Rotschwänze, Grasmücken und der Kuckuck kehren dieser Tage aus dem Süden zurück. Besonders an sonnigen Morgen ergänzen sie jetzt das vielstimmige Vogelkonzert. Doch was machen Vögel bei Kälte, schlechtem Wetter und nachts? Sich verbergen.
„Könnten kleine Vögel ihre Quartiere bewerten – das Astloch wäre sicher ein Premiumschlafplatz für Kohl- und Blaumeise“, ist sich Stefan Bosch sicher. Der NABU-Ornithologe befasst sich seit seiner Jugend mit Wildvögeln – von den ganz großen wie dem Weißstorch bis zu den kleinsten wie dem Zaunkönig. „Zum Überleben brauchen Vögel neben genügend Nahrung auch Verstecke, um sich vor Regen, Hitze, Kälte oder und vor allem vor Wind zu schützen“, betont der NABU-Vogelexperte. Er hat eine Hitliste erstellt. Darunter sind quasi Vier-Sterne-Logen ebenso wie Notunterkünfte für den Zwischenstopp. In naturnahen Gärten mit vielfältigen Strukturen ist für viele Schnäbel das Passende dabei.
Premium: Kleines oder größeres Astloch im Baum
Kleine Astlöcher sind sichere und gut isolierte Komfortplätze für Kohl- und Blaumeise. Vor Wind, Wetter und Fressfeinden sind die kleinen Meisen hier geschützt. In den Höhlen können sie in kalten Nächten übernachten, aber vor allem sind sie wichtige Brutplätze. Größere Baumhöhlen, die Spechte als Kinderstube für ihren Nachwuchs zimmern, können mehr als 60 verschiedene Arten als Nachmieter einziehen, darunter seltene Vogelarten wie der Trauerschnäpper, aber auch Fledermäuse, Siebenschläfer und Insekten.
Beliebt bei Amsel, Spatz und Zaunkönig: Grüne Fassaden
Efeu bietet als immergrüne Gartenpflanze zu jeder Jahreszeit Scharen von Spatzen Schutz, aber auch Amsel, Zaunkönig und Star verstecken sich darin. Efeu wird auch als Nistplatz genutzt. Wenn man es lässt, erklimmt es in jungen Jahren Hausfassaden, Bäume oder Carports. Efeu kann sehr alt werden. Der Tausendsassa spendet Schatten, filtert Schadstoffe, produziert Sauerstoff, speichert CO2. Er bildet als erwachsene Pflanze Blüten aus, die vielen Insekten spät im Jahr Nektar bieten. Die reifen Beeren sind ein wichtiges Winterfutter für Vögel wie Amsel und Gartengrasmücke.
Nischen und Hohlräume an Gebäuden: Platz für den Spatz!
Gebäude sind Ersatzlebensräume für viele Felsbrüter: Sie nutzen Mauernischen, Dachvorsprünge, Hohlräume im Dachgebälk, Hohlblocksteine und andere Plätze zum Verstecken, Ruhen und Brüten. Seit Jahrzehnten beziehen Schwalben und Fledermäuse Quartiere unter unseren Dächern. Turmfalken verbringen die Nacht gerne auf wind- und regengeschützten Dachbalken. Wo durch Haussanierungen Quartiere für Tiere verloren gehen, sollten stets im Voraus neue Plätze in ausreichender Zahl geschaffen werden. Renovierungen dürfen nur außerhalb der Fortpflanzungszeit stattfinden. Weitere Infos.
Nistkästen: Jede Art hat ihre Vorlieben
Nistkästen werden tagsüber für Zwischenstopps genutzt und nachts als Schlafhöhle aufgesucht. Mauersegler brauchen längliche Nistkästen in mindestens sechs Metern Höhe. Stare, Meisen und Gartenrotschwänze sind Höhlenbrüter und beziehen, je nach Größe, Nistkästen mit verschieden großen Einfluglöchern. Vögel wie Zaunkönig und Rotkehlchen, die gerne in Nischen und Spalten brüten, mögen gerne Halbhöhlen. Und Spatzen beziehen Reihen-Vogelhäuser.
Ein sicheres Versteck: Heimische Hecken
Gemischte Hecken aus Hainbuche, Liguster, Weißdorn und Hartriegel bieten tagsüber für kleine Vögel einen sicheren Unterschlupf. Schön dicht müssen sie dafür sein und sollten daher regelmäßig gestutzt werden – aber nur außerhalb der Brutzeit, also vor dem 1. März und nach dem 30. September. Ideale Vogelsträucher sind auch Vogelbeere, Kornelkirsche und Holunder, denn sie bieten Vögeln ein gesundes Beerenbuffet.
Große Reisighaufen, Holzstapel und Benjeshecken: Stock auf Stock
Rotkehlchen und Zaunkönige sind im Vogelvergleich kugelig und klein. Sie finden auch in winzigen Lücken ihren Platz. Als Unterschlupf für Zwischendurch nutzen sie gerne große, aufgeschichtete Reisighaufen und Totholzhecken. Darin finden sie einen sicheren Platz und Insekten, Spinnen und andere Kleintiere als Nahrung. Holzstapel sind bei Steinkäuzen beliebt.
Nadelbäume wie Tanne und Fichte: Kuscheln angesagt
In dichtem Gezweig verbringen Singvögel wie Finken und Rotkehlchen die Nacht. Waldohreulen nutzen im Siedlungsraum gerne die hohen Zweige von Tannen und Fichten, wo sich viele Tiere im Winter zu einer Schlafgesellschaft zusammenkuscheln. So sind sie besser vor Kälte und gegen Fressfeinde geschützt
Hohe Natursteinmauern mit Hohlräumen:
Hohlräume in Natursteinmauern können durchaus als Nistplätze für Höhlen- und Nischenbrüter dienen. Auch Meisen verbergen sich mitunter darin, als Notquartier.
Im Übrigen sind Vögel gut gegen Regen, Kälte und Wind gewappnet: Gegen Kälte plustern sie ihr Gefieder auf, gegen Regenwasser imprägnieren sie es mit dem öligen Sekret der Bürzeldrüse – so kühlen sie weder aus noch werden sie klatschnass.
Hintergrund:
Weitere praktische Infos, wie man Vögeln unter die Flügel greifen kann.
Hecken pflanzen für Vögel, so geht’s.
Foto: Amsel jung (NABU M. Klatt)
PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.