Salach: Gut besuchtes Kommunales Forum: „Doppelte Anstrengung für die Integration der Migranten und für ankommende Flüchtlinge nötig!“

„Vielfalt heißt ‚Zusammenkommen‘. Das ist etwas anderes als ‚Multi-Kulti“, gab Ministerialdirektor Wolf-Dieter Hammann beim Kommunalen Forum der Salacher SPD die Devise aus. Für ihn entscheidend: „Die Integration wird vor allem in der Kommune geleistet“.

Die Salacher SPD geht im Kommunalen Forum aktuelle Themen ohne Scheu an. Gemeinderätin Birgit Rapp-Zeiser eröffnete für das Leitungs-Team des Kommunalen Forums den Abend ‚Vielfalt in Salach – die nächsten Schritte‘, welcher im Restaurant ‚Glashaus‘ einmal mehr mit knapp 30 Interessierten einen guten Zuspruch fand. Den Initiatoren ging es dabei um die alltägliche Integrationsarbeit in unserer Gemeinde, aber natürlich auch um die anschwellenden Flüchtlingsströme in unser Land. Hammann schilderte eingangs, dass seit den späten 50ern über Anwerbeabkommen ‚Gastarbeiter‘ zu uns kamen und dass heute mit Herkünften aus der ganzen  Welt die Integration viel wichtiger werde. „Wir unterstützen das als Land, etwa mit Integrationsbeauftragten auf kommunaler Ebene“, informierte Hammann. Sein Appell: „Die Eltern aus Migranten-Familien müssen sich mehr um die Bildungswege ihrer Kinder kümmern“. Claudia Becker, in der Gemeinde für die Integrationsarbeit verantwortlich informierte im weiteren Teil des Abends über das breit gefächerte Angebot in Salach. Beginnend mit der Sprachförderung durch die AWO hat sich zwischenzeitlich ein Netzwerk in Salach aufgebaut, das über  Lernen, Spielen, Kochen bis zum jüngsten ‚Fest der Nationen‘ vorbildlich ist. Bei letzterem hätten sich die Organisatoren aber mehr Beteiligung der Bürgerschaft erwartet und setzen auf die Wiederholung in zwei Jahren.

Hauptthema des Abends natürlich die aktuelle Flüchtlingswelle. Hammann schilderte die großen Anstrengungen der Landesregierung für die auf über 50.000 in diesem Jahr nach Baden-Württemberg anschwellende Zahl an Flüchtlingen aus aller Welt. Man schaffe Erstaufnahmekapazitäten, organisiere Sprachkurse und Medizin-check, unterscheide in unwahrscheinliche und wahrscheinliche Asylgründe bei den Herkunftsländern und dränge bei der zuständigen Bundesregierung auf mehr Personal für die Asylverfahren. Hammann machte aber klar: „Wirtschaftsflüchtlingen können wir nicht mit dem Asylrecht, sondern nur mit einem Einwanderungsgesetz eine Chance geben“. Zusammen mit Peter Hofelich, der sich im Leitungsteam des Kommunalen Forums auch nach seiner Gemeinderatstätigkeit gerne weiter engagiert, legte er Wert auf „frühen Spracherwerb, Praktika, Ausbildungsplätze und einen sicheren Aufenthaltsstatus bei nachgewiesenem Arbeitsplatz“ für die jungen Flüchtlinge.

Auch hier unterstützt die Gemeinde, wie Claudia Becker deutlich machte: Mit einer ‚Willkommenskultur‘, welche etwa Ortsführungen und die wichtige Hausaufgabenbetreuung  anbietet, aber auch einen Dolmetscher-Pool und Familien-Paten. Lobenswert sei, dass der Bürgerbusverein Fahrten für die jungen Flüchtlinge zu den Vorbereitungsklassen nach Eislingen übernimmt. Das ‚Café Asyl‘ im Familientreff Salach biete gute ehrenamtliche Unterstützung an und sei gut besucht. Klar müsse aber auch sein: Die Teilnahme an Sprachkursen ist verpflichtend, falls nein, gibt es Konsequenzen. Nachdenklich erzählte Frau Becker: Gerne und dankenswerterweise geben Bürger Sachleistungen, aber persönlich präsent in den Unterkünften wolle man oft nicht sein.

Rektor Sven-Eicke Bayer von der Staufeneckschule  bestätigte das mit seinen Worten: „Tolerieren ja, aber Akzeptanz nein ist öfter die Einstellung“. Tatsächlich gebe es an der Schule objektive Probleme: etwa beim Essen oder den Hausaufgaben, natürlich auch bei den Unterrichtsmaterialien. Dass die Vorbereitungsklassen (VKL) nur in Eislingen sind, wollten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger nicht akzeptieren. Wenn in Eislingen-Salach-Ottenbach nun eine dritte VKL gegründet wird, gehöre die nach der Einwohnerzahl doch nach Salach, wunderte sich nicht nur der anwesende BM Bernd Lutz .Edeltraud Frey später glasklar in der Diskussion: „Salach sollte eine eigene VKL bekommen!“

Pfarrer Siegfried Hösch ist Beauftragter des evangelischen Kirchenbezirks für Asyl und Migration. In seinem engagierten Statement wies er darauf hin, dass das Christentum von Anfang an vor der Herausforderung stand, Menschen mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen zusammen zu bringen. Deshalb sei auch für uns Einheimische der Blick in den Spiegel und die Frage ‚Wer bin ich?‘ wichtig in der aktuellen Flüchtlingswelle.

Noch bis weit nach 22 Uhr wogte die Diskussion. Eine kleine Sternstunde der Salacher Kommunalpolitik. Alexander Gaugele schloss den Abend mit dem Dank an die Referenten und dem Wunsch, dass Salach Schritt für Schritt als integrationsfreundliche Gemeinde voran geht, dabei aber realistisch die Bereitschaft zur Integration abfordert, einen ausgesprochen spannenden und informativen Abend ab. ‚Vielfalt in Salach – die nächsten Schritte‘ wurde als Motto nicht nur eingelöst, sondern auch ein klares Bekenntnis für wirkliche zusätzliche Anstrengungen von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister formuliert.

PM

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/lokalnachrichten/10359/

Schreibe einen Kommentar