Nach rund zweieinhalbjähriger Bauzeit konnten heute die Bauarbeiten abgeschlossen sowie die sicherheitstechnische Nachrüstung im ältesten Straßentunnel Deutschlands in Betrieb genommen werden. Die beiden 150 und 143 Meter langen, begehbaren neuen Rettungsstollen im Lämmerbuckeltunnel an der A 8 bei Wiesensteig bilden den Schwerpunkt der Nachrüstung.
Bei einem Unfall oder Brand im Tunnel verkürzen sich die Fluchtwege dadurch auf maximal 300 Meter. „Die sicherheitstechnische Nachrüstung der Tunnelbauwerke an unseren Autobahnabschnitten im Land stellt eine Kernaufgabe zur Steigerung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer dar. Die Tunnelsicherheit ist – angesichts der verkehrlichen Bedeutung der Ost-West-Achse A 8 – ein sehr wichtiges Kriterium, das im Ernstfall Leben rettet“, sagte Regierungspräsident Wolfgang Reimer anlässlich der heutigen Inbetriebnahme.
Umfangreiche Nachrüstungen für mehr Sicherheit
Die beiden Rettungsstollen wurden teilweise in offener sowie auch in bergmännischer Bauweise hergestellt. Der anteilige bergmännische Vortrieb der beiden Rettungsstollen mit einer Gesamtlänge von rund 220 Metern wurde mittels Sprengungen durch Mineure durchgeführt. Der Tunnelanschlag für den Bau der Rettungsstollen erfolgte am 15. März 2018. Mit den ersten Sprengungen wurde unmittelbar danach begonnen. Die Rohbauarbeiten der beiden Rettungsstollen wurden bereits im August 2019 fertiggestellt.
Im Anschluss daran wurde ab Oktober 2019 mit der betriebstechnischen Ausstattung der beiden Rettungsstollen begonnen. In den Rettungsstollen wurde die Beleuchtung, die Videoüberwachung, die Belüftung sowie die Energieversorgung und die Anbindung der Fernüberwachung über die beiden Betriebsgebäude am Lämmerbuckeltunnel installiert.
Für die Herstellung der Rettungsstollen investierte der Bund insgesamt rund 9,4 Millionen Euro.
Das Regierungspräsidium Stuttgart dankt allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern für Ihr Verständnis während der Bauzeit sowie insbesondere allen Grundstückseigentümern, die vom Bau des Rettungsstollens betroffen waren.
Hintergrundinformationen:
Der Lämmerbuckeltunnel liegt im Zuge der Bundesautobahn A 8 Stuttgart – Ulm im Bereich des Albaufstiegs bei Wiesensteig im Landkreis Göppingen südöstlich der Region Stuttgart. Er durchfährt auf einer Länge von 622 Metern den namensgebenden Lämmerbuckel, einen auf 800 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Höhenrücken zwischen Wiesensteig und Hohenstadt. Der einröhrige Tunnel wird gegenwärtig im Richtungsverkehr in Fahrtrichtung Ulm betrieben.
Der Lämmerbuckeltunnel ist derzeit der älteste in Betrieb befindliche Autobahntunnel Deutschlands, der der Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT 2006) unterliegt. Gemäß der RABT 2006 sind bei Tunnellängen ≥ 400 Meter Notausgänge in regelmäßigen Abständen ≤ 300 Meter vorzusehen.
Mit der Nachrüstung wurde der Lämmerbuckeltunnel mit zwei Notausgängen ausgestattet, die über Rettungsstollen in westliche und östliche Richtung nahezu parallel zum Lämmerbuckeltunnel an die Geländeoberfläche geführt werden.
Die begehbaren 150 und 143 Meter langen Rettungsstollen haben eine lichte Weite in offener Bauweise von 2,25 Metern, im Bereich der bergmännischen Bauweise von 3,45 Metern. Sie wurden im Sprengvortrieb in gebirgsschonender Bauweise ausgebrochen. Durch eine Außenschale aus Spritzbeton wurden während der Bauzeit die Arbeiten am Rettungsstollen gesichert. Nach Fertigstellung des Vortriebs erfolgte der Einbau der 40 Zentimeter starken Innenschale.
Anschließend erfolgte die betriebstechnische Ausstattung mit Beleuchtung, Video- und Brandmeldeüberwachung, Lautsprechern, Fluchtwegkennzeichnung und Belüftungsvorrichtungen.
Bei sicherheitstechnischen Nachrüstungen in den vergangenen Jahren wurden die Betriebstechnik bereits teilweise erneuert. In den Jahren 2011/2012 wurde eine Löschwasserversorgung installiert und 2014 Strahlventilatoren für die Lüftung im Brandfall montiert.
Auch nach dem Bau des geplanten neuen Albaufstiegs wird der Lämmerbuckeltunnel weiterhin in Betrieb sein und mit der bestehenden Albaufstiegstrasse dem regionalen Verkehr als Landesstraße zur Verfügung stehen. Darüber hinaus dient er als mögliche künftige Umleitungsstrecke beispielsweise für die bei Wartungsarbeiten notwendig werdenden Sperrungen der künftigen A 8-Tunnel im Bereich des Albaufstiegs. Dadurch können die anliegenden Gemeinden vom Umleitungsverkehr entlastet werden.
PM Regierungspräsidium Stuttgart