Am Samstag, den 7. September 2024 feiert die Wilhelma im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wilde Wochenenden“ den Welt-Geier-Tag – und macht damit auf ganz besonders faszinierende Vertreter der Vogelwelt aufmerksam. Geier genießen bei vielen keinen guten Ruf. Der Grund dafür: Fast alle Arten sind Aasfresser und ernähren sich von den oft übelriechenden Überresten verendeter oder von Beutegreifern gerissener Tiere. In anderen Zusammenhängen wird zudem oft vom „Pleitegeier“ gesprochen – eine Assoziation, die den majestätisch anmutenden Vögeln ganz und gar nicht gerecht wird.
Das Team der Wilhelmaschule möchte dagegen ein positives Bild der Geier vermitteln: Zum einen verdient jede Tierart Wertschätzung. Zum anderen spielen Geier als „Gesundheitspolizei“ eine wichtige Rolle in der Natur. Ihr hochwirksamer Magensaft sorgt dafür, dass selbst gefährliche Krankheitskeime in verwesenden Kadavern unschädlich gemacht werden und die Verbreitung von Seuchen eingedämmt wird. Leider wird vielen Arten ihre Abhängigkeit von Aas zum Verhängnis: Illegal ausgelegten Giftködern, mit denen Viehhalter in Afrika und Asien und sogar Europa versuchen, Löwe, Tiger, Wolf & Co. zu töten, fallen regelmäßig Geier als „Kollateralschäden“ zum Opfer. Ein Massensterben bei den Geiern Südasiens verursachte das Schmerzmittel Diclofenac, welches jahrelang zur Behandlung von Rindern eingesetzt wurde – aber für Geier, die von Rinderkadavern fressen, tödlich ist. Der Geierbestand Indiens brach daher von rund 50 Millionen Vögeln Mitte der 1990er Jahre auf aktuell nur noch etwa 100.000 Tiere ein. In Europa ist heute Nahrungsmangel das größte Problem für die Aasfresser: Eine 2002 erlassene EU-Verordnung untersagte es zeitweise, Kadaver in der freien Landschaft zu belassen – was den Geiern Südeuropas die Lebensgrundlage entzog. Nachdem die Gesetzgebung angepasst wurde, hat sich auch der Bestand der kahlköpfigen Greifvögel wieder erhöht.
Auch die Wilhelma setzt sich für Geier ein: Seit 2019 unterstützt der Zoologisch-Botanische Garten die südafrikanische Organisation VulPro mit 5.000 Euro pro Jahr, die über den von den Besucherinnen und Besuchern entrichteten Artenschutz-Euro aufgebracht werden. In der Kaprepublik haben die Populationen der dort heimischen Arten durch Vergiftung, Wilderei und Unfälle an Hochspannungsleitungen abgenommen. VulPro pflegt daher landesweit verletzte Geier, die anschließend wieder ausgewildert werden. Auch Bildungs- und Aufklärungsarbeit vor Ort gehören zu den Kernaufgaben von VulPro. Auf diese Weise wurden bereits große Erfolge für den Erhalt der Geier Südafrikas erzielt. Außerdem beteiligt sich die Wilhelma an Wiederansiedlungsprogrammen für Gänsegeier in Bulgarien. Schon mehrfach wurden dafür Nachzuchten aus dem eigenen Bestand zur Verfügung gestellt.
Am Welt-Geier-Tag am 7. September 2024 können die Besucherinnen und Besucher der Wilhelma von 11 bis 17 Uhr am Infostand der Wilhelmaschule direkt vor der Geiervoliere noch mehr über die Lebensweise, die Gefährdung und Schutz dieser spannenden Vögel erfahren. Lehrreiche Herausforderungen gilt es beim Geier-Memory und einem Quiz zu meistern. Einen Höhepunkt des Tages bildet die kommentierte Sonderfütterung der Geier um 12 Uhr: Mit über 20 Kilogramm Fleisch und Knochen gibt es zum Welt-Geier-Tag ein wahres Festmahl!
Fotos (Wilhelma Stuttgart): Durch eigene Nachzuchten leistet die Wilhelma ihren Beitrag zum Schutz des Gänsegeiers.
PM Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart