Naturschutzgebiet „Kaltes Feld mit Hornberg, Galgenberg und Eierberg“ – Größtes Naturschutzgebiet des Ostalbkreises feiert 25-jähriges Jubiläum

„Das Naturschutzgebiet ‚Kaltes Feld mit Hornberg, Galgenberg und Eierberg‘ ist eine einmalige Landschaft – so faszinierend wie die gesamte Schwäbische Alb“, sagte Regierungspräsident Reimer anlässlich des diesjährigen Jubiläums.

Seit nun schon 25 Jahren lädt das Naturschutzgebiet „Kaltes Feld“ südlich von Schwäbisch Gmünd die Besucherinnen und Besucher ein, die einzigartigen Naturschönheiten der Alblandschaft zu entdecken. Es ist Teil des Biotopverbundes für wärme- und trockenheitsliebende Tier- und Pflanzenarten und gehört aufgrund seiner europaweit bedeutsamen Vielfalt an Lebensräumen und Artenvorkommen zum Schutzgebietsnetz NATURA 2000. Hier findet sich noch das für die traditionelle Kulturlandschaft der Mittleren Kuppenalb typische Mosaik eng verzahnter Lebensräume, die sich in naturnahen Laubwäldern, großflächigen Wacholderheiden, Kalkmagerrasen sowie in kleinräumigen Borstgrasrasen, artenreichen Wiesen und Äckern widerspiegeln. Hinter jeder Biegung ist etwas Neues zu entdecken.

„Im späten Frühjahr blühen wunderschöne Orchideenarten wie das Helmknabenkraut, im Sommer flattern Schwalbenschwanz oder Scheckenfalter umher und zu verschiedenen Jahreszeiten treffen Spaziergänger auf Schäfer mit ihren Herden“, sagte der Regierungspräsident. „Es handelt sich um eine einzigartige Kulturlandschaft, die auf eine behutsame Nutzung angewiesen ist, um die Vielfalt der Arten und ihrer Lebensräume zu erhalten und Besucher langfristig zu erfreuen“, so Reimer.

Mit einer stattlichen Ausdehnung von rund 635 Hektar könnten etwa 890 Fußballfelder in der Gebietskulisse des Kalten Felds aufgenommen werden. Damit ist es das größte Naturschutzgebiet des Ostalbkreises. Doch auch ein anderer Kreis hat Anteile: Das kreisübergreifende Schutzgebiet ragt teilweise in den Landkreis Göppingen.

Das „Kalte Feld“ hat außerdem eine lange Tradition als Naherholungsgebiet: Die weite Hochfläche hilft den Alltag hinter sich zu lassen und lockt Wanderer mit malerischen Ausblicken auf die Schwäbischen Alb, beispielsweise von den Aussichtspunkten Tannhaldenstein und Christentalfelsen. Ein gutes Wegenetz lädt zu ausgiebigen Spaziergängen und Wanderungen ein. An Rastplätzen und in den bewirtschafteten Hütten wie dem „Franz-Keller-Haus“ können sich müde Wanderinnen und Wanderer stärken.

 

Weitere Informationen

Wie der Name vermuten lässt, setzt sich das Naturschutzgebiet „Kaltes Feld mit Hornberg, Galgenberg und Eierberg“ aus mehreren Teilbereichen zusammen. Da ist zum einen die Hochfläche „Kaltes Feld“ mit dem nördlich gelegenen Hornberg und dem südlichen Galgenberg. Östlich des „Kalten Feldes“ liegt, getrennt durch die Lauter, der Eierberg. Das Kalte Feld ist mit 780 Meter über NN höchster Punkt des Naturschutzgebiets und gleichzeitig die höchste Erhebung des Ostalbkreises.

 

Besonderheiten – oder wer im Kalten Feld Zuhause ist

Zwischen den Hochflächen und tief eingeschnittenen Flusstälern ziert eine Vielzahl an Wacholderheiden und Kalk-Magerrasen die Südhänge. Unterbrochen wird das Band der offenen Talhänge von naturnahen Waldflächen, die ihrerseits wertvolle und seltene Lebensräume darstellen. Ein Beispiel dafür sind die Hang- und Schluchtwälder, in denen die sonst so dominante Buche von anderen Bäumen wie dem Spitz-Ahorn oder der Winterlinde abgelöst wird.

Durch dieses direkte Nebeneinander vielfältiger Landschaftselemente hat eine Fülle von heute selten gewordenen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine Chance zu überleben. Dabei sind vor allem die stark gefährdeten Arten hervorzuheben: die Borstige Glockenblume, die Hohlzunge sowie der Kreuz- und Frühlings-Enzian. Aber nicht nur seltene Pflanzenarten beheimaten das Kalte Feld. Der Deutsche Sandlaufkäfer und der Kreuzenzian-Ameisenbläuling finden hier eine ihrer letzten Rückzugsstätten in Baden-Württemberg.

 

Kulturlandschaft – oder warum Landschaftspflege wichtig ist

Die Wacholderheiden waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreitet und gehörten zum typischen Landschaftsbild der Schwäbischen Alb. Mit ihren mediterran anmutenden, bunt über die Hänge verstreuten schlanken oder auch ausgebreiteten, immergrünen Wacholderbüschen sind Wacholderheiden eine besonders beeindruckende Ausbildung der Heiden. Entstanden sind sie durch intensive Schafbeweidung. Die Tiere meiden zumeist dorniges oder bitteres Futter und halten sich von den stupfigen Nadelgehölzen fern.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind die Wacholderheiden und die Kalkmagerrasen durch den Rückgang der Schafbeweidung in ihrem Bestand gefährdet. Gerade im letzten Jahrzehnt ging die Schafhaltung laut des Landesschafzuchtverbandes Baden-Württemberg in Südwestdeutschland um 30 Prozent zurück. Das offene Bild der historischen Wacholderheiden kann deshalb nicht mehr allein durch die Beweidung erhalten werden. Wo der Schäfer früher nebenbei Unerwünschtes gejätet oder ausgestochen hat, ist heute oft eine zusätzliche Pflege notwendig. Diese gelingt nur durch viele helfende Hände, die sich tatkräftig für den Erhalt der Kulturlandschaft einsetzen. Die Landschaftspfleger schneiden etwa Schlehe und Hartriegel zurück und transportieren das Schnittgut ab. Das ist wichtig, da diese Pflanzen schnell wachsen und sich sonst stark ausbreiten würden. So erhalten die niedrigwüchsigen Kräuter am Boden ausreichend Licht.

Der Pflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart führt viele Pflegeeinsätze im Naturschutzgebiet durch. Das Team leitet zudem die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Rotary Clubs Schwäbisch Gmünd an, die am jährlichen Pflegeaktionstag einen Teil der Heiden vom Schnittmaterial befreien. Im Umfeld um ihre Hütten kümmern sich ergänzend die ansässigen Vereine wie der Schwäbische Albverein, der Skiclub Degenfeld und die Bergwacht um die Offenhaltung der Heideflächen.

Die regelmäßige Nutzung und ergänzende Pflege ist für das charakteristische Landschaftsbild unabdingbar. Erst durch den Einsatz der vielen Akteure aus den Bereichen Schäferei, Land- und Forstwirtschaft sowie Landschaftspflege und der engagierten Ehrenamtlichen bleibt unsere alte Kulturlandschaft erhalten. Mit dem Verschwinden dieses abwechslungsreichen Mosaiks unterschiedlicher Lebensräume ginge auch die Artenvielfalt zurück.

 

PM Regierungspräsidium Stuttgart

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