Sehr geehrter Herr Landrat Wolff, sehr geehrter Herr Dr. Hüttner, sehr geehrter Herr Schmid,
das beschlossene und damit bevorstehende Ende der Helfensteinklinik in Geislingen als Einrichtung der stationären Gesundheitsversorgung führt gerade auch für Menschen mit Behinderungen oder mit Mobilitätseinschränkungen im Bereich Geislingen zu großen Nachteilen. In der Mitgliederversammlung des Kreisbehindertenrings Göppingen am 1. Juni wurde dies thematisiert und vereinbart, dazu Stellung zu nehmen.
Es besteht die Sorge, dass sich die Gesundheitsversorgung vor Ort in Geislingen und für die umliegenden Gemeinden verschlechtert. Insbesondere die Vertreter des Stadtbehindertenrings Geislingen sehen eine Benachteiligung der Raumschaft Geislingen und befürchten eine Spaltung des Landkreises, wenn am Beschluss des Kreistages festgehalten wird.
Darüber hinaus wird besonders kritisch gesehen, dass die Aufrechterhaltung der Notfallambulanz nur vage formuliert ist und damit nicht gesichert zu sein scheint.
Ebenso ist für die Bürgerinnen und Bürger nicht ausreichend erkennbar, was man sich unter einer sogenannten Praxisklinik vorstellen kann, wie der Prozess dahin gestaltet werden soll und wie verbindlich die angestrebten Versorgungsbausteine von der Geschäftsführung vorangetrieben und realisiert werden.
Gerade für Menschen mit Behinderungen oder Mobilitätseinschränkungen ist eine wohnortnahe und barrierefreie Gesundheitsversorgung von besonderer Bedeutung. Dieser Aspekt wurde bei den bisherigen Beschlüssen nicht berücksichtigt und erfordert nun dringend weitere Klärungen – sowohl im Blick auf die Ausgestaltung am Standort Geislingen als auch bezüglich der Verkehrsanbindung der Klinik am Eichert für Patienten sowie Besucherinnen und Besucher.
Der Kreisbehindertenring Göppingen schlägt deshalb eine Prüfung folgender Problempunkte vor:
Eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung unter besonderer Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen erfordert Wohnortnähe und Barrierefreiheit. Dies muss auch zukünftig gewährleistet sein.
- Am Standort der Helfensteinklinik muss weiterhin ein breites medizinisches Angebot gewährleistet werden, das sich am Bedarf der Bevölkerung orientiert. Wir erwarten von der Klinikgeschäftsführung, von Landrat und Kreisrat großes Engagement, Transparenz und Verbindlichkeit für den Gesundheitsstandort Geislingen und dass alles dafür getan wird, um eine 24/7-Notfallambulanz dauerhaft möglich zu machen.
- Beim Neubau der Klinik am Eichert muss besonders auf die Belange von Menschen mit Behinderung Rücksicht genommen werden. Dies betrifft auch sämtliche Nebenanlagen und Zuwege.
- Der große Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen im gesamten Landkreis Göppingen muss kurzfristig behoben werden, damit pflegende Angehörige dieses wichtige Entlastungsangebot in Anspruch nehmen können. Ergänzend zu einem Angebot für ältere Pflegebedürftige sollte das Anliegen des Geislinger Arbeitskreises „Kurzzeitpflege für Jüngere“ aufgegriffen werden, indem ein spezielles Zielgruppenkonzept umgesetzt und damit dem langjährigen Bemühen der Geislinger Initiative Rechnung getragen wird.
- Ein zentrales Element der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderungen stellt die Anbindung der Klinik am Eichert über den öffentlichen Personennahverkehr gerade aus der Raumschaft Geislingen und aus dem Oberen Filstal dar. Der Nahverkehrsplan muss besser auf die Erreichung der Klinik am Eichert aus dieser Raumschaft abgestimmt werden. Ergänzend muss auch
über Rufbusse nachgedacht werden. Der Fahrgastbeirat des Verkehrsverbundes Stuttgart im Landkreis hat hierzu bereits Stellung genommen. Wir unterstützen eine Einbindung des Fahrgastbeirats in diese Debatte.
Wir bitten Sie herzlich, die Anregungen des Kreisbehindertenrings bei den weiteren Entscheidungen mit zu berücksichtigen und sehen Ihrer Antwort gespannt entgegen. Sehr gern stehen wir für einen Austausch zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Baehrens, MdB
Vorsitzende Kreisbehindertenring Göppingen