Ein schneller sauberer Schnitt mit der Heckenschere und schon ist der Sichtschutz zum Nachbarn wieder in Form. Doch wer zu schnell und unbedacht schneidet, erlebt mitunter eine traurige Überraschung: Eine späte Amselbrut, die im Dickicht der Hecke auf die Vogeleltern wartet, ist nach dem Schnitt ungeschützt und wird vermutlich bald von einem Nesträuber verspeist.
Vogelbrutsaison geht bis September
Damit dies nicht passiert, bittet der NABU alle Gärtnerinnen und Gärtnern im Land um Geduld. Auch wenn es vielen in den Fingern juckt: Erst ab dem 1. Oktober, wenn die Vogelbrutsaison zu Ende ist und die Vögel ihre Reviere im Garten aufgeben, sollte man Hecken und Bäume wieder in Form bringen. „Nicht nur Privatleute, auch Gartenbaubetriebe sind zum Teil schon unterwegs mit dem Auftrag, Hecken zu kürzen. Davon raten wir dringend ab. Mitunter wird dabei ein Vogelnest freigelegt und die Firma macht sich strafbar, da alle europäischen Brutvogelarten geschützt sind“, erklärt NABU-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes.
Gesetzlich zulässig ist zwar aktuell, Bäume, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze schonend in Form zu schneiden, um den jährlichen Zuwachs zu beseitigen. „Doch kann das nicht noch etwas warten? Oft reicht es ja, einzelne weit in den Weg ragende Zweige abzuschneiden“, sagt Ickes.
Rücksicht nehmen auf Tiernachwuchs
Beim Rückschnitt von Hecken mit Heckenscheren und Motorsensen werden mitunter auch Erdkröten, Blindschleichen oder Igel und ihre Jungen gefährdet: „Von Juni bis August erblicken die meisten Igeljungen in unseren Gärten an trockenen, windstillen Flecken das Licht der Welt. Weil die Bodennester oft gut versteckt sind, kann man sie leicht übersehen. Lichtet man Hecken zu sehr aus, verlieren sie ihre schützende Funktion für Wildtiere. Zudem sollte unter Hecken grundsätzlich nicht mit Freischneidern saubergemacht werden. Und weil etwas größere Igelkinder auch mal tagsüber neugierig unterwegs sind, lässt man Mähroboter am besten nur tagsüber unter Aufsicht laufen – oder verzichtet auf den Kauf, der Natur zuliebe. Denn auch für erwachsene Igel können Mähroboter eine tödliche Gefahr sein.
Später Heckenschnitt spart Arbeit
Hecken sind wertvolle Lebensräume und bieten einen optimalen Unterschlupf für viele Vögel und einige Säugetiere. Die Tiere ziehen dort ihren Nachwuchs groß, finden eine gute Versteckmöglichkeit und ziehen sich auch mal zum Schlafen zurück. Bei vielen Singvögeln gibt es auch im Sommer eine zweite Brut, die bei einem entsprechenden Heckenschnitt gefährdet wird. Und auch aus gärtnerischer Perspektive ist Geduld gefragt. Oft erfahren die Pflanzen einen zweiten Wachstumsschub. „Wer zu früh zur Heckenschere greift, muss meist ein weiteres Mal schneiden. Vor jedem Schnitt ist eine gründliche Suche nach bewohnten Nestern in den Sträuchern unerlässlich. Am besten schneidet man Hecken in der laubfreien Zeit“, so Ickes.
Hintergrund:
Nach § 39, 5 Bundesnaturschutzgesetz dürfen Bäume außerhalb des Waldes, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September nicht geschnitten, auf dem Stock gesetzt oder beseitigt werden; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen.
Foto: Junge Amsel in einer Hecke, © NABU/Martin Klatt
PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.