Edeka kennzeichnet versteckte Preiserhöhungen bislang nicht, obwohl die Handelskette einen solchen Schritt öffentlich angekündigt hatte. Das ergab eine deutschlandweite Recherche von foodwatch. Die Verbraucherorganisation hatte Mitte November stichprobenhaft bei 50 Edeka-Filialen in ganz Deutschland nachgefragt, ob sie am Regal über Shrinkflation informieren, eine Praxis, bei der Produkte trotz geschrumpften Inhalts zum gleichen Preis verkauft werden. Kein einziger Supermarkt bejahte dies, der Großteil der Märkte wusste noch nicht einmal etwas vom Vorhaben der Zentrale, so foodwatch. Der Fall Edeka zeige, dass gesetzliche Maßnahmen gegen Shrinkflation nötig seien, kritisierte die Verbraucherorganisation. Sie forderte Umweltministerin Steffi Lemke auf, eine Kennzeichnung versteckter Preiserhöhungen auf den Weg zu bringen.
„Gleicher Preis, weniger Inhalt – versteckte Preiserhöhungen sind ein Ärgernis und in Zeiten gestiegener Lebensmittelpreise ein besonders dreister Trick, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Anstatt seine Kund:innen über die Preis-Abzocke aufzuklären, nutzt Edeka das Thema Shrinkflation für einen reinen PR-Stunt“, kritisierte Manuel Wiemann von foodwatch. „Die Supermarktketten tricksen auch bei ihren Eigenmarken mit Shrinkflation. Umweltministerin Steffi Lemke muss der Praxis einen Riegel vorschieben und die Menschen vor versteckten Preiserhöhungen schützen.“
Im September hatte Edeka gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt, an den betreffenden Regalen vor versteckter Preiserhöhung warnen zu wollen. Vorbild sei die französische Supermarktkette Carrefour, die Shrinkflation-Produkte mit einem Aufkleber versieht. Gegenüber foodwatch gab Edeka Anfang November auf Anfrage an, man habe “Vorlagen” für Warnhinweise entwickelt, die die Fillialmanager “bei Bedarf einsetzen können”. Der zu Edeka gehörende Netto Marken Discount erklärte gegenüber foodwatch, entsprechende Kennzeichnungen vereinzelt in seinen Filialen zu testen. Weder Edeka noch Netto machten Angaben zur Anzahl der Filialen, in denen die Kennzeichnung zum Einsatz kommt. Die Frage, ob auch bei Edeka-Eigenmarken vor Shrinkflation gewarnt wird, blieb ebenfalls unbeantwortet. Bei der telefonischen Umfrage unter den Edeka-Filialen aus allen Bundesländern gab lediglich ein Supermarkt gegenüber foodwatch an, von dem Vorhaben der Zentrale schon einmal etwas gehört zu haben. Acht Märkte lehnten die Vorlage grundsätzlich ab.
Laut einem Eckpunktepapier für weniger Verpackungsmüll des Bundesumweltministeriums (BMUV) soll es künftig verboten sein, den Inhalt von Produkten zu verringern, wenn dabei nicht auch die Verpackung schrumpft. foodwatch begrüßt diesen Vorstoß, bewertet ihn jedoch als unzureichend. Denn für Verbraucher:innen sei es sehr schwer, eine geringfügig verkleinerte Verpackungsgröße im Regal zu erkennen.
In Brasilien und Frankreich ist man schon weiter als in Deutschland. Brasilien schreibt eine Kennzeichnung von Shrinkflation auf der Verpackung vor. Auch der französische Minister für Wirtschaft und Finanzen, Bruno Le Maire, versprach ein Gesetz gegen Shrinkflation. foodwatch fordert dies gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Hamburg auch für Deutschland: einen Hinweis für 12 Monate auf der Vorderseite der Verpackung. Die foodwatch-Forderung wird von zahlreichen Verbraucher:innnen unterstützt: Rund 40.000 Menschen unterzeichneten eine foodwatch-Petition an Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Bundesregierung unter https://www.foodwatch.org/de/mitmachen/versteckte-preisabzocke-stoppen. Laut einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag von Watson sprechen sich 90 Prozent der Bundesbürger:innen für eine Kennzeichnung versteckter Preiserhöhungen aus.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 20.09.2023: “Edeka plant, Mogelpackungen zu kennzeichnen”
- E-Mails von Edeka und Netto
- Eckpunkte-Papier des BMUV
- Civey-Umfrage “Versteckte Preiserhöhungen: Mehrheit der Deutschen fordert Kennzeichnung”
PM foodwatch e.V.