Jedes Frühjahr, wenn die Rehe ihre Kitze gebären und diese zum Schutz vor Fressfeinden im hohen Gras ablegen, fällt dies mitten in die Mähsaison. Da die kleinen Kitze in den ersten Lebenswochen noch keinen Fluchtreflex haben, passiert es trotz der regelmäßigen, gewissenhaften Absuche der Wiesen durch die Landwirte leider immer wieder, dass ein unentdecktes Rehkitz einer Mähmaschine zum Opfer fällt. In Göppingen haben sich nun Jäger, Landwirte, Waldbesitzer und Naturschützer für den gemeinsamen Einsatz zur Kitzrettung mittels einer Wärmebilddrohne zusammengetan. Dabei sollen auch Kinder und Jugendliche mit einbezogen werden und in regelmäßigen Aktionen und Projekten so schon die Begeisterung der Jungen für die heimische Natur, den Wald und die Landwirtschaft geweckt werden.
Auf der kürzlich stattgefundenen Gründungsversammlung des Vereins „Schwabenkitz“ im Biergarten im Stauferwald wurden Sarah Schweizer, Stadträtin und Jägerin aus Göppingen, und Hans-Jörg Andonovic-Wagner, Drohenpilot aus Eislingen, als Doppelspitze zu den Vorsitzenden des Vereins gewählt. Gründungsmitglieder sind u.a. der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Hermann Färber, der Betzgenrieter Landwirt Helmut Gülch, der zugleich Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Göppingen ist, und Walter Hauke, 2. Vorsitzender des NABU. „Für die Rehkitzrettung brauchte es Land- und Waldbesitzer, genauso wie Jäger und Landwirte“, betont Sarah Schweizer „ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, alle an einen Tisch zu bekommen und in diesem Projekt mitzuarbeiten.“ Das unterstreicht auch der Bundestagsabgeordnete Hermann Färber, der als Landwirt und Jäger selbst die Probleme sehr gut kennt. „Für die Landwirte ist es schlimm, wenn trotz aller Bemühungen im vorhinein ein Rehkitz vermäht wird, deshalb brauchen wir hier einen ganz engen Austausch und eine bestmögliche Zusammenarbeit.“
Allen Beteiligten sehr wichtig ist die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in das Projekt „So können wir schon die Kleinen für Tier- und Umweltschutz und unsere wunderbare heimische Natur sensibilisieren“, so Schweizer weiter, „durch ganzjährige Projekte, und durch die Mithilfe bei der Rehkitzrettung im Frühjahr als gelebten Tierschutz“. Deshalb wird auch bei den ganzjährig geplanten Projekten eine enge Kooperation mit den Schulen und den Vertretern der Naturschutzverbände, wie dem NABU angestrebt. Langjährige Erfahrungen bringt dazu der Eislinger Berndt Schuhmacher mit, der mit seinem „Waldmobil“ bereits seit vielen Jahren im Kreis unterwegs ist und Kindern die Möglichkeit bietet, Wald- und Feldbewohner aus nächster Nähe anzuschauen und zu berühren. Schumacher wurde wie der Göppinger Jäger Karl Göbel, der für seine Wildspezialitäten bekannt ist und seit kurzem auch den neuen Biergarten am Stauferpark betreibt, zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins gewählt.
Dass immer weniger Kinder und Jugendliche einen Bezug zur Natur haben und lieber vor dem Computer sitzen, beobachten nicht nur Lehrer. Auch geht der Respekt vor der Natur zunehmend zurück, wie man an der steigenden Vermüllung beliebter Treffpunkte in der Natur gerade jetzt in der Corona-Zeit erleben kann. Gerade mit Projekten mit den Jungen, soll dem künftig vorgebeugt werden. Gestartet werden soll nun zunächst mit einem Konzept für das Ökosystem „rund um den Hohenstaufen“ mit der besonderen Tier- und Pflanzenwelt, der landwirtschaftlichen Nutzung und der Bedeutung des Waldes (als CO2-Speicher). Als Aktionen geplant sind u.a. Wald- und Wiesenspaziergänge, bei denen auf die Zusammenhänge in der Natur eingegangen werden soll und Wissensvermittlung über das konkrete heimische Ökosystem. Örtlich bezieht sich das Projekt auf das heideähnliche Tropenbiotop „Spielburg“ rund um den Hohenstaufen. Bei den konkreten Aktionen sollen die Schulen jedoch eng in die Konzeption mit eingebunden werden, um bspw. eine Berücksichtigung im Rahmen von Unterrichtseinheiten zu ermöglichen.
Im Frühjahr wird die Tätigkeit des Vereins dabei auf der Rettung von Rehkitzen vor und während der Mahd liegen. Mithilfe von Wärmebildkameras werden die Wiesen nach Jungtieren abgesucht und in Sicherheit gebracht. Dabei soll der Verein vor allem auch bei einer engere Kooperation zwischen Jägern, Landwirten und dem Drohenpilot unterstützen und für „kurze Wege“ sorgen. Hierdurch kann eine nachhaltige und enge Zusammenarbeit bei der Rehkitzrettung zwischen Jäger und Landwirtschaft aufgebaut und damit ein wirkungsvoller Beitrag zum Tierschutz geleistet werden. Durch die Einbeziehung der Jugendlichen in die Rettungsaktionen soll aufgezeigt werden, dass sich bei teilweise gegensätzlichen Interessen zwischen Tierschutz und einer Bewirtschaftung der Felder kreative Lösungsansätze finden lassen, um ein nachhaltiges Zusammenleben von Mensch und Natur zu ermöglichen. Dieses Beispiel kann auf verschiedenste Verhaltensweisen von Tieren und Menschen übertragen werden und soll den Kindern vor Augen führen, warum Tiere sich in bestimmten Situationen wie verhalten und Menschen ihr Verhalten entsprechend anpassen und bestimmte Dinge unterlassen sollten.
Weitere Vereinigungen, die sich hier einbringen möchten, können sich gern an die Initiatoren wenden; die Kontaktdaten sind auf der Seite schwabenkitz.de hinterlegt.
PM Schwabenkitz e.V.