Mit “Durchblick” zurück zum Barverkauf: Transparente Trennscheiben, die aktuell an den Fahrerkabinen der Bus-Flotten montiert werden, sollen das Personal und die Fahrgäste gleichermaßen schützen. Bei den Busunternehmen im Filsland Mobilitätsverbund laufen die Vorbereitungen dafür auf Hochtouren.
In allen Betrieben suchte man in den letzten Wochen nach geeigneten, vor allem aber genehmigungsfähigen Lösungen, die den Barverkauf beim Fahrpersonal wieder ermöglichen. “Seit dem Corona-Shutdown brechen uns massiv Einnahmen weg, weil durch die vorsorgliche Absperrung des Fahrerbereichs aus Sicherheitsgründen weder Barverkäufe noch Kontrollen der Fahrausweise möglich waren”, beklagt Geschäftsführer Eberhard Geiger von der OVG in Göppingen die derzeit angespannte Lage im gesamten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Matthias Bliederhäuser-Nille, der in der Firma seit Wochen rasche technische Lösungen organisiert, freut sich, dass seine Busse seit diesem Donnerstag nach und nach mit transparenten Trennscheiben ausgestattet werden können. Sie sollen den Mitarbeiter*innen wie auch den Fahrgästen Infektionsschutz bieten und den Verkauf von Tickets wieder ermöglichen: “Jeder Euro zählt, um das Gesamtsystem des ÖPNV am Leben halten zu können. Ab sofort wird wieder kassiert, sobald der Trennschutz eingebaut wurde” mahnt Bliederhäuser an. Ohnehin sei die Nachfrage dramatisch auf unter ein Viertel der üblichen Nachfrage eingebrochen. Die Busse sind in der Regel bis auf wenige Ausnahmen eher schwach besetzt.
“Die Auswirkungen für die weitere Finanzierung des Busangebots im Landkreis Göppingen sind im Ergebnis besorgniserregend” fürchtet Jörg-Michael Wienecke, zuständig für den ÖPNV im Landkreis. Deshalb könne er die Anstrengungen der Unternehmen für die Wiederaufnahme des Barverkaufs in den Bussen nur unterstützen. Er widerspricht vor allem der Auffassung Einzelner, die meinen, die Nutzung der Busse sei derzeit ohnehin kostenlos. Nach wie vor müsse bei der Fahrt ein gültiges Ticket vorgewiesen werden oder notfalls eines im Nachgang gelöst werden. Zum Beispiel an den Automaten an den Bahnhöfen oder beim improvisierten Verkaufsmobil, das seit zwei Wochen am ZOB Göppingen steht.
Den Leiter des Amts für Mobilität sorgt vor allem der massive Image-Schaden, den der öffentliche Verkehr in der Corona-Krise aktuell erleidet. Angst müsse man in Bussen und Bahnen aber nicht haben, solange die “Spielregeln” eingehalten werden, meint Wienecke. Umsicht beim Abstandhalten und das Tragen von Mund-Nase-Schutz (Masken) gebe ein vertretbares Maß an Sicherheit und läge daher im eigenen Interesse. “Wir können die Fahrgäste nur loben, denn in aller Regel funktioniert das hervorragend” weiß der Verkehrsplaner, auch aus eigener Erfahrung.
Leider müssten trotz Krise hohe Hürden genommen werden, um schnell zu guten und kostengünstigen Lösungen zu kommen. Davon kann auch Busunternehmer Manfred Frank aus Hattenhofen ein Lied singen. Sein Unternehmen (Frank&Stöckle) arbeitet zusammen mit dem TÜV fieberhaft an einem praktikablen Trennschutz: “Brandschutz und uneingeschränkte Sichtverhältnisse haben höchste Priorität, das sehen wir natürlich ein, aber jeder Tag ohne Verkäufe ist unter finanziellen Gesichtspunkten für uns alle ein nicht akzeptables Verlustgeschäft”. Er betont aber das gute Miteinander, das eine letztendlich vertretbare Lösung ermöglicht hat.
Wie es genau weiter geht, weiß man derzeit auch im Landratsamt noch nicht. “Aktuell bereiten wir mit den Busunternehmen einen neuen Sommerfahrplan vor, der nach den Pfingstferien greifen soll. “In jedem Fall werden wir wieder einen breiter aufgestellten Fahrplan und tagsüber mehr Verbindungen bekommen, um die dann in die Schulen nachrückenden Jahrgangsstufen abzudecken und auch unsere Pendler*innen besser zu bedienen” kündigt Wienecke schon einmal an. Der ÖPNV als Ganzes müsse attraktiv bleiben. Im Interesse der Nutzer und für die durch die Pandemie nicht minder drängenden Ziele des Klimaschutzes.
PM Landratsamt Göppingen Amt für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur