Der NABU zeichnet in diesem Jahr die Verweigerungshaltung der Unions-Landesagrarminister bei der Wiederherstellung zerstörter Ökosysteme mit dem „Dinosaurier des Jahres 2025“ aus. Der Negativpreis geht stellvertretend an Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk als derzeitigen Vorsitzenden der Agrarministerkonferenz (AMK). Hintergrund ist unter anderem ein gemeinsamer Brief aller Landesagrarminister von CDU und CSU an die EU-Kommission im Juni. Darin fordern sie, die EU-Wiederherstellungsverordnung (WVO) aufzuheben – jenes Gesetz, mit dem der Zustand der Natur EU-weit verbessert werden soll. Der NABU kritisiert die Verbreitung irreführender Behauptungen und die politische Verweigerungshaltung der Unions-Landesagrarminister. Diese verhindere Lösungen, die gerade die Land- und Forstwirtschaft dringend benötigten.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Die Wiederherstellung zerstörter Natur ist eine Investition in unsere Zukunft. Nur dort wo Natur funktioniert, sorgt sie für fruchtbare Böden, die widerstandsfähig gegenüber Dürre und Starkregen sind, für gesunde Wälder mit stabilen Wasserhaushalten, für intakte Flüsse mit lebendigen Auen sowie für Moore, die enorme Mengen CO₂ speichern. Das schafft Lebensqualität, schützt Infrastruktur und sichert langfristig unsere Wirtschaftsgrundlage. Statt diese Chance zu nutzen und mit allen Beteiligten tragfähige Lösungen zu entwickeln, sorgen die Minister mit ihrem Brief für Verunsicherung in Verwaltung, Landwirtschaft und Naturschutz. Die Auszeichnung soll ein klares Signal senden, den Fokus wieder auf Zusammenarbeit und verantwortungsvolles Handeln zu legen.”
Der NABU erinnert die Minister daran, dass ihre Parteikollegin – EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur maßgeblich mitentwickelt hat und damit formal wie politisch mitverantwortlich ist. Nicht zuletzt erfährt die WVO breite Zustimmung der Bevölkerung, wie eine aktuelle NABU-Umfrage zeigt: 85 Prozent der Menschen wollen mehr intakte Natur und wünschen sich einen stärkeren politischen Umsetzungswillen zur Wiederherstellung von Naturflächen.
Johannes Enssle, NABU-Landesvorsitzender Baden-Württemberg, betont die besondere Rolle des baden-württembergischen Agrarministers Peter Hauk: „Es ist bedauerlich, dass sich ausgerechnet Agrarminister Peter Hauk als Vorsitzender der AMK an die Spitze dieser Bewegung gesetzt hat. Baden-Württemberg zeigt doch mit seinem Biodiversitätsstärkungsgesetz, dass viele Ziele der europäischen Wiederherstellungsverordnung bereits auf Landesebene verfolgt werden. Mit der Wiederherstellungsverordnung wird ein europaweiter rechtsverbindlicher Rahmen und Fahrplan gespannt, um unsere Natur wieder in Ordnung zu bringen. Auch wir Landesverbände im NABU fordern von unseren Landesagrarministern konstruktive Mitarbeit an der WVO statt Sabotage.“
Hintergrund:
Der „Dinosaurier des Jahres“
Mit dem „Dinosaurier des Jahres“, einer 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich durch besonders rückschrittliches öffentliches Engagement gegen Natur- und Umweltschutz hervorgetan haben. Preisträger 2024 war der Berliner Senat für das “Schneller-Bauen-Gesetz“, 2023 das „Beschleunigungspakt“ der Ministerpräsidentenkonferenz.
Brief der Landesagrarminister*innen von CDU und CSU an die Europäische Kommission: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/20251229_cdu-agrarlaender_eu-komm.pdf
Weitere Informationen zum NABU-Negativpreis “Dinosaurier des Jahres”: https://www.NABU.de/wir-ueber-uns/aktionen-und-projekte/dino-des-jahres/index.html
Mit mehr als 960.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Zu den zentralen NABU-Anliegen gehören auch die Vermittlung von Naturerlebnissen und die Förderung naturkundlicher Kenntnisse. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns
Tipp für den Start ins Naturschutzjahr: Naturschutztage am Bodensee, 3.-6.1.2026, Anmeldung und Infos: www.naturschutztage.de
Foto von NABU/Klemens Karkow
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PM NABU (Naturschutzbund Deutschland) Landesverband Baden-Württemberg e. V.