BUND Baden-Württemberg und BUND Hessen küren zum sechsten Mal gemeinsam eine besondere Art, deren Leben den meisten Menschen verborgen bleibt. Für 2026 fällt die Wahl auf den Laubfrosch, der trotz seiner auffälligen Farbe ein Leben im Verborgenen führt.
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist vielen Menschen als „Wetterfrosch“ bekannt. Schließlich ist der kleine grüne Baumfrosch unter den heimischen Amphibien die einzige Art, die Hecken und Bäume emporklettern kann – und das bis zu 20 m hoch! Bei schönem Wetter wandert er bei der Jagd nach Insekten höher als bei Regen. Mit seinen Saugnäpfen an Fingern und Zehen ist er dafür gut ausgestattet. Die leuchtend grüne Farbe sorgt wider Erwarten für eine gute Tarnung in Hecken und Laubbäumen, wo sie sich gerne verstecken. Die Farbe sowie sein weithin hörbarer Ruf „äp-äp-äp“ während der Paarungszeit machen den Frosch unverwechselbar.
Ein Heimlichtuer ist der Laubfrosch trotzdem: Denn nur wenige Menschen bekommen ihn je zu Gesicht. Mit einer Größe von nur drei bis fünf Zentimetern und einem Gewicht unter sechs Gramm, ist die kleinste heimische Froschart nur schwer zu entdecken. Zudem verbringen sie die kalten Monate versteckt in Hohlräumen von Wurzeln, Totholz oder zwischen Steinen, um sich vor Frost zu schützen. Vor allem aber der Mensch sorgt dafür, dass die kleinen Kletterkünstler seltener werden.
Gefährdet durch Klimakrise und intensive Landnutzung
Der Laubfrosch ist sowohl in Baden-Württemberg als auch in Hessen gefährdet. Die Bestände nehmen seit Jahren stark ab. Auch in der aktuellen Roten Liste Deutschlands ist der Laubfrosch weiterhin als „gefährdet“ eingestuft. Dabei ist das Land in hohem Maße für die Erhaltung der Art verantwortlich, da das Gesamtvorkommen zu einem großen Teil in Deutschland liegt. Vielfältige Ursachen sind Grund für den Schwund der Amphibien, u.a.:
- Fehlende fischfreie Laichgewässer, u.a. auch weil sie durch die Klimakrise austrocknen
- Verlust geeigneter Lebensräume an Land, z. B. Hecken, naturnahe Laubmischwälder, insektenreiche Wiesen
- Fortschreitende Zerschneidung von Landschaften und damit einhergehend die räumliche Trennung von Teilpopulationen; der Genaustausch wird behindert und die Ausbreitung ist nicht mehr möglich
- Intensive Forst- und Landwirtschaft, die die Tiere in den verschiedenen Lebenszyklen stört
Der BUND fordert deshalb, breite Gewässerrandstreifen sowie naturnahe Wiesen-, Saum- und Heckenhabitate konsequent zu schützen, neu zu schaffen und funktional miteinander zu verbinden. Wichtig für den Erhalt der Art sind auch eine ökologische Land- und Forstwirtschaft, die sich für den Schutz der Amphibien einsetzt und ein konsequenter Flächenschutz. Viele BUND-Gruppen betreuen ehrenamtlich geeignete Gewässer und retten Jahr für Jahr viele Amphibien vor dem sicheren Tod auf dem Weg zu den Laichgewässern.
Der Laubfrosch im Porträt
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist der einzige Baumfrosch hierzulande. Mit seinen Saugnäpfen an Finger- und Zehenspitzen kann er Baumwipfel in über 20 Meter erreichen. Seine bevorzugte Beute jagt er mit der klebrigen Zunge: Käfer, Spinnen und Fliegen. Die typische grüne Färbung mit dem dunklen Flankenstreif sowie die lautstarken Rufe zur Paarungszeit im Schutz der Nacht machen die Froschart unverwechselbar. Laubfrösche sind zugleich die kleinste Art unserer heimischen Frösche: zwischen drei bis fünf Zentimeter und nicht mehr als sechs Gramm wiegend, können sie in ihren Habitaten leicht übersehen werden.
Laubfrösche benötigen sonnige, vielfältig strukturierte Landlebensräume unweit von geeigneten Laichgewässern. Besonders Brombeersträucher mit ihren breiten Blättern und der langen Blüh- und Fruchtzeit bieten den Kletterkünstlern gern genutzte Sitzwarten und Jagdgründe. Windgeschützte, besonnte Hecken, Waldränder, Schilfgürtel oder Feuchtbrachen sind als Sommerlebensraum notwendig. Ab Ende Oktober suchen die Tiere Schutz in frostfreien Hohlräumen von Wurzeln, Totholz oder zwischen Steinen in Laubmischwäldern oder Feldgehölzen. Auch Gärten mit Reisig-, Stein- oder Laubhaufen, Holzstapeln oder anderen Versteckmöglichkeiten können als Winterquartier infrage kommen. Zwischen März und April wandern die Alttiere zu Weihern, Teichen, temporären Kleingewässern und Altwässern, wo bis Juni gebalzt wird. Die Eier, in Form von walnussgroßen Laichballen an Wasserpflanzen, benötigen die Wärme der Sonne. Nach ungefähr einer Woche schlüpfen die Larven und entwickeln sich in ca. 50 bis 80 Tagen zum Jungfrosch. Bei idealen Bedingungen verläuft die Reifung schneller: Sowohl die Eier als auch die Kaulquappen brauchen es warm für ihre Entwicklung, große Gehölze und andere Faktoren stören den Prozess. Auch temporäre Gewässer sind somit geeignet, diese recht kurze Entwicklungsdauer der Laubfrösche zu ermöglichen. Die Jungfrösche verlassen im Juli oder August das Gewässer und wandern in ihre Sommerlebensräume ab. Aufgrund ihrer geringen Lebenserwartung von nur drei bis sechs Jahren ist eine erfolgreiche Vermehrung entscheidend für den Fortbestand der Art. Dafür brauchen die Tiere Laichgewässer, die fischfrei, besonnt und mit großen Flachwasserzonen ausgestattet sind. Fische fressen den Laich, oftmals sogar komplett, so dass sich keinerlei Jungfrosch entwickeln kann.
Der Europäische Laubfrosch ist in ganz Europa, bis in die Türkei, Südschweden und Dänemark sowie auf Kreta verbreitet. In Baden-Württemberg ist die wärmeliebende Art vor allem am Oberrhein, im südöstlichen Kraichgau und am Neckar mit seinen Nebenflüssen in tieferen Lagen zu beobachten. In Hessen liegen die Verbreitungsschwerpunkte in den zentralen Niederungen im Westhessischen Bergland, Oberrheinischen Tiefland und Osthessischen Bergland, Vogelsberg und Rhön.
Der wissenschaftliche Gattungsname „Hyla“ geht auf die mythologische Figur des Jünglings Hylas zurück, der Herkules` geschätzter Gefährte war und von Nymphen in ihren Teich entführt wurde. Auf der Suche nach seinem Schützling rief er immer wieder so laut er nur konnte „Hyla!“, was die Namensgebung der ruffreudigen Frösche inspiriert haben soll.
Laubfrösche sind hauptsächlich durch die Veränderung und Zerstörung der Lebensräume sowie die Verinselung der Populationen deutschlandweit gefährdet. Deshalb ist die artgerechte Pflege, der Erhalt, die Renaturierung und die Verbindung geeigneter Lebensräume wichtig. Mit dem Projekt „220 Amphibiengewässer – ein Feuerwehrprogramm für Amphibien in Baden-Württemberg“ schafft der BUND Baden-Württemberg gemeinsam mit vielen haupt- und ehrenamtlichen Amphibienschützer*innen Laichplätze für ehemals häufige Amphibienarten wie beispielsweise Erdkröte und Grasfrosch. Seit 2022 wurden bereits 174 Gewässer saniert, über die sich je nach Standort auch Laubfrösche freuen dürften.
Hintergrund
Pottwale sehen Geräusche, Jesus-Echsen laufen über das Wasser und es gibt Spinnen, die ein Lasso um ihre Beute schwingen können – aber auch unsere heimische Natur steckt voller Arten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Oft kann man deren Besonderheiten erst beim genauen Hinsehen wahrnehmen. Der BUND Baden-Württemberg und BUND Hessen küren deshalb zum sechsten Mal gemeinsam den Heimlichtuer des Jahres, um auf diese Arten aufmerksam zu machen. 2021 fiel die Wahl auf das Glühwürmchen, 2022 auf den Ameisenlöwen, 2023 auf den Eisvogel, 2024 auf die Bechsteinfledermaus und 2025 auf die Bienen-Ragwurz.
Weitere Informationen:
Zur Seite des Projekts „220 Amphibiengewässer“
Öko-Tipp: Winterverstecke für Amphibien im eigenen Garten schaffen
Foto von Jannek Coppers / BUND BW
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.