Baden-Württembergs Natur explodiert, die Gartensaison startet und der Pflanzenhandel bietet ein buntes Angebot der üblichen Topseller: Geranien, Stiefmütterchen oder Petunien. Die setzen einen schönen Farbtupfer im Garten, bieten aber wenig Nahrung für Insekten. „Das Statistische Bundesamt listet die zehn beliebtesten Beet- und Balkonpflanzen in Deutschland auf – darunter sind sieben, die keinen oder wenig Nutzen für die Artenvielfalt haben“, sagt NABU-Gartenexpertin Aniela Arnold. Der NABU wirbt bei Gartenbesitzerinnen und -besitzern daher: „Kaufen Sie Pflanzen, die Ihren Garten gut aussehen lassen und den Gartentieren helfen!“
Arnolds Appell gilt auch den 1.101 Kommunen im Land und ihren Grünflächenämtern, die sich für ein schönes Stadtbild einsetzen. „Alternativ zu den üblichen Frühlingsbeeten bieten mehrjährige Staudenbeete ein Plus für hungrige Insekten und Vögel. Einmal angelegt, sparen sie langzeitig Personal und Pflegekosten. Zudem lassen sie sich mit leuchtend-bunten Frühblühern, wie Traubenhyazinthen oder Krokussen, kombinieren.“ Weitere Vorteile: Heimische Blütenpracht ist nachhaltiger. Die Pflanzen sind robuster, brauchen meist weniger Wasser und Dünger und überstehen Hitzeperioden besser. „Für jeden Standort im Garten oder auf kommunalen Grünflächen gibt es heimische Wildpflanzen. Wer auf diese Alternativen umsteigt, sorgt für mehr summende und zwitschernde Vielfalt. Viele eignen sich auch für Kübel und Balkonkästen.
Storchschnabel statt Geranien
Der heimische Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum) ist ein mehrjähriger anspruchsloser Dauerblüher und großartiger Bodendecker. Schmetterlinge und Wildbienen fliegen auf ihn. Der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum) blüht ausdauernd mit winzigen Blüten. Er bietet Nektar und Pollen für viele Wildbienen. Gezüchtete Geranien aus dem Gartenmarkt hingegen sind bei uns nicht winterhart, brauchen viel Wasser und nährstoffreiche Erde. Mit ihren gefüllten Blüten bieten sie meist keinen Nektar oder Pollen für Insekten.
Wilde Frühblüher statt Garten-Stiefmütterchen
Viele heimische Frühlingsboten wachsen bei uns wild auf Wiesen und in Gärten. Sie samen sich zumeist selbst aus und suchen sich passende Plätzchen im Garten. Das März-Veilchen (Viola odorata) sieht man oft an Wegrändern, verschiedene Schlüsselblumen-Arten (Primula)setzten gelbe Tupfen. Klassische Stiefmütterchen aus dem Handel sind für die Produktion von Blüten gezüchtet und bieten heimischen Insekten nur wenig Nahrung. Besser sind ihre wilden Verwandten.
Blütenpracht: Färberkamille statt Kapkörbchen
Hübsch, ausdauernd und pflegearm ist die Färberkamille (Anthemis tinctoria). Die heimische Pflanze kommt gut mit Trockenheit zurecht und ist gleichzeitig eine wichtige Nahrungsquelle nicht nur für Wildbienen, sondern auch für zahlreiche Schmetterlingsraupen. Das Kapkörbchen hingegen stammt aus Südafrika, liebt Sonne und Wärme, braucht aber regelmäßig Wasser und Dünger. Im Gegensatz zur Färberkamille ernährt es nur wenige Arten.
Heimischer Strauch: Kornelkirsche statt Forsythie
Aussehen und Blütezeit sind ähnlich, doch beim Nutzen für die Natur liegt die Kornelkirsche meilenweit vor der Forsythie, die weder Nektar noch Pollen oder Samen bildet. Also beim Kauf lieber zum wärmeliebenden Strauch namens Cornus mas greifen. Die Kornelkirsche verträgt etwas Trockenheit, spendet im Frühjahr Pollen und Nektar sowie im Herbst knallrote, ovale Früchte. Sie schmecken Kernbeißer, Dompfaff und Kleiber – und lassen sich sogar zu Marmelade, Kompott oder Obstbrand verarbeiten.
Hintergrund:
Wildpflanzen-Porträts: Was blüht auf den Natur-nah-dran-Flächen im Land?
PM NABU Baden-Württemberg