Nachholung der Gedenkveranstaltung der Armenier

Am 24. April 2019 dürften wir die Gedenkveranstaltung wegen einer Drohung nicht durchführen. Die Veranstaltung wurde verschoben und sie wird am 24. Oktober 2019, um 19 Uhr, in der Lutherkirche Bad Cannstatt stattfinden. Doch auch jetzt ist es unruhig. Ich als Pfarrer bekommen SMS aus unbekannten Tel. Nr. auf Türkisch, mit türkischen Namen und mit Beschimpfungen, Beleidigungen, Drohungen und Leugnung des Völkermords an den Armeniern. Auch auf Facebook-Seite der Gemeinde müssen wir ständig unangemessene Kommentare entfernen. Wir haben diese Vorfälle an die Polizei weitergeleitet. Wir sind besorg, da diese verbalen Angriffe auf uns nach der Rede Erdogans im April sich intensiviert haben.

Grußwort werden sprechen:

S. E. Bischof Serovpe Isakhanyan (Armenische Kirche in Deutschland)
Botschafter der R. Armenien Ashot Smbatyan (Botschaft der R. Armenien in Deutschland)
Ministerialdirektor Michael Föll (Kultusministerium)
Frau Brigitte Lösch, MdL (Die Grünen)

Wir wenden uns an die Presse mit der Bitte um Unterstützung. Der Völkermord an unser Volk geht weiter, solange wir, Armenier, Angst haben sollen in der Türkei unsere Sprache zu sprechen, unseren Glauben frei auszuüben, oder irgendwo auf der Welt über den Völkermord zu sprechen, oder für die Opfer des Genozids zu beten

Wir hoffen sehr, dass die deutsche Gesellschaft und die Regierung des Landes solidarisch mit uns zeigen, die Armenier unter besonderen Schutz nehmen, die Armenophobie bekämpfen und der armenischen Gemeinschaft zusichern ihre Sprache, Tradition, Kultur und Glaube angstfrei ausüben zu dürfen.

Man kann z. Zt. nur darüber spekulieren, was oder wer Hinter dem ernstzunehmenden Hinweis, welche die Polizei bekommen hat, steckt. Angesichts der gestrigen Äußerung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan es sei die logischste Konsequenz gewesen die Armenier zu deportieren, dies würde man auch heute tun, kann man vermuten welche Kräfte dahinterstehen könnten. Sicher ist: dem Anstifter aber ist gelungen eine würdige Gedenkveranstaltung für die Opfer des Völkermordes zu stören und nun versuchen sie auch die Nachholung der Gedenkveranstaltung zu stören.

Es reicht anscheinend manchen nicht, dass wir keinen Ort, keine Gräber haben, wo wir die Opfer des Völkermordes, unsere Familienmitglieder und Verwandte, beklagen dürften. Es sollte uns auch verboten werden über Sie zu sprechen, uns an sie zu erinnern, für ihre Seelen zu beten.

Angesichts dieser Entwicklung hoffen wir auf die Solidarität der Deutschen Gesellschaft und die Unterstützung der Regierung, die uns helfen wird unsere Wunden zu heilen. Es ist wichtig, dass wir uns gemeinsam für die Gerechtigkeit einsetzen, für die Anerkennung des Völkermords seitens der Türkei einsetzen, gegen die Armenophobie einsetzen, um weitere Völkermorde zu verhindert, religiös motivierte Angriffe und Volksverhetzung zu verhindern.

 

PM Armenische Gemeinde Baden-Württemberg e.V.

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