NABU: Schlechtes Schmetterlingsjahr trotz Masseneinflug des Admirals auf Streuobstwiesen – Viel Fallobst zieht ehemaligen Wanderfalter magisch an – Raupen brauchen Brennnesseln

Der Admiral ist zurzeit massenweise auf Streuobstwiesen in Baden-Württemberg zu finden. Dort saugt er süßen Saft von reifem Fallobst. „Dieses Jahr ist ein Admiral-Jahr. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Admiralschmetterlinge beobachtet wie zurzeit“, sagt Martin Feucht, NABU-Fachbeauftragter für Schmetterlinge. Jetzt, im Herbst, lässt sich der auffällige Edelfalter mit der kräftigen, orange-schwarz-weißen Flügelfarbe an sonnigen Tagen gut auf Streuobstwiesen und in naturnahen Gärten beobachten. Auch Weinberge besucht er, weil sich die Flächen in der Herbstsonne schnell erwärmen. Wo Fallobst am Boden bereits gärt, sind die Tagfalter im Glück.

Vom Wanderfalter, der keiner mehr ist

Ursprünglich eine südeuropäische Art, die als Wanderfalter Jahr für Jahr im Frühjahr über die Alpen zu uns geflogen ist, überwintern die zarten Insekten mittlerweile zumeist bei uns. Es hat sich eine eigenständige mitteleuropäische Population gebildet, die jedoch als Wanderfalter im Sommer bis nach Skandinavien zieht. Im Herbst fliegt der Admiral ein kurzes Stück gen Süden, überwintert aber nördlich der Alpen, etwa am Oberrhein.

Ihre Eier legen die Schmetterlinge derzeit ausschließlich an Brennnesselsträuchern ab, die an besonnten oder schattigen Stellen stehen. Noch bis Ende Oktober verpuppen sich die Raupen. Schon die winzigen Raupen heften ein Brennnesselblatt zu einer markanten, an den Zacken zusammengesponnenen Tüte zusammen. In dem Blatt suchen sie Schutz, fressen es nach und nach auf und verpuppen sich oft darin.

Schmetterlingsarmes Jahr 2024

Während der auffällige Admiral mit seiner an eine Uniform erinnernden Färbung häufig zu beobachten ist, fehlen dieses Jahr sehr viele andere Falter. „Es ist erschreckend, wie wenige Kleine Füchse, Tagpfauenaugen, Landkärtchen, Bläulinge, Schwalbenschwänze und Segelfalter, aber auch Schwärmer und Spinner dieses Jahr zu sehen waren. Nur der Kleine Kohlweißling, dessen Raupen alle gerne Kreuzblütler fressen und der deshalb kein Ernährungsproblem hat, war in sehr vielen Gärten, Parks oder auf städtischen Wiesen zu entdecken“, fasst Feucht seine Beobachtungen zusammen.

„Durch die Klimaerwärmung verändern sich Blühzeitpunkte. Die Tierwelt kann sich gar nicht so schnell an die Veränderungen anpassen. Wetterextreme wie Starkregen und Trockenheit nehmen zu, dadurch ist es mal zu feucht, mal zu trocken. Hinzu kommt, dass unsere Kulturlandschaften strukturarm, überdüngt und durch Pestizide belastet sind – die meisten Schmetterlingsarten brauchen aber Magerwiesen und vielfältige Lebensräume. Dies alles hat Einfluss auf unsere heimischen Schmetterlinge, deren Bestände seit Jahren rapide abnehmen. Besonders betroffen sind Falter, die auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind. Doch der heftige Regen dieses Jahr hat selbst häufigen Arten zugesetzt: Tagpfauenauge, Distelfalter und Kleiner Fuchs sind selten zu sehen, und auch die Bläulinge machen sich rar.

Fünf Tipps für mehr Schmetterlinge

  • Vielfalt an Futterpflanzen für Raupen und Falter: Jede Art hat ihre spezifischen Futterpflanzen. Zitronenfalter lieben den Faulbaum, Salweiden sind für mehrere Arten wie Abendpfauenauge, C-Falter oder Mondvogel attraktiv. Diverse Nachtfalter fliegen auf die gelbe Nachtkerze, Schlehen und Brennnesseln sind als Raupenfutterpflanze wichtig. Viele Schmetterlinge sind bedroht, weil diese Vielfalt fehlt.
  • Giftfreie Gärten und weniger Spritzmittel in der Landwirtschaft: Pestizide belasten Insekten. Wer die Natur liebt, verzichtet daher im heimischen Garten auf aggressive Spritzmittel und wer kann, kauft biologische Lebensmittel, weil diese Bewirtschaftungsart die Natur schont. Glyphosat und andere chemisch-synthetische Stoffe kommen dort nicht zum Einsatz.
  • Mehr Wildnis im Garten wagen: Wenn möglich, sollte in jedem Garten ein etwas verwilderter Fleck sein dürfen. Auch Altgrasstreifen, verblühte Pflanzen und Laub helfen Insekten beim Überwintern.
  • Futter für Schmetterlinge anbauen: Heimische Sträucher und Pflanzen sind wichtig für Insekten. Aber auch die Blüten von Kräutern, wie Oregano, Lavendel oder Minze, schmecken vielen Sechsbeinern. Wer jetzt im Herbst neue Sträucher und Stauden kauft, kann sich vorher eine Pflanzliste anlegen und schmetterlingsfreundliche Arten, wie Felsenbirne, Kornelkirsche oder Storchschnabel daraufsetzen.
  • Seltener oder zu einer anderen Zeit mähen: Die Brennnessel ist ein Superfood für Schmetterlingsraupen. Trotzdem wird sie oft radikal bekämpft, in privaten Gärten und auf kommunalen Flächen. Weil die Raupen von Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral oder Brennnesselzünsler deren Blätter fressen sich an Halmen in der näheren Umgebung verpuppen, sollte man einen Teil der Brennnesseln stehen lassen.

 

Hintergrund:

Weitere Infos: www.NABU-BW.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/schmetterlinge/wissenswertes/index.html

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/freizeit/176492/

Schreibe einen Kommentar