NABU: Heimische Pflanzen für einen lebendigen Naturgarten / Wilde Möhre statt Kanadische Goldrute – fünf Neophyten und heimische Alternativen

Wenn es summt und brummt, könnte man bei Schmetterlingsflieder und anderen nicht-heimischen Pflanzenarten denken, dass sie viel Nahrung für Insekten bieten. „Doch der Schein trügt“, sagt NABU-Naturschutzfachkraft Sabrina Essel. „Nicht-heimische Pflanzen, sogenannte Neophyten, bieten zwar teilweise Nahrung für wenige, nicht spezialisierte Insekten. Wichtig für die Artenvielfalt sind jedoch die heimischen wilden Vertreter. Denn sie bieten vielen verschiedenen, spezialisierten Insektenarten Pollen und Nektar.“

Essel rät daher: „Lassen Sie exotische Pflanzen wie den Schmetterlingsflieder lieber im Pflanzenmarkt. Einmal ausgepflanzt, wandern sie vom Garten unkontrolliert in die umliegende Landschaft ab, wo sie heimische Nahrungspflanzen von Insekten im großen Stil verdrängen.“ So färbt das drüsige Springkraut bereits große Gebiete entlang von Waldrändern und Flussauen rosa und der asiatische Schmetterlingsflieder dominiert weitläufig die Bahndämme. Der NABU Baden-Württemberg erklärt, von welchen fünf Pflanzen Gärtnerinnen und Gärtner lieber die Finger lassen sollten und welche heimischen Alternativen es gibt.

Heimische Wildpflanzen

Wer heimische Wildpflanzen willkommen heißt, tut vielen Insekten etwas Gutes: Tagfalterraupen wie Kleiner Fuchs oder Admiral tummeln sich an Brennnessel, Bläulinge und Gelblinge an Klee und Wicke. Solche Wildpflanzen wandern von ganz alleine ein.

  1. Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia): Diese Pusteblume ist unverwüstlich, ausdauernd und vielseitig. Die mehrjährige Pflanze blüht kräftig gelb von März bis Juni und erlebt im Spätsommer oft eine Renaissance. „Löwenzahn-Pollen und -Nektar sind eine wichtige Nahrungsquelle insbesondere für früh fliegende Wildbienenarten zur Aufzucht der neuen Generationen, Blüten und Blätter sind essbar und vielseitig nutzbar. Die Samen schmecken dem Stieglitz“, erklärt Essel.
  2. Gewöhnliche Eselsdistel (Onopordum acanthium): Im ersten Jahr erscheint die Blattrosette, im zweiten blüht sie rosarot im Hochsommer. „Wespen, Schmetterlinge und Schwebfliegen holen sich ihren Pollen. Weil sie trockene Standorte mag, wächst sie auf Verkehrsinseln, Trockenwiesen, Feldern und an Gartenrädern.“
  3. Wilde Möhre (Daucus carota): Wo sie ihre großen weißen Blütendolden in die Höhe reckt, haben die Raupen des Schwalbenschwanzes was zu futtern, die sich von den Blättern der Wilden Möhre ernähren. „Die Blüten werden von Wildbienen, Blattwespen, Wanzen, Käfern und Fliegen aller Art besucht“, sagt Essel.
  4. Große Brennnessel (Urtica dioica): Wenig beliebt bei Gärtnerinnen und Gärtnern, aber umso mehr bei Insekten ist die nährstoffliebende Brennnessel. Weil sie mehr als dreißig heimischen Falterarten als Raupenfutterpflanze dient, sollte man ihr auf jeden Fall einen Platz am Rande des Gartens geben. „Eine wilde Ecke bietet sich an, wo Schnittgut gelagert wird. Ein Sud aus der Pflanze hilft gegen Blattläuse und Milben. Blätter und Samen sind sehr vitaminreich und essbar“, so die NABU-Naturschutzfachkraft.
  5. Ruprechtskraut (Geranium robertianum): Diese Pflanze hat es in sich: Sie blüht von Frühjahr bis Herbst an zahlreichen kleinen rosa Blüten und lockt auch kleine Wildbienen an. Die auch Stinkender Storchschnabel genannte Pflanze sorgt nach der Blüte kurze Zeit mit roten Blättern für Farbtupfer im Garten. Sie füllt gerne Lücken im Garten und ist so eine schöne Ergänzung.

 

Fünf ausbreitungsstarke Neophyten

Während viele gebietsfremde Pflanzen nicht dauerhaft überleben, weil sie zu konkurrenzschwach oder nicht winterhart sind, haben sich die folgenden fünf fest etabliert. Weil sie heimische Pflanzen verdrängen, darf man sie nicht aktiv aussetzen und sollte ihrer Verbreitung entgegenwirken:

  1. Kanadische Goldrute (Solidago canadensis): Im 17. Jahrhundert als Zierpflanze importiert, tauchen die gelben Blüten von Ende Juli bis in den Oktober in vielen Gärten auf. Sie wächst kräftig und bis zu zwei Meter hoch, verbreitet sich unterirdisch über Wurzelausläufer sowie durch tausende Samen pro Pflanze. So kann sie in kurzer Zeit große Flächen einnehmen und die dortige Vegetation verdrängen. „Wer Hemmungen hat, den Korbblütler auszureißen, sollte die Blütenstände vor der Samenreife abschneiden, damit sich die Pflanze nicht ausbreitet. Abschnitte gehören in den Hausmüll, da die Pflanze im Kompost nachreifen und sich weiterverbreiten kann. Hat sich die Kanadische Goldrote bereits weit ausgebreitet, hilft eine regelmäßige Mahd vor der Blüte, um die Pflanzen sukzessive zu schwächen“, rät Essel.
  2. Kanadisches Berufkraut (Erigeron canadensis): Ebenfalls im 17. Jahrhundert aus Nordamerika eingeführt, ist diese anspruchslose, trockenheitstolerante und lichtbedürftige Pflanze heute an Weg- und Straßenrändern, in Gärten, an Äckern, in Pflaster- und Plattenfugen, an Mauern und auf Brachflächen etabliert. Der aufrechte Stängel schickt mit dem Wind zehntausende Früchte als Schirmchenflieger in die Umgebung und breitet sich so rasant aus. Vermutet wird, dass die Pflanze ursprünglich im Schlepptau von glyphosat-resistenten Sojabohnen auftauchte. Die gute Nachricht: „Das Kraut lässt sich vor der Blüte mitsamt der filigranen Wurzel leicht herausziehen.“
  3. Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus): Die aus Nordamerika stammende „Stauden-Lupine“ ist ein Schmetterlingsblütler und wird bis zu 1,50 Meter hoch. Sie blüht meist ab dem zweiten Jahr von Ende Mai bis Anfang August bläulich. Sie vermehrt sich unterirdisch durch Ausläufer und breitet sich stark an Böschungen, Waldrändern und auf Lichtungen aus. „Wenn die Lupine sich noch nicht stark ausgebreitet hat, kann man sie mit einem Ampferstecher loswerden“, empfiehlt Essel.
  4. Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii): Der sommergrüne Strauch stammt aus China und Tibet. Er ist als Nektarquelle im Hoch- und Spätsommer vor allem bei Tagfaltern beliebt. Im Gegensatz zu vielen heimischen Sträuchern bietet er jedoch keine Nahrung für Schmetterlingsraupen und spezialisierte Wildbienen. Zudem breitet er sich aber in vielen Gärten, Parks und auf Brachflächen stark aus. „Wer den Schmetterlingsflieder im Garten hat, sollte ihn direkt nach der Blüte vor dem Aussamen zurückschneiden. Alternativ lassen sich Blutweiderich, Echter Baldrian oder Gewöhnlicher Wasserdost anpflanzen, die etwa zeitgleich blühen und zusätzlich Schmetterlingsraupen als Futterpflanze dienen“, sagt die NABU-Naturschutzfachkraft.
  5. Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus): Das schnellwachsende, immergrüne Gehölz stammt aus Kleinasien und ist in Gärten als pflegeleichtes Heckengewächs beliebt. Von April bis Mai sammeln Honigbienen und Hummeln Nektar und Pollen an den weißen Blüten. Der Kirschlorbeer ist problematisch, da er hierzulande die Natur erobert: Die Gartenpflanze breitet sich stark in Wäldern aus, wo sie mit heimischen Unterholzarten konkurriert. Ihr Pflanzensaft kann bei Kontakt zu Hautirritationen oder Vergiftungserscheinungen führen. Daher Handschuhe anziehen und Schösslinge samt Wurzel entfernen.

Hintergrund:

 

Foto: Schmetterlingsflieder, © NABU/Max Seyfried/naturgucker.de

 

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/freizeit/174371/

Schreibe einen Kommentar