Beim Roten Treff der Eislinger SPD ist den Kreisräten Julian Stipp und Peter Hofelich (SPD) heftig die Meinung zu ihrem Stimmverhalten in Sachen Helfenstein-Klinik gesagt worden. Die Kritik wurde von ihnen entschieden zurück gewiesen und betont, ihnen gehe es – wie den Kreisräten insgesamt – um die bestmögliche Versorgung der Menschen, gleich, wo sie im Landkreis zuhause sind.
Zahlreiche Teilnehmer aus dem Raum Geislingen hatten sich am Donnerstagabend eingewählt, sodass die Online-Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Eislingen von über 40 Personen aktiv verfolgt und von Uli Weidmann moderiert wurde.
Julian Stipp stellte zunächst die Hintergründe und Grundlagen, die zu der Entscheidung, die Helfenstein-Klinik zu schließen – an dem Begriff der Schließung gäbe es nichts zu deuteln – dar und erwähnte die globale und regionale Entwicklung im Krankenhauswesen, an der man auch im Kreis Göppingen nicht vorbei komme. Der Grundsatz „Eine Klinik – zwei Standorte“ sei zwar fraglos als politische Zielsetzung allseits akzeptiert und vertreten worden, ein formaler Beschluss dazu sei aber vom Kreistag nicht gefasst worden.
Ein Landkreis mit 250 000 Einwohnern sei nicht in der Lage, dauerhaft und qualitativ ausreichend eine umfassende Vollversorgung sicherzustellen. Insofern dürfe man sich innovativen Entwicklungen nicht entziehen, so Stipp. Es sei unverkennbar, dass eine lebhafte „Zentralisierung, Spezialisierung und Ambulantisierung“ im Gange sei, die auf allen Ebenen und in allen Strukturen entsprechende Reaktionen auslöse. Das Problem der Überkapazitäten in den Krankenhäusern werde sich wegen der verstärkten Ambulantisierung verschärfen und dazu führen, dass der Bedarf nach Krankenhausbetten mittel- und langfristig weiter zurückgehe, weil der medizinische Fortschritt Liegezeiten in den Kliniken erheblich verkürze.
Stipp erklärte, dass auch in der Helfensteinklinik diese strukturellen Veränderungen spürbar und in der Vergangenheit offenkundig unzureichend damit umgegangen worden sei. Es hätten schon mehrere Dienstlinien nicht mehr ständig besetzt werden können; damit wäre die Leistungsfähigkeit der Geislinger Klinik in Frage gestellt worden.
Kreisrat Peter Hofelich machte eingangs seines Statements deutlich, dass er seit vielen Jahren auch im Krankenhauswesen für eine konsequente Regionalsierung der Einrichtungen und Mittel eingetreten sei. Nur wenn man das Problem offen und intensiv angegangen wäre, hätte die Helfensteinklinik auf Dauer erhalten werden können. Es habe an Konzepten gefehlt, auf innovativen Feldern die eigene Zukunft zu sichern.
Dezidiert hob Hofelich hervor, dass durch Initiativ-Antrag der SPD-Fraktion erreicht worden wäre, dass in Geislingen die Notaufnahme nicht nur von 7 – 22 Uhr besetzt sein wird, sondern rund um die Uhr, sowohl chirurgisch als auch internistisch sowie mit Röntgen und CT.
In der Diskussion über die Aussagen Hofelichs und Stipps wurde deutlich, dass viele Geislinger Bürgerinnen und Bürger kein Verständnis für das Abstimmungs-verhalten des Kreistags zeigen. Sie hätten von den Kreisräten erwartet, dass diese für den Erhalt des Geislinger Krankenhauses einsetzen und nicht dem üblichen Mainstream folgten.
Die Emotionen schlugen ziemlich hoch und die Argumente aus den Fachgutachten wurden als zum Teil erfunden und als gelogen bezeichnet. Jürgen Peters machte darauf aufmerksam, dass die SPD im Wahlprogramm zur jüngsten Kreistagswahl ausdrücklich die These „Eine Klinik = zwei Standorte“ verfochten und ihre Glaubwürdigkeit auf diesem Gebiet nun eingebüßt habe.
Die Entscheidung werde sich dergestalt auswirken, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Raum Geislingen umorientieren und in Krankenhäuser außerhalb des Landkreises ausweichen. Es werde nicht gelingen, so Ludwig Kraus, die Zahl der Patienten „von der Helfenstein-Klinik in die Eichertklinik umzuleiten, sondern dieses ‚Geschäft‘ wird den Alb-Fils-Kliniken insgesamt verloren gehen. Und damit deren Defizit empfindlich vergrößern.“
Aus der Bürgerschaft wurde betont, dass die Entscheidung des Kreistags an den Interessen der Raumschaft Geislingen-Oberes Filstal vorbeigegangen sei und Landrat und Kreistag nicht damit rechnen könnten, dass sie nachträglich eine Akzeptanz oder gar Verständnis für die Entscheidung aufbringen würden.
Die beiden Kreisräte halten es für erforderlich, dass Landrat und Management kurzfristig ein überzeugendes Konzept für die Übergangszeit bis zum Schliessungstermin vorlegen und zur Diskussion stellen. “Aus verschiedenen Gründen wurde in den letzten Wochen nur über Abbau in Geislingen geredet“, so Stipp und Hofelich. „Es muss jetzt aber alle Energie auf den Aufbau eines zeitgemässen Gesundheitszentrums mit ambulanten, teilstationären und spezialisierten -Diensten gelenkt werden, um Arbeitsplätze und Patientennähe zu sichern“, erklärten sie.
PM SPD Eislingen