Rezertifizierung: Feuerprobe für die Schwäbische Alb als UNESCO Global Geopark

Drei intensive und spannende Tage lang wurden mehrere Geopoints und Infostellen der Schwäbischen Alb von UNESCO-Prüfern unter die Lupe genommen. Dabei ging es um die weltweit begehrte Rezertifizierung als UNESCO Global Geopark, für die sich das zuständige Team in Schelklingen ein ganzes Jahr vorbereitet hatte.

Die Evaluatoren Sigurður Sigursveinsson aus Island und José Maria Barrera aus Spanien, beide aus bestehenden UNESCO Geoparks, reisten an, um auf ihrer Field Mission (Bereisung) die wichtigsten Orte  im Geopark Schwäbische Alb aufzusuchen. Von den beeindruckenden Geopoints* bis hin zu den Geopark-Infostellen wurden alle relevanten Projekte vorgestellt und die Umsetzung der letzten UNESCO-Empfehlungen überprüft.

„Unser Geopark erstreckt sich über eine Fläche von rund 6200 km², was die Durchführung dieser Evaluation zu einer logistischen Herausforderung machte. Doch die Unterstützung und das Engagement unserer Netzwerkpartner waren großartig und wurden von den Prüfern ausdrücklich gelobt. Ein herzliches Dankeschön an alle, die keine Mühen scheuten und ihre Projekte in englischer Sprache vorstellten“, resümiert Dr. Sibylle Knapp, die erst seit einem Jahr den Geopark leitet.

Wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen

Von den beiden Prüfern gab es viele positive Rückmeldungen, aber auch klare Aufgabenstellungen für die Zukunft. Sigursveinsson und Barrera betonten die Notwendigkeit, weitere Industriepartner ins Boot zu holen und die personellen Kapazitäten zu erweitern. Besonders die Vermittlung von Wissen über die Geotope und deren Zielgruppenorientierung wurde als zukünftiger Schwerpunkt identifiziert.

So wurde die Nützlichkeit einer ausreichenden Beschilderung als wichtiges Thema identifiziert. Eine gute Beschilderung in Geoparks sei zwar elementar, könne jedoch nur ein erster Schritt sein, betonte José Maria Barrera. Über die Beschilderung hinaus müsse Hintergrundwissen vermittelt und das Interesse der Bevölkerung für das Thema Geopark geweckt werden. Barrera lobte das Schelklinger Team für seine Arbeit dahingehend. „Schon jetzt arbeiten wir mit mehreren Geopark-Schulen zusammen. Wir adressieren hierbei nicht nur Gymnasien, sondern grundsätzlich alle allgemeinbildenden Schulen“, erklärt Geologin und Projektmanagerin Iris Bohnacker. „Wir wollen größeres Interesse für die Thematik wecken, denn der schwäbische Reichtum an Erdgeschichte ist umwerfend und weltweit bekannt, was in unserer Region leider noch zu wenigen bewusst ist. Unser Geopark ist regional identitätsstiftend und diese Erkenntnis wollen wir verstärkt in der Bevölkerung entfachen.“

Beherzte Unterstützung durch Stakeholder notwendig

Die Prüfer zeigten sich beeindruckt von den Forschungsaktivitäten, in denen der Geopark Schwäbische Alb „als Vorreiter“ agiere. Besonders gut kamen die internationalen Forschungskooperationen und die dezentrale Struktur an, die zwar langsam, aber stetig wachse. „Die reflektierte und zutreffende Selbsteinschätzung des Geopark Teams hat uns beeindruckt“, so UNESCO-Evaluator Sigurður Sigursveinsson, Direktor am University Centre of South Iceland.

„Keine Frage: Die positiven Rückmeldungen der Prüfer tun gut und machen uns Mut für die anstehenden Herausforderungen, die wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern bewältigen können. Die Prüfer betonten die hohen Qualitätsstandards, die für eine erfolgreiche UNESCO-Rezertifizierung notwendig sind, und den dafür erforderlichen hohen finanziellen und personellen Einsatz“, erklärt Geologin Sibylle Knapp.

Das letzte Wort hat das UNESCO-Council

Die Rückmeldungen der Evaluatoren waren positiv. Ob sich die Schwäbische Alb erneut als würdiger Träger des UNESCO Global Geopark Labels bewiesen hat, bleibt jedoch abzuwarten. Erst 2025 ist mit einer Entscheidung des UNESCO-Council zu rechnen, der über die Empfehlungen der Prüfer berät und das letzte Wort hat.

Um den Status als UNESCO Global Geopark langfristig zu sichern, bedarf es einer angemessenen finanziellen und personellen Ausstattung. Es liegt nun an den Stakeholdern, die nötige Unterstützung zu gewähren.

Dr. Sibylle Knapp: „Wir danken an dieser Stelle nochmals allen Beteiligten für ihre harte Arbeit und ihr Engagement und freuen uns auf die nächsten Schritte in der Entwicklung unseres Geoparks Schwäbische Alb“

* Geopoints sind landschaftlich, erdgeschichtlich und kulturhistorisch bedeutende Orte im Gebiet des UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb

Über den Geopark Schwäbische Alb

Das Ziel des UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb ist es, Menschen für das wertvolle und vielseitige Erbe des Naturraums Schwäbische Alb zu sensibilisieren und zu begeistern. Die Gebietskulisse erstreckt sich mit rund 6.200 Quadratkilometern über die gesamte Schwäbische Alb.

Die Karstlandschaft der Schwäbischen Alb und ihr reiches erd- und kulturgeschichtliches Erbe sind weltweit einmalig. Das hat die UNESCO veranlasst, dem Gebiet 2015 ihr Qualitätssiegel zu verleihen und in die Liste der bedeutendsten Naturlandschaften der Welt aufzunehmen. Zurzeit gibt es weltweit 213 UNESCO Global Geoparks, welche die Geopark-Idee mit Leben füllen.

Zum Geopark-Netzwerk zählen 24 Infostellen (Schauhöhlen, Museen, Naturschutzzentren und Bildungseinrichtungen), 38 Geopoints (Stationen der „Reise in die Erdgeschichte“), sowie elf Geopark-Schulen.

Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb wird von einem Verein getragen. Ihm gehören die zehn Landkreise an sowie der Schwäbische Alb-Tourismus-Verband, der Industrieverband Steine & Erden Baden-Württemberg, die Stiftung Kessler + Co für Bildung und Kultur sowie die Kommunen Schelklingen, Steinheim am Albuch und Beuren. Vorsitzender ist Ulrich Ruckh (Bürgermeister Schelklingen). Die Geschäftsstelle des gemeinnützigen Vereins befindet sich in Schelklingen.

Foto von links nach rechts:

  • Dr. Sibylle Knapp ( Geschäftsführerin des Geoparks)
  • Dr. Ulrich Fiedler (Landrat Landkreis Reutlingen und stellvertretender Vorsitzender des Geoparks)
  • Jose Maria Barrera Martin-Meras (Prüfer und Geschäftsführer des Villuercas-Ibores-Jara UNESCO Global Geopark, Spanien)
  • Prof. Dr. Heidi Megerle (Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Geoparks Schwäbische Alb)
  • Iris Bohnacker (Geologin/ Mitarbeiterin im Geopark)
  • Sigurður Sigursveinsson ( Prüfer aus dem Katla Geopark, Island)
  • Dr. Joachim Bläse (Landrat Ostalbkreis und stellvertretender Vorsitzender des Geoparks)
  • Ulrich Ruckh ( Bürgermeister Schelklingen, Vorsitzender des Geoparks)

PM Geopark Schwäbische Alb e.V.

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