Im Rahmen dieses gut besuchten Stammtisches standen die Historie und aktuelle Situation der Medien im Mittelpunkt. Nach Begrüßung durch den Vorsitzender Horst Bäuerle stellte unsere Abgeordnete Nicole Razavi MdL Ihren Fraktionskollegen Raimund Haser MdL aus Wangen im Allgäu vor. Als Diplombetriebswirt, Marketingexperte und auf der Basis einer langjährigen Journalistentätigkeit bei einer Tageszeitung war er ein für dieses Thema ausgewiesener Fachmann.
Mit einem Blick auf die Geschichte journalistischer Arbeit erinnerte Herr Haser daran, dass in Württemberg als erstem deutschen Staat die Pressefreiheit eingeführt wurde. Einschränkungen gab es in kriegerischen Zeiten, ehe in der NS-Zeit die Gleichschaltung der Presse verordnet wurde. In dieser Zeit gab es keine journalistische Ausbildung, vielmehr wurden die entsprechenden Posten ausschließlich mit Parteimitgliedern besetzt.
Nach 1945 hatten zunächst die Besatzungsmächte das Sagen. Redakteurstellen wurden von diesen mit respektierten und gesellschaftlich hoch angesehenen Personen besetzt. Die Presse hatte lange Jahre einen hohen ethischen Anspruch. Bis etwa 2000 hatten die Verlage gute Verdienstmöglichkeiten und konnten die Redakteure entsprechen bezahlen.
In den Folgejahren nahm die Arbeitsverdichtung in den Redaktionen dramatisch zu. In Verbindung mit Stellenabbau und geringeren Verdienstmöglichkeiten suchten Journalisten oft Beschäftigungsmöglichkeiten in der Wirtschaft und im Werbemarkt. Gleichzeitig wurden auch in Konkurrenz zum Internet die Anzeigen deutlich reduziert.
So verzeichnet etwa eine große Stuttgarter Zeitung einen Auflageverlust von ca. 5% pro Jahr. Damit steigt der Druck, Zeitungen verkaufen zu müssen. Einher damit geht auch eine zunehmende Grenzverschiebung zwischen Nachricht und Kommentar. Hauptamtlich Beschäftigte in den Redaktionen werden zunehmend jünger. Bei vielen jungen Menschen hat nun aber die CDU keinen guten Stand. Die jeweilige persönliche politische Sicht des Redakteurs prägt aber nicht nur den Artikel, sondern auch die Überschrift. Auch ist die Bildauswahl beeinflussend: eine lächelnde Kanzlerin suggeriert eine andere Sicht als eine mürrisch oder müde blickende. Konnte früher die CDU „einen Besenstiel hinstellen“, so wurde er gewählt. So gilt dies heute für die Grünen.
Was bedeutet das nun für die CDU? Durch die parteipolitische Polarisierung steht die Union in der Mitte. Ein „Dazwischen“ liefert aber keine Schlagzeilen. Auch die Forderung, Kante zu zeigen, klärt nicht, welche Kante gemeint ist. Ein Markenzeichen der Union war es stets, sich nicht auf Abenteuer einzulassen. Hilfreich ist es sicher, auf Themen zu setzen wie dies aktuell der bayerische Ministerpräsident erfolgreich macht. Auch über eigene Medienkanäle nachzudenken lohnt sich.
In einer engagierten Diskussion wurden Anmerkungen zu den Ausführungen und zu Naturschutz sowie dem Bienenvolksbegehren diskutiert.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Horst Bäuerle beim Referenten für seine lebendigen und fundierten Ausführungen und wünschte ihm für seine politische Arbeit gutes Gelingen.
PM CDU Senioren-Union Kreisverband Göppingen