Fünf Tipps für naturnahe Flächen mit mehr Biodiversität und Klimaresilienz – NABU: Mehr wertvoller Lebensraum für Tiere und Menschen in Siedlungen

Die Sonne scheint und über dem Asphalt flimmert die Hitze. Endlich Sommer? Für die menschliche Gesundheit können die zunehmenden Hitzetage gefährlich sein. Hitzeschutz ist für uns Menschen, aber auch für manche Wildtiere überlebenswichtig.

Damit im Sommer bebaute Flächen in Innenstädten, an Schulen oder auf Betriebsgeländen nicht zu unangenehmen Hitzeinseln werden, hat Anke Heidemüller, Projektleiterin von „UnternehmensNatur“ beim NABU Baden-Württemberg, fünf Tipps parat. Damit können Firmen und Vereine, Privatleute und Kommunen innerstädtisch für Abkühlung sorgen. „Begrünte Hausfassaden oder Dächer sowie große, Schatten spendende Bäume verbessern das Mikroklima und sorgen für mehr Aufenthaltsqualität. Neben uns Menschen profitieren auch Tiere und Pflanzen von naturnah gestalteten Freiflächen. Eine Win-win-Situation.“

Tipp 1: „Coole“ Flächen durch Entsiegelung

Auf Betriebsgeländen, Schulhöfen oder öffentlichen Plätzen müssen meist nicht alle Flächen versiegelt sein. „Je mehr Flächen begrünt sind, desto stärker ist der Kühlungseffekt. Zusätzlich nehmen unversiegelte Flächen Wasser auf, was wiederum den Pflanzen zu Gute kommt. Pkw-Stellplätze und Feuerwehrumfahrungen lassen sich mit Rasengittersteinen oder Schotterrasen gestalten. Die dort wachsenden Pflanzen verdunsten Niederschlagswasser und verbessern so das Mikroklima. Großkronige Bäume, wie Spitzahorn und Winterlinde, werfen zusätzlich flächig Schatten“, erklärt Heidemüller. Stadtbäu­me wirken wie „Klimaanlagen“: Sie senken an heißen Tagen die Temperaturen von Asphalt um bis zu 20 Grad Celsius und die Lufttemperatur um bis zu zwei Grad Celsius (Quelle: LUBW 2021). So entstehen angenehme Aufenthaltsplätze im Freien.

Tipp 2: Multitalent Fassadenbegrünung

Vertikales Grün an Fassaden beschattet und kühlt Gebäude, reinigt die Luft und reduziert Lärm. „Gleichzeitig ist der grüne Mantel ein Biotop in sich“, sagt die NABU-Projektleiterin. „Wenn die Gewöhnliche Waldrebe blüht, finden Insekten Pollen und Nektar. Im dichten Laub des Wilden Weins können Vögel wie Amsel und Grünfink nisten.“

Tipp 3: Dachbegrünung und Photovoltaik – ein Dreamteam

Hoch oben bieten Dächer viel Fläche für Sedum, Wildblumenwiesen oder Stauden. „Die Kombination mit Photovoltaik-Anlagen ist besonders sinnvoll“, betont Heidemüller. „Die Unterpflanzung der Paneele kühlt die Umgebungstemperatur, was den Wirkungsgrad der Anlage an heißen Tagen verbessert. Zudem erfüllt eine Dachbegrünung eine wichtige Dämmfunktion, sodass während heißer Sommer und kalter Winter an der Gebäudeklimatisierung gespart werden kann.“

Tipp 4: Heimische Wildstauden trotzen der Trockenheit

Kuhschelle in der Sonne oder Klebriger Salbei im Schatten – für jeden Standort gibt es geeignete heimische Pflanzen. Sie sind pflegeleicht, trotzen Frost im Winter und Trockenheit im Sommer. Gleichzeitig bieten sie Pollen sowie Nektar für Insekten und Sämereien für Vögel. „Pflanzenstängel dienen Insekten als Eiablageplatz und Überwinterungsquartier. Wo Nachtfalter fliegen, finden auch nachtaktive Fledermäuse Futter“, so Heidemüller.

Tipp 5: Insekten- und vogelfreundliche Gebäude

Mehr als 100 Millionen Vögel kollidieren in Deutschland jedes Jahr an Glasscheiben. „Wo sich Vegetation spiegelt oder Durchsicht besteht, wie bei Glasdurchgängen oder Übereckverglasung, nehmen Vögel Glas nicht als Hindernis wahr. Vogelschutzfolien entschärfen diese Gefahr“, erklärt Heidemüller. Helle Lichtquellen an Straßen, in Parks oder auf Firmengeländen ziehen nachtaktive Insekten an. „Unser Tipp: Nutzen Sie Lampen mit wärmerem Licht, das gezielt nach unten strahlt und maximal bis zu 3.000 Kelvin hat. Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren sorgen zumindest temporär für Dunkelheit.“ Für Igel und Amphibien stellen Schächte, Teiche mit steilen Ufern und Regenwassertonnen eine Gefahr dar. Abhilfe schaffen Ausstiegshilfen oder Abdeckungen.

Hintergrund:

  • Das Projekt „UnternehmensNatur“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und berät Unternehmen in Baden-Württemberg kostenfrei und unverbindlich zu naturnaher Gestaltung: www.UnternehmensNatur-BW.de
  • Hilfreiche Tipps und Links für mehr UnternehmensNatur
  • Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2021): FAQ – Häufige Fragen zu Klimawandel und Klimaanpassung.

 

Foto: Naturnahe Betriebsgelände (Grafik), © Dr. Ing. Sandra Sieber/Netzwerk Gewerbegebiete im Wandel

PM NABU Baden-Württemberg

 

 

 

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