Zum Weltschlangentag (16.7.): Biotopverbund bringt Baden-Württembergs Schlangen auf die Spur – NABU: Bei Hitze ist Vernetzung der Lebensräume überlebenswichtig

Wie geht es den Schlangen im Land an heißen und trockenen Tagen? Man könnte meinen gut. Schlangen gelten als Sonnenanbeter, die Aktivität der wechselwarmen Tiere hängt stark von der Umgebungstemperatur ab, ihre beschuppte Haut schützt sie vor Verdunstung. Trotzdem brauchen sie Feuchtigkeit und müssen, je nach Art, kühle und feuchte Lebensräume aufsuchen können. Damit dies gelingt, braucht es den Biotopverbund im Land, bei dem auch Bürgerinnen und Bürger durch naturnahe und durchlässige Gärten mithelfen können.

Beim Biotopverbund am Boden lebende Tierarten berücksichtigen

NABU-Reptilienexperte Hubert Laufer erklärt, was zu tun ist, damit die Schlangen ungehindert schlängeln können. „Weil Schlangen sich neue Lebensräume kriechend erschließen, ist es wichtig, dass Baden-Württemberg beim landesweiten Biotopverbund stärker am Boden lebende Tierarten, wie Reptilien, berücksichtigt. Sie brauchen freie Bahn und müssen bei Hitze und Trockenheit auf feuchte und kühlere Lebensräume ausweichen können. Das gilt besonders für die Kreuzotter in den Höhenlagen“, betont Laufer.

Wasser zum aus der Haut fahren

Auch Schlangen brauchen Feuchtigkeit. Sie wachsen lebenslang – mit jedem Happs ein bisschen und junge Schlangen schneller als ältere. Dabei häuten sie sich bis zu sechs Mal im Jahr. „Damit sich die alte Haut komplett lösen kann, müssen Schlangen eine Flüssigkeit zwischen alte und neue Haut pumpen. Wassermangel bei Hitze und Trockenheit kann dazu führen, dass Hautteile verkrusten und die Schlange im schlimmsten Fall irgendwann eingeht.

Naturnahe Gärten und Flächen helfen Schlangen

Naturnahe und vielfältige Gärten helfen vor allem Ringel- und Schlingnatter. Ringelnattern profitieren von offenen Komposthaufen für die Eiablage und Gartenteichen als Jagdrevier. Schlingnattern mögen Trockenmauern und Steinhaufen zum Aufwärmen, Überwintern und um Beute zu machen. Reisighaufen nutzen beide als Verstecke. Kommunen sind gefragt, solche Strukturen in ihre Grünflächen zu integrieren und den Biotopverbund auf ihrer Gemarkung konsequent voranzutreiben. „Jedes zusätzliche Gewässer in der Stadt ist für Natur und Mensch gut – es kühlt die Umgebung und ist Lebensraum für viele Tiere“, betont Laufer.

Hintergrund: Schlangen im Südwesten

  • Noch sind sechs der weltweit mehr als 2.700 Schlangenarten in Baden-Württemberg zuhause. Alle stehen jedoch auf der Roten Liste – als vom Aussterben bedroht (Aspisviper), stark gefährdet (Kreuzotter, Äskulapnatter), gefährdet (Schlingnatter) oder auf der Vorwarnliste (Ringelnattern). Am häufigsten sind Ringel- oder Schlingnatter.
  • Hauptursache für das langsame Verschwinden der Schlangen ist der Verlust strukturreicher Lebensräume durch ausgeräumte Kulturlandschaften, entwässerte Feuchtgebiete oder zerschnittene und bebaute Biotope. Straßen, Zäune, Gebäude und riesige Ackerschläge versperren Schlangen vielerorts den Weg. Manche, wie die Ringelnatter, brauchen Gewässer als Lebensraum. Niedrigwasser und austrocknende Bäche und Teiche sind für sie lebensbedrohlich, weil sie samt ihrer Beute verhungern.
  • Von der Ringelnatter leben zwei Arten bei uns – die Östliche Ringelnatter im östlichen Landesteil und die Barren-Ringelnatter im Westen. Kreuzottern mögen die kühleren Höhen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb sowie die Moorgebiete im Allgäu und in Oberschwaben. Die Aspisviper lebt bei uns nur im südlichen Schwarzwald. Die Äskulapnatter trifft man nur im Rhein-Neckar-Kreis an, sie ist mit bis zu 180 Zentimetern die größte heimische Schlange, die Schlingnatter mit maximal 70 Zentimetern die kleinste.

 

Details einzelner Arten:

  • Ringelnatter (Foto) mit zwei Arten: Bei Gefahr ohne Fluchtmöglichkeit zieht sie alle Register: aufblähen, heftig zischen, Scheinbisse ausführen und Stinkflüssigkeit abschießen.
  • Schlingnatter: Hat ein ähnliches Rückenmuster wie die giftige Kreuzotter – und bezahlt diese Verwechslung mitunter mit dem Leben. Sichere Unterscheidung: Die Schlingnatter hat runde Pupillen, die Kreuzotter senkrechte Schlitze wie eine Katze.
  • Äskulapnatter: Ihre Bauchschuppen sind so rau, dass sie wie Kletterhaken funktionieren. Damit kann die Schlange fast senkrechte Bäume erklimmen.
  • Aspisviper: Beginnen bereits am frühen Morgen mit einem intensiven Sonnenbad. Besitzt Giftzähne – ebenso wie die Kreuzotter – und lähmt damit ihre Beute, wie Mäuse und Amphibien.
  • Kreuzotter: Schwarze Exemplare werden im Volksmund als „Höllenotter“ bezeichnet. Manchmal wird diese mit der seltenen schwarzen Ringelnatter verwechselt.

 

Keine Schlange: Die kupferfarbene Blindschleiche sieht schlangenähnlich aus, ist aber eine Echse. Ihre Leibspeise sind Regenwürmer, Nacktschnecken und unbehaarte Raupen, die sie auf Wiesen und Brachen, in Parks und naturnahen Gärten erbeutet.

Weitere Informationen über Schlangen.

 

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/freizeit/191550/zum-weltschlangentag-16-7-biotopverbund-bringt-baden-wuerttembergs-schlangen-auf-die-spur-nabu-bei-hitze-ist-vernetzung-der-lebensraeume-ueberlebenswichtig/

Schreibe einen Kommentar