1 Million Euro für den Artenschutz: Die Wilhelma zieht eine Jahresbilanz ihrer Artenschutzprojekte

Während sich das Jahr 2024 dem Ende zuneigt, zieht die Wilhelma eine Bilanz ihres internationalen Engagements im Artenschutz. Erneut wurden rund 1 Million Euro in  mehr als 40 Artenschutzprojekte in aller Welt investiert – von Wiederaufforstungen in Lebensräumen des Orang-Utans in Indonesien, der Schaffung und Überwachung von Brutplätzen für Hornvögel in Thailand, Auswilderungen von Braunen Brüllaffen und Taubenhalsamazonen in Brasilien, dem Schutz von Berggorillas und Bonobos in der Demokratischen Republik Kongo bis hin zu einem Projekt zum Erhalt des Bilbys, einer Beuteltierart in Australien.

Ein Meilenstein des Artenschutzes war die Rettung der Goldenen Skiffia: Diese zu den Hochlandkärpflingen zählende Fischart war in ihrer natürlichen Heimat, dem  Rio Teuchitlán in Mexiko, bereits ausgestorben. Dank des Engagements von Zoos und Aquarien sowie fachkundiger Privatleute konnte die Art in Menschenobhut erhalten und nach der Renaturierung ihres Lebensraums in Zusammenarbeit mit der Initiative „Plan G“ wiederangesiedelt werden.

Besonders effektiv für den Erhalt bedrohter Arten ist der Schutz von Lebensraum. Mit einem Betrag von 170.000 Euro hat der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart daher auch 2024 wieder die ecuadorianische Organisation Jocotoco beim Kauf und der Renaturierung von insgesamt 240 Hektar Land in drei verschiedenen Schutzgebieten unterstützt. Beispielsweise wurden damit Flächen innerhalb des Buenaventura-Reservats erworben – der Heimat von 330 Vogelarten sowie endemischer Froscharten. Bei von der Wilhelma finanzierten Expeditionen wurden wenige Jahre zuvor gleich zwei der Wissenschaft unbekannte Magnolienarten entdeckt, die kurz vor dem Aussterben standen. Ohne Schutzmaßnahmen wären die Arten verschwunden. Mit Setzlingen einheimischer Baumarten, darunter auch der neu entdeckten Magnolien, wurden ehemalige Weideflächen innerhalb der angekauften Parzellen neu aufgeforstet und eine Wiedervernetzung von Lebensräumen erreicht.

In der Regel erfordert Artenschutz sorgfältige und langfristige Planung. Manchmal muss es aber vor allem schnell gehen: So wurden im Frühjahr vor der Küste Südafrikas nach starken Stürmen etliche Jungtiere der Unechten Karettschildkröte angespült. Die geschwächten Tiere mussten geborgen, versorgt und wieder ausgewildert werden. Über ihren Nothilfe-Fonds hat die Wilhelma dafür in Zusammenarbeit mit der Aktionsgemeinschaft Artenschutz einen Betrag von rund 20.000 € bereitgestellt.

Das Engagement der Wilhelma kam 2024 nicht nur Projekten in Afrika, Südamerika, Asien und Australien zugute – sondern auch dem Schutz gefährdeter Pflanzenarten in Baden-Württemberg. Aktuell beherbergt die Wilhelma im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart Dutzende Exemplare der landesweit stark gefährdeten Glänzenden Seerose (Nymphae candida). Ihr Lebensraum, ein Weiher im Landkreis Schwäbisch-Hall, war über die Jahrzehnte so verschlammt, dass er temporär abgelassen und saniert werden musste. Sobald diese Maßnahmen abgeschlossen sind, werden die Seerosen wohlbehalten an ihren Ursprungsort zurückkehren. Ebenfalls auf der Liste der bedrohten Arten in Baden-Württemberg steht die Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria). An einem ihrer letzten Standorte auf der Schwäbischen Alb, der kurz vor dem Erlöschen stand, wurden im Vorjahr Samen gesammelt. Die daraus herangezogenen Pflänzchen wurden im Oktober 2024 auf der Alb in einem weiteren Habitat, in dem die Art bereits verschwunden war, neu ausgepflanzt.

Für die Wilhelma als wissenschaftlich geleiteter zoologischer Garten hat Artenschutz oberste Priorität. Daher war es Ehrensache, den ersten World Species Congress als Gold Sponsor zu unterstützen. Die von der Bewegung „Reverse the Red“ – einer Initiative der Weltnaturschutzunion IUCN und dem Weltverband der Zoos und Aquarien WAZA – ins Leben gerufene Veranstaltung fand am 15. Mai 2024 als globales Online-Event statt. Mehr als hundert Artenschutz-Initiativen nutzten die Gelegenheit, über einen Zeitraum von 24 Stunden ihre Projekte vorzustellen, für Unterstützung zu werben und Erfahrungen auszutauschen. Hinzu kamen Satellitenevents an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt, so auch in der Wilhelma. Nicht nur der World Species Congress verstärkte die internationale Vernetzung im Artenschutz: So legte im Sommer ein Team des von der Wilhelma unterstützten CSFI Shipstern-Reservats in Belize während einer Europa-Reise einen Besuch in Stuttgart ein. Im Herbst durfte die Wilhelma zudem Dr Purnima Barman begrüßen: Die Biologin ist die Gründerin der Hargila Army – einem Zusammenschluss von über 10.000 Frauen, die sich dem Schutz des Argala-Marabus im Norden Indiens verschrieben haben. Die Gäste aus Belize und Indien nutzten die Gelegenheit, sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des zoologisch-botanischen Gartens auszutauschen und über ihre Projekte zu informieren, die schon seit Jahren von der Wilhelma gefördert werden.

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin: „Die Erfolge, die wir zusammen mit unseren internationalen Projektpartnern im Artenschutz erzielen, wären ohne unsere Besucherinnen und Besucher nicht realisierbar. Der Artenschutz-Euro, der freiwillig über den Eintritt gezahlt wird, gibt uns die Möglichkeit, gemeinsam viel in Bewegung zu setzen, um Tiere, Pflanzen und ihre Lebensräume für die kommenden Generationen zu erhalten. Außerdem danken wir dem Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma, der ausgewählte Projekte mit erheblichen Summen unterstützt.“

Foto: Brauner Brüllaffe in Brasilien © Daniel de Granville

PM Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

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