NABU: Finjas Auswilderung ist Meilenstein für den Artenschutz im Land

„Weißer Bauch und schönes Fell – der Name Finja bedeutet in etwa die Schöne, die Helle und passt zur jungen Luchsdame, die als Erste den Kudern im Land den Kopf verdrehen soll. Mit ihrer heutigen Auswilderung beginnt ein bedeutendes Projekt zur Wiederansiedlung des ausgerotteten Luchses im Südwesten. Es ist gut, dass sich Landwirtschaftsminister Peter Hauk gemeinsam mit dem WWF, dem Zoo Karlsruhe und dem Landesjagdverband der Rückkehr des Luchses verschrieben hat. Zum Schutz der Luchse braucht es die Jägergemeinschaft, als Schutzengel“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Denn der Verkehr und illegale Abschüsse sind für Luchse die größte Gefahr.“

Die Auswilderung ist nicht nur für Baden-Württemberg bedeutsam. Mit ihr verbindet sich die Hoffnung auf baden-württembergischen Nachwuchs und auf eine stabile Luchspopulation hierzulande. Diese dient dann auch als Stütze für Luchse im Schweizer Jura, in den Vogesen und im Pfälzer Wald, wenn ein genetischer Austausch stattfinden kann, und hat somit eine überregionale Bedeutung. Mit der Freilassung der aus Nachzuchten stammenden Tiere alleine ist es daher nicht getan. „Luchse brauchen störungsarme, natürliche Wälder. Ihre Lebensräume müssen auf sicheren Wegen durch Wildtierkorridore und über Grünbrücken vernetzt sein. Sonst könnten die Tiere allzu bald tot im Straßengraben liegen“, betont NABU-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes.

Enssle ergänzt: „In unseren südwestdeutschen Wäldern gibt es genügend Platz und Wild für den scheuen Jäger mit den Pinselohren. Geeignete Flächen finden sich im Schwarzwald, im Donautal, auf der Schwäbischen Alb oder im Odenwald. Sollten sich Kuder und Katze finden, kann es mit dem Nachwuchs schnell gehen: Im Februar und März ist Paarungszeit. Nach knapp drei Monaten, also im Mai und Juni, könnten bereits zwei bis fünf Jungtiere geboren werden.“

Hintergrund:

  • Wegen seines kostbaren Pelzes und weil er als Jagdkonkurrent galt, wurde der Luchs in der Vergangenheit stark verfolgt und vor mehr als 200 Jahren in Baden-Württemberg mit Gift, Schlageisen und Gewehr ausgerottet.
  • 1970 begannen erfolgreiche Wiederansiedlungsversuche, etwa in der Schweiz und in Slowenien. Gesicherte Hinweise auf Luchse im Schwarzwald liegen seit 1998 vor.
  • Weil bei Luchsen vor allem die männlichen Kuder wandern und die Luchsweibchen nur relativ kurze Distanzen zurücklegen, ist die Reetablierung einer gesunden Luchspopulation in Baden-Württemberg ohne menschliches Zutun sehr unwahrscheinlich.
  • Aktuell leben sechs Luchse, von denen fünf sesshaft und männlich sind, im Land. Ihre Wahlheimat ist der Südschwarzwald, die Schwäbische Alb und die Bodenseeregion nahe der Schweiz (siehe www.fva-bw.de/monitoring-luchs-wolf).
  • Luchse sind in Deutschland vom Aussterben bedroht und nach FFH-Richtlinie, Anhang II und IV, streng geschützt.

 

Weitere Infos zum Luchs: www.NABU-BW.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/luchs/index.html

Luchs – Foto: NABU Michael Bonifer (www.waldschrat-naturfoto.de)

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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