Die Göppinger Kreisgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) spricht sich für die Einführung einer durchgehenden S-Bahn zwischen Stuttgart und Ulm aus. In einem Brief an die Verantwortlichen in Land, Region und Landkreis fordert sie eine Machbarkeitsstudie für die so genannte Alb-Fils-S-Bahn, die die Stuttgarter S-Bahn mit der Regio-S-Bahn Donau-Iller (Region Ulm) verknüpft. So soll ein verlässlicher, eng getakteter Bahnverkehr zu den Oberzentren Stuttgart und Ulm hergestellt werden. Sie sind auch die wichtigsten Fernverkehrsknotenpunkte für den Landkreis Göppingen.
Die VCD-Kreisgruppe beklagt, dass zukunftsfähige Konzepte für die Filstalbahn bisher fehlten. In dem Brief an Landesverkehrsminister Hermann, die Spitzen des Regionalverbands Stuttgart und Landrat Wolff heißt es: „Nach der Eröffnung der parallel verlaufenden Schnellbahntrasse und dem damit verbundenen Ende des Fernverkehrs im Filstal wird das Bahnangebot im Kreis Göppingen effektiv reduziert. Die bisherigen Nahverkehrsplanungen für die künftige Filstalbahn (MEX und IRE) sind unserer Meinung nach nicht umfassend genug, um im Sinne der Verkehrswende bei der Bevölkerung die notwendige Akzeptanz zu erreichen.“
Mit dem hohen Nutzen, welcher der S-Bahn im Allgemeinen zugeschrieben werde, sei es nach VCD-Meinung möglich, den Verkehr auf der Filstalbahn von beiden Oberzentren aus attraktiver zu gestalten. Die Alb-Fils-S-Bahn würde zwischen Ulm Hbf und Plochingen an allen Stationen halten, im weiteren Verlauf nach Stuttgart Hbf ist wegen der dichten Abfolge von Bahnhöfen ein Expressdienst vorgesehen mit Halten in Esslingen und Bad Cannstatt.
Ziele der Alb-Fils-S-Bahn sind die halbstündliche Verbindung zwischen Stuttgart Hbf und Ulm Hbf über die Filstalbahn, zumindest in den Stoßzeiten erweitert zu einem Viertelstundentakt zwischen Geislingen und Stuttgart Hbf, die Beibehaltung des Normaltakts auch in den späten Abendstunden und am Wochenende sowie umsteigefreier, stündlicher Verkehr in den Wochenendnächten auf der gesamten Strecke. Das Angebot ergänze den stündlich verkehrenden (I)RE Stuttgart-Lindau mit Halten in Göppingen und Geislingen.
Diese Ziele entsprechen laut VCD-Kreisgruppe den mittel- bzw. langfristigen klimapolitischen Vorhaben der neuen Landesregierung, die Förderung der Regio-S-Bahn Donau-Iller sei in der Koalitionsvereinbarung ebenfalls explizit erwähnt. Die Regio-S-Bahn sieht als Linie RS4 ohnehin die Verbindung Ulm Hbf-Geislingen vor, die in der Alb-Fils-S-Bahn aufgehen würde. Im Brief stellt die VCD-Kreisgruppe fest: „Insgesamt hat die Alb-Fils-S-Bahn somit das Potenzial, zu einem Modellprojekt für die Klimapolitik der Landesregierung zu werden, das die Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Stuttgart als Aufgabenträger der Stuttgarter S-Bahn weiter intensiviert.“
Außerdem unterstreicht die VCD-Kreisgruppe Göppingen die Flexibilität ihres Konzepts: „Die Landkreise Göppingen und Alb-Donau könnten die Alb-Fils-S-Bahn wegen ihrer Besonderheit, Verbindungen zu gleich zwei Oberzentren herzustellen, als eigenständige Marke im Sinne des wirksamen Standortmarketings etablieren. Andererseits wäre es möglich, die Alb-Fils-S-Bahn schlicht als Projektname zu verwenden. Sie würde zwischen Stuttgart und Geislingen als Stuttgarter S-Bahn und bei der Weiterfahrt nach Ulm als Regio- S-Bahn Donau-Iller firmieren.“
Die geforderte Machbarkeitsstudie soll solche Fragen ebenso untersuchen wie die technische Umsetzung, die Finanzierung und damit auch die Form der Kooperation zwischen Land und Regionalverband Stuttgart. Nach bisherigem Stand wäre der Alb-Fils-S-Bahn- Abschnitt Stuttgart-Geislingen Angelegenheit des Regionalverbands Stuttgart, die Strecke Geislingen-Ulm Sache des Landes. Zu den bereits vorliegenden Studien zur Stuttgarter S- Bahn im Landkreis Göppingen aus den Jahren 2012 und 2014 stellt der VCD fest, dass diese mittlerweile als „überholt“ gelten müssen. Sie gingen von Rahmenbedingungen und Voraussetzungen aus, die heute längst nicht mehr gegeben sind.
Foto: S-Bahn im Bahnhof Plochingen
PM VCD-Kreisgruppe Göppingen