichtlich, dass sich die Geräte made in Kuchen am Markt durchsetzen. Und der ist riesig, wie Studenten der Hochschule Albstadt-Sigmaringen herausgefunden haben: 45 Millionen Räume müssten deutschlandweit mit Luftfiltergeräten ausgestatten werden, darunter 22 000 Klassenzimmer in Baden-Württemberg. Dass die Geräte leiser laufen als man flüstern kann, davon konnten sich die MIT-Mitglieder am vorgestellten Modell überzeugen. Die Luftfiltergeräte bescherten der Firma Innofluid in der Corona-Zeit ein dickes Plus: Der Umsatz hat sich in der Zeit verdoppelt, so Krieger, der mit seiner 2006 gegründeten Firma seit 217 in Kuchen etabliert ist und voller Optimismus in die Zukunft blickt.

Mitarbeiter einer Firma ins Homeoffice zu schicken – das hört sich einfach an, ist aber auch mit Risiken behaftet. Vor allem im Bereich Datensicherheit. Welche Gefahren lauern, wenn auf einem firmeneigenen Laptop zu Hause gearbeitet wird und wie schnell sich der Nutzer einen Virus aus dem Netz einfangen kann, zeigte Hans-Jörg Andonovic-Wagner auf. Der Eislinger IT-Experte malte jedoch nicht nur ein düsteres Bild, sondern informierte auch über Möglichkeiten, das firmeneigene Datennetz abzusichern. Was nicht immer gelingt, wie Daniel Berger von der Cogitanda Datatprotect AG berichtete. Die Cyberkriminalität, vor allem aus den osteuropäischen und einigen asiatischen Ländern und neuerdings auch aus Brasilien wachse stetig, so Berger. Firmen in den USA oder Europa durch gezielte Angriffe im Netz lahmzulegen und dann Lösegeld zu verlangen, sei schon ein lukratives und sicheres Geschäftsmodell für die Cyber-Gangster geworden. Berger berichtete von einem Fall in seiner bayerischen Heimatgemeinde, wo eine Firma nach einem Cyberangriff seit drei Wochen stillsteht und bisher ein Schaden von 20 Millionen Euro entstanden ist. Ein Beispiel, warum sich eine Versicherung gegen solche Angriffe lohne, zumal Versicherungsnehmer im Ernstfall auch auf ein exzellentes Experten-Netzwerk für die Datenrettung zurückgreifen können. Allerdings: während in den USA bereits 70 Prozent der Unternehmen eine solche Versicherung haben, sind es in Deutschland erst sieben Prozent. Geradezu eine Einladung an die Cyber-Kriminellen. Deshalb gibt es Versicherungsangebote, die u.a. Versicherungsmakler Daniel Eisele (OVS Eislingen) oder Matthias Mundorff (DKV Göppingen) auf die Bedürfnisse der jeweiligen Unternehmen zuschneiden können, wie sie erklärten.

Haben die Coronahilfen von Bund und Land den Unternehmen etwas gebracht? Der Uhinger Steuerberater Thomas Rapp, zugleich auch Landesschatzmeister der Mittelstand- und Wirtschaftsunion, zog eine erste Bilanz. Seiner Einschätzung nach hätte der Staat bewiesen, dass er vor lauter Bürokratie nicht helfen kann, denn schon bei der Antragstellung seien die meisten überfordert gewesen. Entweder habe die Erfassung des Antrags auf den Seiten der zuständigen Stellen nicht funktioniert oder aber sich die Voraussetzungen für die Hilfen permanent geändert. Rapp schätzt, dass lediglich 20 Prozent der Firmen in den Genuss der Finanzhilfen gekommen seien. „80 Prozent sind leer ausgegangen, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllten oder rein buchhalterisch nicht erfüllen konnten. Geholfen hätten den Unternehmen zumeist die Hausbanken mit zinsgünstigen Darlehen.

Eine Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage gab schließlich IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart, der den MIT-Mitgliedern die Ergebnisse der aktuellen IHK-Umfrage präsentierte. Demnach schauen die Unternehmen im Kreis zuversichtlich in die Zukunft. Getragen werde die Entwicklung von der Industrie und vom Export. Das positive Gesamtbild dürfe jedoch nicht verschleiern, dass es einzelnen Betrieben, vor allem im Handel und in der Gastronomie, auch sehr schlecht geht. Als Beispiel nannte den Einzelhandel. Hier sei der Lebensmittelbereich in Corona-.Zeiten geradezu durch die Decke gegangen, der Facheinzelhandel, der monatelang seine Läden geschlossen hatten musste, habe dagegen jetzt hart zu kämpfen, verdeutlichte Imgart die Situation. Optimistisch stimmen den Göppinger IHK-Chef die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und die Nachfrage nach Arbeitskräften. Letzteres bedeute, dass es im Landkreis einen stabilen Arbeitsmarkt gibt.

Über ihre Arbeit im Landtag berichtete die CDU-Abgeordnete Sarah Schweizer, die den Wahlkreis Göppingen vertritt. Als stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses legte sie einen Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf die Haushaltssituation des Landes. In einem Nachtragshaushalt werde das Land nochmals Geld für die Corona-Folgen bereitstellen, so Schweizer. Damit sollen u.a. den Kommunen bei der Finanzierung ihrer kulturellen Einrichtungen geholfen werden. Außerdem gibt das Land im Nachtrags-Etat zusätzliches Geld für Wasserstoffprojekte, freut sich Schweizer, die in dieser Energieform auch einen künftigen Wirtschaftszweig im Filstal sieht. Kritik übte die Parlamentarierin dagegen an der geplanten Finanzierung von 105 zusätzlichen Stellen für die Landesverwaltung. „Ob das in der heutigen Zeit das richtige Signal ist, weiß ich nicht.“ Mit Blick auf den Herbst und die anstehenden Beratungen für den Doppelhaushalt 2022/23 sieht Schweizer einen massiven Sparzwang. Dieser werde dazu führen, dass man noch stärker bisher auf die Nachhaltigkeit bei den Ausgaben achtet und Fördergelder, auch für Unternehmen, gezielter bewilligt werden müssen.

Die verschiedenen Themen des Abends wurden anschließend in lockerer Runde mit den Referenten noch vertieft. MIT-Kreisvorsitzender Ralf Semmler zeigte sich zufrieden. „Es wurde deutlich, wo die Wirtschaft im Kreis aktuell steht und welche Themen auf uns zukommen“, so Semmlers Fazit.

Foto /Rüdiger Gramsch): Referierten bei der MIT: Daniel Berger, Sarah Schweizer, Matthias Mundorff, Ralf Semmler, Gernot Imgart, Hans-Jörg Andonovic-Wagner, Ralf Krieger (v.l.).

PM MIT Göppingen

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