2023 über 210.000 Reptilien nach Deutschland importiert – PETA kritisiert Bundesregierung: „Exotenhandel floriert, Deutschland ist mitverantwortlich für den Ausverkauf der Natur“

Neuesten von PETA recherchierten EUROSTAT-Daten zufolge ist die Anzahl der nach Deutschland importierten Reptilien weiterhin auf einem hohen Niveau: Demnach wurden 2023 circa 212.571 Reptilien aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland importiert. 2019 waren es noch rund 170.000 Tiere.

Neben Reptilien werden aufgrund der fehlenden Regularien aber auch andere exotische Tiere wie Affen, Stinktiere oder Weißbauchigel eingeführt. Weil der massenhafte Import von exotischen Tieren noch immer zulässig ist, übt PETA nun erneut scharfe Kritik an der Bundesregierung. Viele der eingeführten Tiere sind „Wildfänge“, von denen manche in ihren Heimatländern unter Artenschutz stehen. Reptilien, die trotz hoher Sterberaten bei Fang und Transport überleben, enden aufgrund steigender Haltungskosten immer häufiger in überfüllten Auffangstation oder werden ausgesetzt. Die Bundesregierung überarbeitet derzeit das Tierschutzgesetz. PETA fordert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) anlässlich der Gesetzesnovellierung auf, die Haltung exotischer Tiere in Privathand zu verbieten.

„Die aktuellen Zahlen unserer Recherche machen deutlich, dass der Handel mit exotischen Tieren weiterhin stark floriert. Statt die letzten artenreichen Gebiete unserer Erde stillschweigend dem Heimtierhandel zu opfern und unzählige Tiere schrecklichem Leid auszusetzen, muss die Bundesregierung jetzt reagieren“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Wir fordern alle Verantwortlichen auf, im neuen Tierschutzgesetz endlich eine sogenannte Positivliste mit Arten aufzunehmen, die privat gehalten werden dürfen, und die Haltung exotischer Tiere damit zu stoppen.“

Pandemierisiko Wildtierhandel

75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten haben einen tierischen Ursprung. [1] Mit 72 Prozent resultiert der größte Teil dieser Zoonosen aus dem Kontakt zu wild lebenden Tierarten. [2] Weitere Beispiele für gefährliche Viren, die in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten von Tieren auf Menschen übertragen wurden, sind SARS, MERS, Ebola, HIV, Bornaviren, Affenpocken und die Vogelgrippe.

Zudem bedroht der Wildtierhandel die Artenvielfalt: Laut dem Weltbiodiversitätsrat (IPBES) ist die direkte Ausbeutung der Natur einer der Hauptgründe für das Artensterben. Bei einem großen Teil der gehandelten exotischen Tiere handelt es sich um „Wildfänge“ aus Asien, Afrika und Südamerika. Sterberaten bei Fang und Transport von bis zu 70 Prozent gelten in der Zoohandelsbranche als üblich. [3] Bereits 2013 wurde zumindest für Wildfangimporte ein Verbot von der damaligen großen Koalition im Koalitionsvertrag vereinbart, jedoch nie umgesetzt.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] One Health: OIE – World Organisation for Animal Health. Online abrufbar unter: www.oie.int/en/for-the-media/onehealth/ (08.05.2024)
[2] Global trends in emerging infectious diseases. – PubMed – NCBI. Online abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18288193
[3] Toland, E.; Warwick, C.; Arena, P. (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59, No. 3.

PM PETA Deutschland e.V.

 

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