Welternährungstag 2024: Ernährungssicherheit gibt es nur, wenn wir dem Schutz von Klima und Umwelt und dem Wohl der Menschen den Vorrang geben

Der Welternährungstag erinnert uns jedes Jahr daran, dass alle Menschen das Recht auf angemessene Nahrung haben. Klimawandel, Konflikte, Land Grabbing und vor allem eine industrielle Landwirtschaft, die auf der Ausbeutung und Verschwendung der natürlichen Ressourcen basiert, lassen das Ziel der Ernährungssicherheit für alle Menschen in weite Ferne rücken. Dem entgegen setzt Slow Food eine Landwirtschaft, die Menschen und Umwelt respektiert und nach agrarökologischen Prinzipien gute, saubere und faire Lebensmittel erzeugt.

Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sind untrennbar miteinander verbunden. Was und wie wir es anbauen hat einen enormen Einfluss auf das Leben der Menschen in der Region und auf ihren Zugang zu Lebensmitteln und Ressourcen. Das Landwirtschaftsmodell, das von der konventionellen Agrarindustrie diktiert wird, setzt den Profit vor die Ernährungssicherheit und vor das Wohl der Menschen und der Ökosysteme. Ein Weg aus dieser Sackgasse ist aus Slow-Food-Sicht die Umstellung des Landwirtschaftssystems auf Agrarökologie.

Die Agrarökologie ist ein Ansatz, der als Gegenpol zum Entwicklungsmodell der Grünen Revolution entstanden ist. Diese zielte ab den 1970er Jahren darauf ab, die Nahrungsmittelproduktion durch den massiven Einsatz synthetischer Düngemittel und die Mechanisierung der Landwirtschaft exponentiell zu steigern. Die zerstörerischen Auswirkungen dieses Vorgehens – auf Umwelt, biologische Vielfalt und Klima und nicht zuletzt auf die traditionellen bäuerlichen Gemeinschaften – sind heute nicht zu übersehen; dafür ist das Ziel der Ernährungssicherheit alles andere als erreicht. Heute spricht man von einer zweiten Grünen Revolution, die mit Hilfe von Bio- und Gentechnik die Lebensmittelversorgung bei einer schnell wachsenden Weltbevölkerung gewährleisten soll.

Gerade im Hinblick auf die Herausforderungen, vor die uns die Klimakrise schon jetzt und in Zukunft noch mehr stellen wird, ist es wichtig, die komplexen Beziehungen zwischen Böden, Gewässern, Pflanzen, Tieren und Menschen zu verstehen. Die Agrarökologie berücksichtigt das Zusammenspiel all dieser Elemente. Sie schützt nicht nur Umwelt und Klima, sondern fördert auch die Autonomie der lokalen Gemeinschaften, macht sie resilienter, stabilisiert deren Ernährungssystem und stärkt den sozialen Zusammenhalt, indem sie die Kultur respektiert, etablierte bäuerliche Arbeitsweisen wertschätzt und der Landflucht und Abwanderung entgegenwirkt.

„Das Wort ‚Agrarökologie‘ mag neu klingen, aber im Grunde bezeichnet es die Art Landwirtschaft, für die sich Slow Food schon immer stark macht. Es geht um ein nachhaltiges Landwirtschaftssystem, das traditionelles Wissen mit modernem wissenschaftlichem Know-how verbindet und die Wechselwirkung ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Faktoren berücksichtigt“, so Dr. Rupert Ebner, Vorsitzender von Slow Food Deutschland e.V. „Agrarökologie steht für einen schonenden und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wie Boden und Wasser, für eine nachhaltige Steigerung von Erträgen sowie für die Förderung von Wohlbefinden, Resilienz und Ernährungssouveränität der Menschen.“

Slow Food Deutschland fordert die Politik auf Bundes- und EU-Ebene auf, landwirtschaftliche Betriebe zu unterstützen, die agrarökologische Praktiken anwenden. Als internationale Bewegung unterstützt Slow Food auch den globalen Übergang zu einem gerechteren und widerstandsfähigeren Landwirtschaftsmodell. Mit dem neuen Projekt „Slow Food Farms“ ist ein weltweites Netzwerk entstanden, das dem ausbeuterischen System der Agrarindustrie mit Hilfe der Agrarökologie entgegenwirkt. Mit diesem positiven Ansatz schützen Bäuerinnen und Bauern ihre natürlichen Ressourcen und entwickeln krisenfeste lokale Lebensmittelsysteme: die beste Voraussetzung für die eigene Ernährungssicherheit.

Zum Positionspapier von Slow Food Deutschland zur Agrarökologie.

Hier finden Sie Informationen zum Netzwerk Slow Food Farms.

Slow Food hat sich zum Ziel gesetzt, eine Welt zu schaffen, in der Ernährung auf fairen Beziehungen basiert, die biologische Vielfalt, das Klima und die Gesundheit fördert und es allen Menschen ermöglicht, ein Leben in Würde und Freude zu führen.Als globales Netzwerk mit Millionen von Menschen setzt sich Slow Food für gutes, sauberes und faires Essen für alle ein. Slow Food Deutschland wurde 1992 gegründet und ist mit vielfältigen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen auf lokaler, nationaler sowie europäischer Ebene aktiv. Mit handlungsorientierter Bildungsarbeit stellen wir Ernährungskompetenz auf sichere Beine. Ziel unseres politischen Engagements ist ein sozial und ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem, das Mensch und Tier, Umwelt und Klima schützt. www.slowfood.de

PM Slow Food Deutschland e. V.

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